Priscilla Ogundipe

Obwohl es mittlerweile sehr einfach ist, an eine Corona-Schutzimpfung zu kommen, lassen sich manche so einiges einfallen, damit sie sich nicht impfen lassen müssen – und dennoch alle Freiheiten von Geimpften genießen können. Indem sie beispielsweise versuchen, Impfzertifikate zu ergaunern. Wie der nach wie vor unbekannte Mann, der am vergangenen Mittwoch laut einer Pressemeldung der Polizei in einer Konstanzer Apotheke einen gefälschten Impfausweis vorlegte.

Wie SÜDKURIER-Recherchen ergaben, spielte sich das Ganze in der Hirsch-Apotheke in der Bodanstraße ab. Eigentlich sei erst einmal alles ganz normal verlaufen, schildert Inhaber Johannes Zumbusch den Vorfall gegenüber dem SÜDKURIER. „Wir bekommen täglich eine Anfrage nach der anderen“, so der Apotheker.

Johannes Zumbusch, Inhaber der Hirsch-Apotheke, hat kein Verständnis für den Betrugsversuch.
Johannes Zumbusch, Inhaber der Hirsch-Apotheke, hat kein Verständnis für den Betrugsversuch. | Bild: Hirsch-Apotheke/Johannes Zumbusch

Der Mann sei mittags in die Apotheke gekommen, habe einer Mitarbeiterin seinen Ausweis und das gelbe Impfbuch mit einer vermeintlichen Corona-Impfeintragung vorgelegt. Er wollte das digitale Zertifikat haben. Doch beim Prüfen der Unterlagen seien der Mitarbeiterin Unstimmigkeiten aufgefallen, woraufhin sie sich an ihn wandte, erzählt Johannes Zumbusch.

An diesem Tag habe er die Polizei schon einmal wegen eines möglicherweise gefälschten Impfausweises kontaktiert. Deshalb habe er nun direkt beim zuständigen Impfzentrum angerufen, das die vermeintliche Impfung durchgeführt haben soll. Auch für das Impfzentrum waren die Daten des Mannes nicht plausibel. Deshalb habe er dann die Polizei hinzugezogen, sagt Zumbusch.

Apotheker: „Das ist kein Kavaliersdelikt“

Wie der Apotheker schildert, erfolgt die Erstellung des digitalen Impfnachweises immer in einem gesonderten Raum. Und während er die Angelegenheit mit Impfzentrum und Polizei klärte, habe sich der Betrüger aus dem Staub gemacht. „Da war der Fall klar“, so Zumbusch.

Die Hirsch-Apotheke in der Bodanstraße in Konstanz. Hier ereignete sich der Vorfall.
Die Hirsch-Apotheke in der Bodanstraße in Konstanz. Hier ereignete sich der Vorfall. | Bild: Priscilla Ogundipe

„Egal, wie ich es drehe – ich habe dafür absolut kein Verständnis“, betont der Inhaber der Hirsch-Apotheke. Er fände dieses Verhalten absolut unverantwortlich: „Das ist kein Kavaliersdelikt. Man gibt sich als geschützt aus, obwohl man es nicht ist.“ Damit begebe man sich und andere in Gefahr, wenn es zu Ansteckungen kommt. „Dabei gibt es so niederschwellige Impfangebote“, sagt Zumbusch.

Polizei: Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren möglich

Dass sich jemand den Impfnachweis erschleichen möchte, käme zwar nicht oft vor, trotzdem würden er und sein Team „wie immer, weiterhin sehr vorsichtig und aufmerksam sein und bei Ungereimtheiten entsprechende Maßnahmen einleiten“, so der Apotheker. Auffälligkeiten bemerke er direkt. Außerdem würden die Apotheken sich untereinander natürlich auch austauschen, betont Zumbusch.

Uwe Vincon, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz: „Das kann eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geben“.
Uwe Vincon, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz: „Das kann eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geben“. | Bild: Polizeipräsidium Konstanz/SK-Archiv

Auch Uwe Vincon, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz, ist der Ansicht, dass es sich dabei um kein Kavaliersdelikt handelt. „Die Ermittlungen wegen Urkundenfälschung sind im Gange. Das kann eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geben“, erklärt er. Erst vergangene Woche habe auch in der Lago Apotheke jemand versucht, sich mit gefälschtem Impfpass den digitalen Nachweis zu ergaunern.

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