Kein Schwaketenbad, das kleine Hallenbad am Seerhein weitgehend durch Schulen und Vereine blockiert und nun auch noch keine Traglufthalle: Die Bädergesellschaft hat Freizeitsportlern in diesem Winter nur wenig anzubieten. Worüber der SÜDKURIER bereits Ende August berichtete, tritt jetzt genau so ein. Laut einer Pressemitteilung hat der Bäderbeirat dem Schritt zugestimmt. Man habe sich „schweren Herzens“ zu dem Schritt entschlossen, wird Bäder-Geschäftsführer Robert Grammelspacher zitiert, und weiter: „Es ist vor allem völlig offen, ob und in welcher Form die Bäder im Land diesen Winter überhaupt geöffnet bleiben dürfen. Aber wir brauchen jetzt Planungssicherheit.“

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Zur Begründung heißt es, die Corona-Lage sei gerade für Bäder und ihre Benutzer unübersichtlich. Viele Bäder hätten weiterhin ganz geschlossen, und mit steigenden Infektionszahlen sei unklar, welche Art von Betrieb über den Winter überhaupt noch möglich sei. Schon vor Wochen war die Befürchtung laut geworden, dass die berüchtigten Aerosole in Traglufthallen besonders leicht entstehen. Dabei handelt es sich um feinste Tröpfchen in der Atemluft, die als sehr bedeutsam bei der Übertragung ansteckender Krankheiten gelten.

Sonst haben die Mitarbeiter der Bädergesellschaft jeden Herbst nach dem Aufbau der Traglufthalle auch die Startblocks wieder in Betrieb ...
Sonst haben die Mitarbeiter der Bädergesellschaft jeden Herbst nach dem Aufbau der Traglufthalle auch die Startblocks wieder in Betrieb genommen. Das wird 2020/2021 nichts. | Bild: Oliver Hanser

Doch das ist eben nicht alles – es geht auch um das Geld. Der Bädergesellschaft fehlen massiv Einnahmen, weil sie immer nur eine begrenzte Zahl von Gästen in die Bäder lassen darf und entsprechend weniger Eintrittskarten verkauft. Zugleich seien die Kosten höher, was laut Robert Grammelspacher ein Loch von rund einer Million Euro in die Kasse reißt. Sein Fazit, dem sich jetzt auch der mit Kommunalpolitikern und Vereinsvertretern besetzte Bäderbeirat offenbar anschließt: „Der Aufbau und Betrieb der Traglufthalle unter ungewissen Bedingungen würden somit in keinerlei Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen.“

Er sagt, es gebe eigentlich keine Alternative zum Verzicht auf die Traglufthalle: Bäder-Chef Robert Grammelspacher.
Er sagt, es gebe eigentlich keine Alternative zum Verzicht auf die Traglufthalle: Bäder-Chef Robert Grammelspacher. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Für die Schwimmer ist die Entscheidung ein neuerlicher Schlag. Mehrfach wurden sie in der Vergangenheit durch immer wieder verschobene Termine zur Wiedereröffnung des Schwaketenbads enttäuscht. Der Ersatz für das vor über fünf Jahren komplett abgebrannte Bad sollte eigentlich längst in Betrieb sein. Zuletzt war nun der Herbst 2021 als Eröffnungstermin genannt worden. Bis dahin fehlt mindestens ein 25-Meter-Trainingsbecken sowie der gesamte Spaßbereich mit Rutschen und Sprunganlage.

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Auch auf das Hallenbad am Seerhein können sich Freizeitsportler außerhalb von Vereinen nur beschränkte Hoffnungen machen, wie die Bädergesellschaft einräumt. Dort haben laut Mitteilung „Grundschulen und die Vereine Priorität, um den wichtigen Schwimmunterricht für Kinder zu sichern.“ Gleichwohl versuche die Bädergesellschaft, die Öffnungszeiten für die Allgemeinheit auszuweiten. Wie viel Spielraum die angekündigte „Feinabstimmung mit Schulen und Vereinen“ bringt, ist freilich offen. Hinzu kommt, dass das alte Bad an der Spanierstraße sehr viel weniger Wasserfläche bietet als das nun nur noch bis zum 25. Oktober zugängliche 50-Meter-Becken im Therme-Außenbereich.

Vier Bahnen von 25 Metern Länge: Das Hallenbad am Seerhein ist ein tolles Gebäude und steht einschränkt auch der Öffentlichkeit zur ...
Vier Bahnen von 25 Metern Länge: Das Hallenbad am Seerhein ist ein tolles Gebäude und steht einschränkt auch der Öffentlichkeit zur Verfügung. Doch die Kapazitäten sind begrenzt. | Bild: Stadtwerke Konstanz

Konstanzer Schwimmern außerhalb von Vereinen und Schulen bleiben nach der Entscheidung gegen die Traglufthalle neben den eingeschränkten Möglichkeiten im Hallenbad am Seerhein nur noch die Bäder der Nachbarstädte. Insbesondere ins Blickfeld rückt dabei das Egelseebad in Kreuzlingen. Es hat trotz Corona geöffnet und bietet an den meisten Wochentagen morgens, mittags und abends Zeitfenster für Individualbesucher. Neben einem 25-Meter Schwimmbecken stehen auch ein Nichtschwimmer- und ein Planschbecken zur Verfügung. Der Eintritt für Erwachsene beträgt sechs Franken, für Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren vier und für Kinder bis 15 Jahre nur zwei Franken, es gelten nur wenige Corona-Einschränkungen. Das Bad in der Nachbarstadt wurde vor wenigen Jahren umfassend saniert und erweitert und ist auch bei Konstanzer Familien schon immer beliebt.

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Ursula Klaußner, Vorsitzende des Schwimmklubs Sparta Konstanz, sagte bereits im August nach einem Austausch mit Bäderchef Robert Grammelspacher: „Ich bin einigermaßen deprimiert. Die Aussichten sind niederschmetternd, ob nun mit oder ohne Traglufthalle.“ Sechs Wochen später herrscht traurige Gewissheit – für Schwimmer sieht es diesen Winter in Konstanz sehr, sehr eng aus.