Über Monate hinweg saßen Barkeeper und ihre Kunden wegen des langen Lockdowns ab Herbst 2020 auf dem Trockenen. Dann endlich durften auch Gastronomiebetriebe im Frühsommer wieder öffnen. Die Barkeeper-Szene am Bodensee feierte die Rückkehr zu einem Stück Normalität kürzlich beim Drinks Open 2021 – einem jährlich im Bodenseeraum stattfindenden Wettkampf, bei dem Barkeeper aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegeneinander antreten.

Drinks Open 2021 im Restaurant Alti Badi in Kreuzlingen. Im Bild: Max Boenigle von der Konstanzer Shotz Bar.
Drinks Open 2021 im Restaurant Alti Badi in Kreuzlingen. Im Bild: Max Boenigle von der Konstanzer Shotz Bar. | Bild: Marcel Jud

„Es ist die erste Veranstaltung in der Region für die Branche in diesem Jahr“, erklärt Christian Rosenberg, Geschäftsführer Medienbotschaft Verlag & Events GmbH, die das Drinks Open auf die Beine gestellt hat. Insgesamt hätten dieses Jahr 20 Barkeeper aus Deutschland und jeweils zehn aus der Schweiz und Österreich teilgenommen. „Es sind auch solche aus Berlin und Hamburg dabei“, sagt Rosenberg Ende September im Kreuzlinger Restaurant Alti Badi, wo die Vorrunde des Wettkampfs ausgetragen wurde.

Christian H. Rosenberg, Geschäftsführer Medienbotschaft Verlag & Events GmbH, Herausgeber und Chefredakteur Magazine Whisky Time und ...
Christian H. Rosenberg, Geschäftsführer Medienbotschaft Verlag & Events GmbH, Herausgeber und Chefredakteur Magazine Whisky Time und Drinks Deutschland. | Bild: Marcel Jud

Der gebürtige Konstanzer der den auf Branchenmagazine spezialisierten Verlag Medienbotschaft mit Sitz in Tägerwilen vor rund 20 Jahren gegründet hat, ist die Freude anzusehen, dass endlich wieder etwas geht, hinter und vor den Tresen der Region. „Als die Bars zu waren, hatten wir natürlich auch keine Anzeigen für unsere Magazine“, sagt Rosenberg Ende September, bevor das Finale des Drinks Open am Abend auf einem Bodenseeschiff ausgetragen wird. Zu den Finalisten gehören auch zwei Konstanzer Barkeeper.

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Guillaume Weber, Cocktailbar Blauer Engel

Der eine ist Guillaume Weber, Barchef der Cocktailbar Blauer Engel in der Konstanzer Altstadt. Der SÜDKURIER trifft ihn einige Tage nach dem Finale des Drinks Open an seinem Arbeitsplatz. „Der Wettbewerb war supercool. Es war das erste Mal, dass sich wieder viele Barkeeper zusammen getroffen haben – und es war zwar ein Wettbewerb, aber man hat sich auch gegenseitig geholfen und sich ausgetauscht“, schwärmt der gebürtige Straßburger, der seit etwas mehr als zwei Jahren in Konstanz lebt und arbeitet.

Guillaume Weber, Barman en chef der Cocktailbar Blauer Engel in der Konstanzer Altstadt.
Guillaume Weber, Barman en chef der Cocktailbar Blauer Engel in der Konstanzer Altstadt. | Bild: Marcel Jud

Weber hat bereits vergangenes Jahr am Drinks Open teilgenommen, dieses Mal hat er den Wettkampf als Achtplatzierter im Finale abgeschlossen. Ins Finale gekommen ist er dank seiner Variation des Cocktail-Klassikers Piña Colada.

Cocktail von Guillaume Weber in der Vorrunde des Drinks Open 2021.
Cocktail von Guillaume Weber in der Vorrunde des Drinks Open 2021. | Bild: Marcel Jud

Der 22-Jährige ist erleichtert, dass er seit Anfang Juni wieder hinter dem Tresen des Blauen Engels steht. „Die sieben Monate Lockdown waren lang, zu lang: Es war langweilig, und natürlich hatte ich auch weniger Geld“, sagt Weber. Denn mit seinem Lohn zahle er die Fixkosten, alles andere mit dem Trinkgeld. Doch seit dem Sommer läuft wieder etwas in der Cocktailbar Blauer Engel. „Wir sind jeden Abend voll. Wir haben super Kunden, die alle froh sind, dass sie wieder kommen können.“

Guillaume Weber bei der Zubereitung des Cocktails, mit dem er ins Finale des Drinks Open eingezogen ist.
Guillaume Weber bei der Zubereitung des Cocktails, mit dem er ins Finale des Drinks Open eingezogen ist. | Bild: Marcel Jud

Nur eines trübt das Ende der langen Durststrecke für den Barchef: „Wegen der Abstandsregeln haben wir fast 30 Plätze verloren, und wir müssen etwa zehnmal pro Abend an die Maskenpflicht erinnern.“ Er hoffe, dass der Zugang zu Bars bald nur noch mit 2G-Nachweis, also für Genesene und Geimpfte, möglich ist – und dafür Maskenpflicht und Abstandsregeln wegfallen. Auch für ihn und die anderen Mitarbeiter wäre das eine Erleichterung, betont Weber: „Pro Tag müssen wir zwischen sechs und neun Stunden fast durchgehend eine Maske tragen.“

Heike Stehle, Wunderbar in Stockach

Ganz furchtbar sei die Zeit des Lockdowns für Barkeeper gewesen, sagt Heike Stehle, die für das Drinks Open Ende September aus Stockach an den Bodensee gereist ist. Seit zwei Jahren arbeitet sie in der Kleinstadt als Teilzeit-Barkeeperin für die dortige Wunderbar. „Es ist schön, zu sehen, dass die Leute wieder gerne weggehen“, schwärmt Stehle, die seit Mitte Juni wieder hinterm Bartresen steht. Die Gäste hätten auch viel Verständnis für die 3G-Regelung, die den Zutritt nur Getesteten, Geimpften oder Genesenen erlaubt.

Heike Stehle, Barkeeperin Wunderbar, am Drinks Open 2021 im Restaurant Alti Badi in Kreuzlingen.
Heike Stehle, Barkeeperin Wunderbar, am Drinks Open 2021 im Restaurant Alti Badi in Kreuzlingen. | Bild: Marcel Jud

„Ich hoffe einfach, dass wir nicht wieder schließen müssen“, betont Stehle im Restaurant Alti Badi beim Drinks Open. Für sie hat es nicht ins Finale gereicht, dennoch bereut sie ihre erstmalige Teilnahme am Barkeeper-Wettkampf nicht. „Es macht Spaß, sich mit den anderen auszutauschen und deren Kreationen zu sehen.“ Sie selbst hatte sich für das Motto „Mix the Magic“ (Mixe die Magie) des diesjährigen Drinks Open etwas ganz Spezielles einfallen lassen.

Cocktail von Heike Stehle in der Vorrunde des Drinks Open 2021.
Cocktail von Heike Stehle in der Vorrunde des Drinks Open 2021. | Bild: Julia Laatsch Fotografie/Medienbotschaft Verlag & Events GmbH

Erim Türkmen, Friedrichs Bar im Hotel 47°

Erim Türkmen von Friedrichs Bar im Hotel 47° am Konstanzer Seerhein hat es im Gegensatz zu Heike Stehle ins Finale der Barkeeper-Wettkampfs geschafft. Der Barchef ist aber auch ein alter Hase und hat bereits fünfmal am Drinks Open teilgenommen. „Es war super, wieder dabei zu sein und die Kollegen zu sehen. Es ist immer ein toller Teamgeist beim Drinks Open“, erzählt er, als der SÜDKURIER ihn am ersten Oktoberwochenende in seiner Bar besucht.

Erim Türkmen, Barchef der Friedrichs Bar im Hotel 47° am Konstanzer Seerhein.
Erim Türkmen, Barchef der Friedrichs Bar im Hotel 47° am Konstanzer Seerhein. | Bild: Marcel Jud

Und da spielt es für Türkmen auch keine Rolle, dass er das Finale nicht für sich entscheiden konnte. Der erste Platz ging diesmal an die Schweizer Barkeeperin Riccarda Bini vom Barflyz in Zürich. Und immerhin hatte sich der Konstanzer Barchef in der Vorrunde bereits gegen viele Konkurrenten durchsetzen können, mit seiner Cocktail-Kreation auf Wodka-Basis.

Cocktail von Erim Türkmen in der Vorrunde des Drinks Open 2021.
Cocktail von Erim Türkmen in der Vorrunde des Drinks Open 2021. | Bild: Julia Laatsch Fotografie/Medienbotschaft Verlag & Events GmbH

Wie seine beiden Kollegen aus der Region ist auch Türkmen erleichtert, dass wieder ein Stück Normalität vor und hinter den Tresen seiner Bar zurückgekehrt ist. „Der große Lockdown war richtig anstrengend. Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen, auch finanziell musste ich schauen.“ Viele Kollegen hätten deshalb den Beruf gewechselt. Aber das kam für den Barchef von Friedrichs Bar nicht infrage, wie er betont: „Mein Job ist meine Berufung, meine Leidenschaft. Ich wollte nicht aufgeben, trotz der widrigen Umstände.“

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Und das hat sich gelohnt, wie er berichtet: „Als wir wieder aufmachen konnten, kamen die Gäste erst langsam zurück. Aber dann war es, als gäbe es kein Morgen mehr. Man merkt richtig: Die Leute wollen raus, was erleben, andere Menschen treffen.“ Er genieße das, der Job mache wieder Spaß. Auch wenn derzeit noch nicht alles ideal sei: Wie Guillaume Weber machen auch Türkmen und seinem Team die Abstandsregeln zu schaffen, weshalb ihre Bar nicht so voll ist, wie sie sein könnte.

Und dann seien da noch die Kontrollen der Corona-Zertifikate, die sie neben ihrem eigentlichen Job machen müssten. „Das ist zeitaufwendig, aber die Leute haben Verständnis dafür, dass sie deshalb teilweise etwas länger auf ihre Drinks warten müssen“, so der Barchef.

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