Die Welle rollt. Für die Gastronomen in der Konzilstadt lassen sich die Folgen an der Zahl der abgesagten Weihnachtsfeiern ablesen. Doch nicht nur das Ausbleiben der Firmen-, Weihnachts- und Jahresabschlussfeiern belastet die Gastleute – hinzu kam im Vorfeld die Sorge vor der Einführung der 2G-Plus-Regel. Nun wurde diese für Gastronomien in Baden-Württemberg eingeführt.

Die Branche wird erneut hart getroffen

„Im wichtigen Jahresendgeschäft verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage für unsere Betriebe derzeit dramatisch“, gibt Ines Kleiner, Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Baden-Württemberg an der Geschäftsstelle Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage an. „Hotellerie und Gastronomie gehören – wieder einmal – zu den wirtschaftlich Hauptleidtragenden, nicht nur wegen der zunehmenden Einschränkungen, sondern auch wegen der massiven Verunsicherung unserer Gäste, die vielfach trotz vollständigem Impfschutz wegbleiben.“

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Die Lage in der Gastronomie sei vor allem deshalb so prekär, da das Vorweihnachtsgeschäft schon immer eine wichtige Einnahmequelle in der Gastronomie gewesen sei. Insbesondere nach den vielen Monaten des Lockdowns im vergangenen Corona-Winter fehle dieser entscheidende Umsatz in der gesamten Branche, so Ines Kleiner.

Die Lage spitzt sich zu

Die Gastronomen der Konzilstadt bestätigen dies, die Lage spitzt sich zu. „Im Oktober und November wurden wir noch mit Anfragen überrannt“, sagt Detlef Haupt, Geschäftsführer der Konzil Gaststätten, gegenüber dem SÜDKURIER. „Da wären wir an Tagen vor dem Wochenende und am Wochenende an unser Limit gestoßen.“ Doch dann sei der 19. November gekommen – der Tag an dem das Robert-Koch-Institut empfahl, auf Großveranstaltungen und ähnliche Feiern zu verzichten.

Detlef Haupt, Geschäftsführer der Konzil Restaurant & Event GmbH in Konstanz.
Detlef Haupt, Geschäftsführer der Konzil Restaurant & Event GmbH in Konstanz. | Bild: Oliver Hanser

Alleine an diesem Tag habe man Absagen über einer Besucherzahl von 450 Menschen bekommen. Doch diese ersten sechs bis sieben Gruppen seien laut Haupt nur eine Vorwarnung gewesen. So seien in den Folgewochen über 90 Prozent der Weihnachtsfeiern abgesagt worden. „Nur ganz wenige sind übrig geblieben“, so der Konstanzer Gastronom. „Das ist bitter.“

Und das obwohl nach dem ersten Halbjahr, in dem die Gastronomie wegen Corona geschlossen hatte, soviel Hoffnung auf dem Dezember gelegen habe. So wäre das Weihnachtsgeschäft eine große Einnahmequelle gewesen, um den wirtschaftlich eher schwächeren Anfang des nächsten Jahres zu kompensieren. Beim Konzil habe man auch einige Saisonkräfte, die vorwiegend im Sommer arbeiten, auch im Winter weiter beschäftigen wollen. Darüber hätten sich viele Mitarbeiter gefreut, mittlerweile sei die Stimmung unter dem Personal gedrückt.

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Laut Haupt liege das auch an einer mangelnden Perspektive für den Jahresanfang, beispielsweise falle wohl auch die Fasnacht als großer Kostendecker weg. „Die Fixkosten laufen ja weiter“, so der Konstanzer Gastronom. Mit den nächsten größeren Einnahmen rechnet er erst ab Mai, bis dahin werde die Situation schwierig oder gar existenzbedrohend bleiben. „Doch wir lassen uns unsere gute Laune nicht nehmen, die ist unser Strohhalm“, so Haupt.

Das Reservierungsbuch bleibt leer

Das Brauhaus Joh. Albrecht kämpft ebenfalls mit der derzeitigen Situation. „Das Reservierungsbuch bleibt leer“, sagt Mitarbeiterin Bedja Alexandrova. „Das Einzige, was wir kriegen, sind Stornierungen.“ Alle größeren Gruppen hätten ihre Weihnachtsfeiern abgesagt, dabei sei man zuvor für die wichtigen Monate November und Dezember ausgebucht gewesen. Oft seien jetzt nur noch zwei oder drei Personen oder einzelne Familien zu Gast im Brauhaus. So leer sei die Gastronomie noch nie in diesen Monaten gewesen.

Die Ungewissheit für die nächsten Monate macht auch hier Kopfzerbrechen. „Wir wissen nicht, was passiert“, sagt Alexandrova. Allerdings rechne sie mit einem neuen Lockdown für die Branche. Möglicherweise nicht in der Form wie im vergangenen Jahr, aber dennoch mit weiteren Einschränkungen. Sie ist sich jedoch sicher, dass man die Verbreitung des Virus stoppen und die allgemeine Lage verbessern müsse.

2G-Plus-Regel gilt nun

Wie sich herausstellt, sollte sie mit ihrer Befürchtung Recht behalten. Denn am Freitag kam die Nachricht aus Stuttgart: Die 2G-Plus-Regelung wird auch für die Gastronomie im Südwesten kommen. Für Izet Begic und sein Team vom Roten Gugelhan markierte das zu Anfang noch das vorzeitige Ende der Saison. „Mit 2G-Plus machen wir jetzt zu“, so Begic am Freitag, „wir kommen sonst nicht klar.“

Gastronom Izet Begic vor dem Restaurant Roter Gugelhan in Konstanz.
Gastronom Izet Begic vor dem Restaurant Roter Gugelhan in Konstanz. | Bild: Oliver Hanser

Am Sonntag präzisiert die Landesregierung jedoch nochmals die 2G-Plus-Regelung. So kommt nun hinzu, dass Geimpfte mit einer abgeschlossenen Grundimmunisierung, wenn seit der letzten Impfung nicht mehr als sechs Monate vergangen sind, von der Testpflicht ausgenommen sind. Ebenfalls ausgenommen sind Genesene, deren Infektion nachweislich maximal ein halbes Jahr zurückliegt. Mit den Neuigkeiten vom Sonntag änderte sich die Lage auch für den Roten Gugelhan. „Wir lassen den ganzen Dezember erst einmal auf“, so der Wirt am Sonntag. Man möchte abwarten und schauen, wie sich die Lage entwickle. Das große Problem sei jedoch die derzeitige Ungewissheit.

Seine Mitarbeiter müsse er dennoch in Kurzarbeit schicken, und das obwohl er erst vor Kurzem zwei weitere eingestellt habe. So hätten mit dem November und Dezember eigentlich zwei starke Monate in Aussicht gestanden. Das wird nun nicht mehr so sein. Der Gastronom ist sprachlos. „Wir haben alles mitgemacht, aber werden weiter bestraft“, so Begic enttäuscht. „Ich weiß nicht mehr, wohin das noch führen soll.“ Das Schlimmste sei, dass die Politik ihm sage, seine Arbeit sei nicht wichtig.

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Das Team vom Good Rice in Konstanz will unter 2G-Plus-Bedingungen erst einmal weitermachen. Bei Reservierungen im Restaurant gehe die Zahl mittlerweile kaum über Gruppen von fünf Personen hinaus. Das Restaurant will, wie bereits wie im vergangenen Jahr, nun auf einen Lieferservice setzen. Doch zuerst wolle man die aktuellen Entwicklungen abwarten.