Ist ein verkaufsoffener Sonntag noch zeitgemäß? „Diese Frage beantwortet sich selbst“, meint Daniel Hölzle, Vorsitzender der Händlervereinigung Treffpunkt Konstanz, mit Blick auf die gut besuchte Konstanzer Innenstadt. „Die Leute freuen sich, dass endlich mal wieder etwas stattfindet“, so Hölzle, der anfügt: „Da haben wir einen Treffer gelandet.“

Gut besucht war die Konstanzer Innenstadt – hier die Marktstätte – beim verkaufsoffenen Sonntag.
Gut besucht war die Konstanzer Innenstadt – hier die Marktstätte – beim verkaufsoffenen Sonntag. | Bild: Scherrer, Aurelia

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause nahmen vor allem Konstanzer den Anlass gerne wahr und genossen das gebotene Rahmenprogramm. „Der Bedarf ist da“, stellt auch Eric Thiel, Geschäftsführer der Marketing und Tourismus Konstanz GmbH (MTK) fest. „Die Leute genießen das sehens- und erlebenswerte Programm, die Menschen verteilen sich, es ist nicht zu voll und ich sehe viele Menschen mit Einkaufstaschen.“ Einig sind sich die Veranstalter, dass der Bio-Markt, der als Anlass für den Verkaufssonntag diente, zur Tradition werden sollte. Eric Thiel und Rainer Grimminger, Regionalmanager der Biomusterregion Bodensee, visieren schon den Herbst 2022 für die dritte Auflage an.

Bio-Markt ist ein Erfolg

Kommen, sehen, probieren und informieren – das schien die Lösung beim Bio-Markt in der Hafenstraße zu sein. 16 bio-zertifizierte Aussteller – vom Landwirt bis zum Produzenten – brachen auf interessante Weise mit viel Spaß und guter Laune eine Lanze für Bio-Produkte. Die Besucher waren interessiert, ließen sich die gebotenen Produkte schmecken und kauften ein.

„Die Leute haben Zeit mitgebracht und unterhalten sich mit den Standbetreibern. Das ist auffällig“, so Rainer Grimminger, der im Schulterschluss mit der MTK den Bio-Markt in Konstanz organisiert hat. „Es ist eine super Plattform, denn so erreichen wir auch die Menschen, die bis dato noch nicht so bio-affin sind und können Überzeugungsarbeit leisten.“

Die Feuerwehr auf dem Augustinerplatz

Der Augustinerplatz war fast ausschließlich in der Hand der Blaulicht-Fraktion. Gerade die Kinder drängten ihre Eltern, die gerade ein Geschäft besuchen wollten, eben dorthin. Höhepunkt waren hier die Feuerwehrfahrzeuge und die Drehleiter im Speziellen, denn die Kinder durften im Korb in die Höhe und die Stadt aus der Vogelperspektive betrachten.

Treffpunkt für Familien war der Augustinerplatz, denn die Feuerwehr lud auch zu Fahrten mit der Drehleiter.
Treffpunkt für Familien war der Augustinerplatz, denn die Feuerwehr lud auch zu Fahrten mit der Drehleiter. | Bild: Scherrer, Aurelia

Die Kreisverkehrswacht hatte einen Fahrradparcours für die Kinder aufgebaut und forderte die Erwachsenen mit der Promille-Brille heraus, mit der es nicht leichtfiel, einen Parcours fehlerfrei zu gehen. Vor allem Jungs wetteiferten beim Eishockey-Torschießen. Noch vieles mehr war für die Kinder geboten, was noch besser angenommen wurde, wie in den vergangenen Jahren. Für Staunen sorgte die Wushu-Akademie mit ihrem spontanen Löwen-Tanz und bereicherte damit die Mitmach-Angebote mit einer Kurz-Show.

Die Menschen war vom Löwentanz der Wushu-Akademie begeistert.
Die Menschen war vom Löwentanz der Wushu-Akademie begeistert. | Bild: Scherrer, Aurelia

Vielfältige Kulturangebote

Kulturangebote, darunter kostenlose Stadtführungen und Gratis-Eintritt ins Rosgartenmuseum, haben bei Konstanzer Verkaufssonntagen Tradition und sind aufgrund der Beliebtheit nicht wegzudenken. Erstmals in der Konstanzer Historie öffneten die Rheintorturm-Initiative, die Narrengesellschaft Niederburg und die Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft ihre historischen Wehrtürme und luden zu Führungen durch die mittelalterlichen Gemäuer.

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Die Resonanz übertraf die Erwartungen der Turmherren. Bereits zur ersten Führung um 12 Uhr kamen mehr als 25 Interessierte ins Schnetztor. „Total altersgemischt – vom Schüler bis zum Senior“, staunte Mathias Trempa, Betriebsleiter der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft. „Man merkt, die Leute wollen mal wieder etwas erleben.“

Einblick in historische Gemäuer: Roland Scherer, Zunftmeister der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft (links), gestaltete für alle ...
Einblick in historische Gemäuer: Roland Scherer, Zunftmeister der Konstanzer Blätzlebuebe-Zunft (links), gestaltete für alle Interessierten eine Führung durch das Schnetztor. | Bild: Scherrer, Aurelia

Selbstverständlich wurden die Impf-Zertifikate überprüft, was die Besuchern sogar goutierten. Die Teilnahme beim Verkaufssonntag ist „für uns auch eine Möglichkeit, die Stadtkultur der Öffentlichkeit in entspanntem Rahmen zu zeigen. An einem Sonntag können die Leute in Ruhe lädele und schlendere und Kultur genießen. Der Zuspruch ist da“, so Trempa. Die Blätz wollen künftig nicht nur an Verkaufssonntagen die Turmtüren öffnen. „Wir haben noch mehr vor, aber das ist noch nicht spruchreif“; und doch entwischt Mathias Trempa mit „Metal-Schnetz“ ein Arbeitstitel.

Auch Niederburg-Präsident Mario Böhler ist höchst zufrieden mit dem Zuspruch, den der Pulverturm gestern erfuhr, wohlwissend, dass viele Konstanzer noch nie in einem der drei Monumente der Vergangenheit waren. Glücklich über die Möglichkeit war beispielsweise der Konstanzer Klaus Bücheler.

Niederburg-Präsident Mario Böhler und sein Team hatten nicht nur die Türen des Pulverturms für die Öffentlichkeit weit aufgemacht, ...
Niederburg-Präsident Mario Böhler und sein Team hatten nicht nur die Türen des Pulverturms für die Öffentlichkeit weit aufgemacht, sondern auch Pulverturm-Kuchen gebacken. | Bild: Scherrer, Aurelia

„Der Pulverturm war der einzige, der mir noch gefehlt hat. Als Konstanzer musste ich 79 Jahre alt werden, um ihn jetzt das erste Mal von Innen sehen zu können“, meinte Bücheler schmunzelnd. „Wir sind schon im Gespräch mit den anderen, damit die Konstanzer und Gäste ein bis zwei Mal im Jahr alle drei Türme besichtigen können“, berichtet Mario Böhler.

Niederburg-Präsident Mario Böhler (3.v.r.) war glücklich, dass so viele Interessierte kamen, um den Pulverturm einmal von Innen zu sehen.
Niederburg-Präsident Mario Böhler (3.v.r.) war glücklich, dass so viele Interessierte kamen, um den Pulverturm einmal von Innen zu sehen. | Bild: Scherrer, Aurelia

Handel gut besucht

Pünktlich um 13 Uhr öffneten die Geschäfte. Sogar vor dem E-Center in der Reichenau Straße warteten schon Kunden, bis endlich die Türen geöffnet wurden. MTK-Mitarbeiterin Helena Galanakis bestätigt, dass Handel und Gastronomie gut frequentiert wurden.

Die Kundschaft hatte beim Verkaufssonntag schon gewartet, bis das E-Center in der Reichenau Straße Punkt 13 Uhr die Türen öffnete.
Die Kundschaft hatte beim Verkaufssonntag schon gewartet, bis das E-Center in der Reichenau Straße Punkt 13 Uhr die Türen öffnete. | Bild: Scherrer, Aurelia
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Am MTK-Stand wurde der Konstanzer Kiesel verkauft – ein Gutschein nur für Konstanzer, der 20 Euro kostet, aber einen Wert von 25 Euro hat und in vielen Konstanzer Geschäften eingelöst werden kann. „Zahlreiche Konstanzer sind gezielt gekommen, haben einen Kiesel gekauft, um ihn gleich einlösen zu gehen“, so Galanakis, die den Begriff „zahlreich“ mit „im hohen zweistelligen Bereich“ konkretisiert.