Ein Eigenheim am Bodensee – davon träumen viele. Doch Bauplätze im Stadtgebiet von Konstanz sind rar, weswegen sich viele Häuslebauer auch in den Teilorten und Nachbargemeinden umschauen. Dort gibt es Flächen, auf denen in den kommenden Jahren neue Wohngebiete entstehen sollen. Aber was müssen Interessierte tun, um einen Bauplatz zu bekommen? Bei zwei Gebieten in der Region hat der SÜDKURIER nachgefragt, wie die Vergabe genau abläuft.
Im Konstanzer Teilort Dingelsdorf ist beispielsweise das Baugebiet Steinrennen II geplant. Die Stadt hat vor zwei Jahren 70 Prozent des Gebiets gekauft, sagt Ortsvorsteher Heinrich Fuchs. „Der nächste Schritt ist der Aufstellungsbeschluss und dann irgendwann der Bebauungsplan.“ Wenn der fertig ist, wird die Fläche in kleine Grundstücke aufgeteilt. Dann kommt es zur Erschließung des Gebiets. „Damit Bagger anrollen können, braucht es natürlich erst mal Straßen und Infrastruktur.“ Fuchs rechnet damit, dass die Bauarbeiten gegen 2028 losgehen könnten.
Dingelsdorf: Punkte sammeln für den Bauplatz
Wer daran interessiert ist, auf dem Gebiet in Dingelsdorf zu bauen, hat zwei Möglichkeiten: Entweder fragt man einen privaten Besitzer der 30 Prozent Fläche, die nicht der Stadt gehören, nach einem Bauplatz. Oder man bewirbt sich auf ein städtisches Grundstück.

Mit der Bauplatzvergabe versucht die Stadt zu steuern, wie die Dingelsdorfer Gesellschaft aufgestellt sein soll. „Wir wollen natürlich, dass das mit unseren politischen Zielen einhergeht“, sagt Fuchs. „Dingelsdorf soll in dem Sinne größer werden, dass Kindergärten, Spielplätze und Schulen optimal genutzt werden können.“ Deshalb sollen bevorzugt Familien mit kleinen Kindern bauen können, die auch die bestehenden Kindergärten und Schulen nutzen. „Diese Infrastruktur nützt etwa Rentnern nicht so wie Kleinkindern.“
Um das umzusetzen wurde im bereits bewohnten Gebiet Steinrennen I ein Punktesystem angewandt. Punkte gibt es, wenn eine Familie zum Beispiel schon länger in Konstanz lebt und kleine Kinder hat. Pro Kind gibt es Punkte, je jünger desto mehr. „Auch wenn jemand einen Job in Konstanz hat, ist es besser, als wenn man vielleicht in Stockach arbeitet und jeden Tag 30 Kilometer durch die Gegend fährt“, nennt Fuchs als weiteres Beispiel.

Wer am meisten Punkte bekommt, hat die größte Chance auf einen Bauplatz. Darauf basiert soll dann eine Warteliste für die Grundstücke erstellt werden. Aber werden auch im neuen Baugebiet die Plätze so vergeben? „Ja, das wird vermutlich so sein“, bestätigt der Ortsvorsteher und verweist darauf, dass diese Art der Vergabe üblich ist. „Aber politisch ist noch nichts entschieden. Mit dem Grunderwerb stehen wir erst am ersten Schritt dieser Reise.“
Allensbach: Erschließungsstart noch unklar
Nicht nur in den Teilorten der Konzilstadt soll neuer Wohnraum entstehen: So plant die Nachbargemeinde Allensbach ein Neubaugebiet beim Ortsteil Kaltbrunn. Bisher wird die mehr als zwei Hektar große Fläche als Grünland genutzt. Im Jahr 2018 kaufte die Gemeinde die Grundstücke, um dort ein Wohngebiet zu errichten. Wer sich dort für einen Bauplatz interessiert, kann auch hier mit einem Punktesystem rechnen.
Laut Stefan Weiss, Hauptamtsleiter von Allensbach, soll die Bauplatzvergabe ein öffentliches Verfahren sein. „Die Grundstücke werden also öffentlich ausgeschrieben, jeder kann sich dafür bewerben“, sagt Weiss. Das wird mit einem offiziellen Bewerbungsformular möglich sein. „Aber die genauen Vergabekriterien muss der Gemeinderat noch beschließen.“

Am 17. Oktober ist deswegen im Allensbacher Gemeinderat ein Aufschlag geplant, um die genauen Richtlinien festzulegen. „Ziemlich sicher wird es ein Punktesystem geben“, bestätigt Weiss. Für welche Bedingungen die Bewerber dann wie viele Punkte bekommen, steht also bald fest.
Der zeitliche Rahmen für den Baubeginn in Kaltbrunn ist allerdings nicht nur für bauinteressierte Bürger noch ungewiss: Auch im Rathaus von Allensbach können die Verantwortlichen noch nicht genau abschätzen, wann auf dem Gebiet die Bagger anrollen können. Das Landratsamt hat in Zusammenhang mit dem Projekt einen Widerspruch für den Ausgleich von Obstbaumwiesen kassiert. Frank Ruhland, Leiter des Ortsbauamts, erklärt: „Das hat eine aufschiebende Wirkung auf unsere Planung. So lange können wir kein Erschließungsverfahren für das Gebiet einleiten.“