Jochen Kunkel fühlt sich ungerecht behandelt. Der Konstanzer meldete sich beim SÜDKURIER, weil er mehrere Vorgänge beim Fährbetrieb der Stadtwerke erlebte, die er als unfair empfand. Es drehte sich dabei darum, welche Fahrzeuge wann an der Reihe sind, um auf eine Fähre fahren zu dürfen.

Seine Beobachtung: Fähremitarbeiter sollen gewisse Fahrzeuge bevorzugt an Deck gelassen haben. In dem expliziten Fall habe es sich dabei um ein Auto der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) gehandelt. Warum das wichtig ist: Die BSB ist eine Tochterfirma der Stadtwerke Konstanz.

Auf dem Rückweg von Meersburg dann eine weitere, dahingehende Beobachtung. Dieses Mal soll ein Fahrzeug mit DD-Kennzeichen bevorzugt behandelt worden sein. „Als vierter in der ersten Wartespur, die bis ans Ende voll belegt war, wurde ich nicht auf den üblichen Platz geführt, sondern an den rechten Rand, womit ich im Prinzip kein Problem hatte“, so Kunkel. Nach ihm sei aber nicht das nächste Fahrzeug in seiner Wartespur an der Reihe gewesen, sondern ein BMW mit DD-Kennzeichen. Dieser stand als erster in der zweiten Reihe.

Die beiden Fähren Lodi und Richmond kreuzen sich vorm Hafen Staad. Lodi vollbeladen und Richmond fast leer.
Die beiden Fähren Lodi und Richmond kreuzen sich vorm Hafen Staad. Lodi vollbeladen und Richmond fast leer. | Bild: Louis Keeves

Es bleiben die Fragen: Was sind denn die Kriterien, nach denen die Fähre beladen wird? Gibt es Fahrzeuge, die bevorzugt werden? Und dürfen diese gar die Warteschlange überspringen?

Es gibt bestimmte Regeln

Die Konstanzer Fähre, die zwischen dem Stadtteil Staad und Meersburg auf der anderen Seite des Überlinger Sees pendelt, muss bei jeder Überfahrt erneut beladen und entladen werden. Diese Arbeit wird von den Maschinisten ausgeführt. Sie zeigen den Autofahrern an, in welcher Spur sie parken müssen. Damit dies auch glattläuft, gibt es bestimmte Richtlinien. Die oberste Regel ist es, die Kapazität der Fähre komplett auszuschöpfen. Das gibt Christopher Pape, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage an.

Dieses Ziel wird durch die Absprache zwischen dem „Platzdienst“ und dem Maschinisten erreicht. Der Platzdienst weiß, welche Fahrzeuge zu welchem Zeitpunkt in den Wartespuren eingetroffen sind und spricht sich direkt vorm Beladen mit dem Maschinisten ab. Daraufhin wird von dem Maschinisten entschieden, welche Fahrzeuge er zu welchem Zeitpunkt für die Beladung benötigt. Bei diesem Prozess kommt noch ein entscheidender Faktor ins Spiel: das Gewicht.

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Wenn mehrere große und schwere Fahrzeuge, wie zum Beispiel mehrere Lastwagen, gleichzeitig auf die Fähre wollen, werden diese an ausgewählte Orte platziert. Die Laster werden beispielsweise in der Regel in die Mitte der Fähre gestellt, sodass diese nicht auf einer Seite schwerer ist und dadurch in eine Schieflage gerät. Durch die Vermeidung einer Schieflage lässt sich die Fähre besser manövrieren.

Wer darf zuerst auf die Fähre?

  • Einsatzfahrzeuge: Es gibt immer mal wieder Überfahrten, bei denen auch Einsatzfahrzeuge mitfahren müssen. Doch Christopher Pape versichert, dass Polizeifahrzeuge, Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwägen und insgesamt Blaulichtfahrzeuge nur bevorzugt werden, wenn diese im Einsatz sind.
  • Busse: Es gibt darüber hinaus auch noch die Stadtschnellbusse, die bevorzugt werden und deswegen vor den schon wartenden Autos auf die Fähre fahren dürfen. Der Fernbus ist ein weiteres Fahrzeug, welches öfter mit der Fähre verkehrt. Die Regelung zum Fernbus ist, dass dieser immer auf das nächstmögliche Schiff kommt. Wenn die Fähre beim Eintreffen des Busses schon so gut wie voll beladen ist, darf dieser direkt auf die Nächste auffahren.
  • Diplomatischer Dienst: Auch der Diplomatische Dienst bildet eine Ausnahme – zumindest in spezifischen Fällen. So gibt Christopher Pape an, dass ein Auto des Diplomatischen Dienstes Vorrang habe. Allerdings nur dann, wenn dieses vorher bei der Fähre angemeldet wurde.

Das bedeutet: Wenn sie eines dieser Fahrzeuge sehen, könnte es gut sein, dass sie noch etwas länger warten müssen und die oben genannten Fahrzeuge vorgelassen werden.

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Autos vom eigenen Betrieb – Stadtwerke Konstanz – und auch von der Tochterfirma BSB werden, laut Christopher Pape, im Normalfall nicht bevorzugt und dürften sich nicht vordrängeln. In dem konkreten Fall habe es sich wohl um einen Mitarbeiter des Fährbetriebs gehandelt, der nicht genau abschätzen konnte, wann er auf die Fähre fahren müsse.

„Er ist dann von unserem Platzdienst auf diesen Standort für sein Fahrzeug verwiesen worden“, so Pape. Deswegen habe er sein BSB-Auto auf der Lastwagen-Spur abgestellt, um den Ladeprozess nicht zu beeinträchtigen. Pape erklärt, dass dieser somit auch der erste Wartende war, auch wenn er nicht in der normalen Wartespur stand.

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Keine Fahrt ist wie die andere

Beim Fährbetrieb werde laut Pape darauf geachtet, dass jeder seinen Platz bekommt und dass die Schiffe immer sicher beladen sind. Manchmal kann es aber zu Ausnahmen kommen, da zum Beispiel jemand zu weit auf der Linie geparkt hat und somit kein zweites Auto hineinpassen könnte. Dadurch kann nicht immer die geplante Menge an Autos auf die Fähre. Es könnte dadurch auch an den Seiten enger werden, da sich durch einen Falschparker die ganze Reihe verschiebt.

Laut Christopher Pape, würden beim Fährbetrieb „keine Ausnahmen hinsichtlich der Person oder des Fahrzeugs gemacht“ werden. Er stellt auch noch klar, dass die Maschinisten nach bestem „Wissen und Gewissen“ das Fährschiff beladen.