Robin Barz sorgt mit seinen Kolleginnen und Kollegen dafür, dass alle Gäste in einem sicheren Umfeld Spaß haben können. Er weiß, dass viele ein vorurteilsbehaftetes Bild von Türstehern haben. Das bekommt er bei jedem Einsatz in Form von Beleidigungen und respektlosem Verhalten zu spüren. Umso wichtiger ist es ihm, diese Vorurteile zu entkräften.

Wenn er für die Kontrolle am Eingang zuständig ist, begrüßt er jeden Gast. „Es ist wichtig, freundlich auf die Leute zuzugehen. Sie sollen wissen, dass ich nicht hier bin, um sie zu filzen und rauszuschmeißen, sondern einfach nur, um die Sicherheit für alle zu gewährleisten.“

Unternehmensgründung im Kampf gegen Rassismus

Anfang 2023 haben Robin Barz (27) und sein enger Freund Georgi Oprev ihre Sicherheitsfirma BOS Group OHG gegründet. Oprev sei im Konstanzer Nachtleben aufgrund seines Migrationshintergrundes oft rassistisch und diskriminierend behandelt worden. Dass das kein vertretbarer Standard sei, darüber waren sich die beiden einig.

Am liebsten haben Robin Barz (rechts) und sein Geschäftspartner Georgi Oprev (links) ein Lächeln auf den Lippen. Auf jeden Fall wollen ...
Am liebsten haben Robin Barz (rechts) und sein Geschäftspartner Georgi Oprev (links) ein Lächeln auf den Lippen. Auf jeden Fall wollen sie mit gutem Beispiel vorangehen. | Bild: privat

Sie beschlossen, es besser zu machen. Für Freunde, die sich im Kunst- und Kultur-Verein Mahagoni Kollektiv engagieren, begannen die beiden auf deren Veranstaltungen ehrenamtlich als Ordner zu arbeiten. Und das neben Barzs Lehramtsstudium im Master und Oprevs Job als IT-Projektmanager in der Schweiz.

Damals hatten sie noch keine Ausbildung absolviert, da sie nur als ehrenamtliche Ordner vor Ort waren. Als sich die Veranstaltungen mehrten, auf denen sie tätig waren, trafen sie eine Vereinbarung mit dem Mahagoni Kollektiv. Barz und Oprev wurden für ihre Arbeit nicht vergütet, sondern bekamen die Schulung sowie die Sachkundeprüfung nach der Gewerbeordnung finanziert, die für die professionelle Ausübung der Tätigkeit notwendig sind.

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Probleme gibt es bei Drogen und Alkohol

Dass diese Arbeit nie ohne Reibungspunkte mit dem Partyvolk ausgeübt werden könne, dessen waren sich die Beiden bewusst. Schwierige Situationen entstünden vor allem, wenn Alkohol oder andere Substanzen im Spiel sind. „Es wurden schon Gläser nach uns geworfen, wir wurden schon angespuckt und es wurde nach uns geschlagen“, erzählt Barz.

Eines seiner negativsten Erlebnisse: Einer der Veranstalter sei von einem Gast geschlagen worden. Der Täter wurde sofort von der Security hinausgebracht, verschaffte sich aber mithilfe eines befreundeten Veranstalters erneut Zutritt. „Die Person hat dann Gläser in die Menge geworfen und gedroht, eine Waffe zu holen und uns alle umzubringen“, berichtet Barz. Ihnen blieb nichts anderes übrig, die Situation mit körperlicher Gewalt zu entschärfen, bis die Polizei da war.

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„Beschimpft werden wir eigentlich immer“

Gewalt, die gezielt gegen Barz und sein Team gerichtet ist, entstünde besonders dann, wenn sie dabei sind, zwischen Gästen zu deeskalieren; dann würde die Aggressivität schnell gegen sie gerichtet. „Beschimpft werden wir eigentlich immer, also an jedem Abend, selbstverständlich auch aufs Übelste.“ In den meisten Fällen geht Robin das nicht nahe.

„Aber jeder von uns ist ein Mensch“, sagt er achselzuckend. Manchmal werde dann doch ein wunder Punkt getroffen. Die Kunst sei, damit professionell umzugehen und darüberzustehen. Das sei auch Teil ihrer Dienstleistung. Wenn jemand handgreiflich wird, dann würde die Person eben nach draußen gebracht.

Neben seinem Lehramtsstudium hat Robin Barz mit seinem Geschäftspartner eine Sicherheitsfirma gegründet. Warum? Er möchte dem Konstanzer ...
Neben seinem Lehramtsstudium hat Robin Barz mit seinem Geschäftspartner eine Sicherheitsfirma gegründet. Warum? Er möchte dem Konstanzer Nachtleben einen besseren Ruf verschaffen. | Bild: Isabelle Graef

Und wenn es zu Beleidigungen kommt? Barz und sein Team lassen sich nicht provzieren. Er meint dazu nur trocken: „Runterschlucken, weitermachen.“ Klar fände er es schön, wenn die Leute ein bisschen mehr Verständnis dafür hätten, dass er nur seinen Job mache. Aber erwarten könne er das nicht. Wünschen würde er sich einen respektvolleren Umgang trotzdem.

Ein Weg, wie er und sein Team es jetzt schon schaffen, ein besseres Miteinander in die Partyszene zu bringen, ist ihre Zusammenarbeit mit der Initiative Nachtlicht. Dabei handelt es sich um eine Hochschulgruppe, die auf Partys eine Anlaufstelle für alle Personen bietet, die sich unwohl fühlen, Diskriminierung erfahren oder belästigt werden. Diese Kooperation sei in der Szene leider noch nicht üblich, liege ihm aber am Herzen, erklärt Robin Barz.

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Als Ur-Konstanzer ist ihm das Bild seiner Heimatstadt wichtig. Im Nachtleben sei dieses nach Vorfällen – wie der tödlichen Schießerei von 2017 oder Schlägereien in den Morgenstunden – jedoch nicht, wie er sich es wünschen würde. „Es ist eines meiner persönlichen Ziele, einfach weil ich diese Stadt so sehr mag, den guten Ruf bis in das Nachtleben auszuweiten“, sagt Barz.

Es geht aber auch mit Wertschätzung

Schöne Momente gibt es aber auch jede Nacht. Und die gehen dann auch ihm nahe. „Wenn Gäste nach einer Party kommen und sagen ‚Hey, wir haben uns mega wohlgefühlt. Vielen Dank, dass ihr da seid. Ihr seid echt toll‘.“ Oder wenn die Veranstalter ihnen ein gutes Feedback geben. Dann fallen auch die Türsteher nach einer langen Nacht entspannter in den wohlverdienten Schlaf.