Wer in den vergangenen Monaten durch die Konstanzer Innenstadt lief, konnte es beobachten: Wie in vielen deutschen Städten nahmen Restaurants, Bars oder Cafés auch hier mehr Raum ein als sonst. Wo vor der Corona-Pandemie noch eine Tischreihe stand, wurden nun zwei platziert. Gegenüberliegende Straßenseiten wurden mitbenutzt. Und auch in die Breite wuchsen die Außenbereiche der Betriebe. Damit wäre Ende September eigentlich Schluss gewesen, die Stadt Konstanz hat die Sonderregelungen jetzt aber verlängert.
„Wir wollten die Gastronomen einfach unterstützen“, erklärt Anna-Lena Fahr von der Straßenverkehrsbehörde die Entscheidung der Stadt. Bis Ende Dezember können die Gastronomen mehr Fläche nutzen, um möglichst viele Gäste zu bedienen. Spezielle Anträge müssen dafür nicht gestellt werden – alles läuft so weiter, wie es bisher war, erklärt Fahr weiter.
Die Nachfrage scheint gering
Vor dem Shamrock in der Bahnhofsstraße schrumpft die Anzahl der Tische gerade. „Wir räumen die Terasse gerade rein“, sagt Adam McLaughlin, Inhaber des Pubs. Die Temperaturen sinken, die Sonne ist früh weg und das Pub öffnet erst gegen Abend. Laut McLaughlin bringe es jetzt nichts mehr, zusätzliche Außenplätze anzubieten. „Es wird einfach zu kalt“, erklärt McLaughlin weiter. 20 zusätzliche Plätze durfte er während der letzten Monate aufstellen, um die fehlende Kapazität durch die Abstandsregeln zu kompensieren. Das braucht er jetzt nicht mehr.
Ähnlich sieht die Situation auch beim Roten Gugelhan in der Salmansweilergasse aus. Hier steht nur noch eine Reihe von Tischen in der schmalen Gasse. Zuvor standen hier zwei. Und auch die Sonne sucht man am frühen Nachmittag hier bereits vergeblich. „Es macht jetzt keinen Sinn mehr“, sagt Kamran Panah, Mitarbeiter des Restaurants. Anders als in einem Pub kommen die Leute hierher um zu essen, verbringen im Gugelhan also länger Zeit. Auch das sei ein Faktor, der die Gäste davon abhalte, im Freien zu sitzen.

Manche brauchen es nicht, manche können nicht
Noch sitzen die Menschen in Konstanz aber gerne draußen – besonders dort, wo die Sonne scheint. Zu beobachten ist das vor dem Café Pano an der Markstätte. Hier können die Gäste den ganzen Nachmittag über in der Sonne verweilen. Von den Sonderregelungen profitieren konnte das Café bisher aber nicht. Grund dafür ist die Treppe vor dem Eingang. „Wir sind schon am Maximum. Und so wie die Tische jetzt sind, stehen sie den ganzen Sommer über“, sagt Steven Wörner, der stellvertretende Filialleiter. Das Pano entfernt sogar Stühle aus Metall, da diese im Winter zu kalt werden. Dadurch gibt es weniger Sitzplätze als im Sommer.
Wörner hat die Erfahrung gemacht, dass der Außenbereich auch in der kalten Jahreszeit weiter genutzt wird. „Wir haben eine Erweiterung von innen nach außen. Wenn es drinnen voll ist, setzen sich die Leute raus. Aber im Winter ist draußen natürlich ein bisschen weniger los“, erklärt Wörner weiter. Auch hier wird die Ausweitung der Sonderregelung nicht gebraucht.
Noch einmal anders sieht die Situation beim Konzil aus. Da das Restaurant eine eigene Terrasse habe, benötige es den zusätzlichen Platz nicht, so Deff Haupt, einer der drei Geschäftsführer des Konzils. Lediglich während der Fußball-Europameisterschaft beantragte das Konzil mehr Platz bei der Stadt. „An einem Tag wie heute ist es zwar kalt, aber da wo die Sonne hinkommt, nutzen das die Leute gerne aus“, sagt der Gastronom.

Haupt erklärt weiter, dass das Außengeschäft im Winter ein kurzes Geschäft sei. Zum Mittag- oder Abendessen sitzen die Gäste lieber im Warmen. Nur für eine kurzes Getränk machen es sich die Leute draußen bequem. Trotzdem findet er die Maßnahmen der Stadt gut: „Gastronomie tut dem Stadtbild gut, auch wenn es im Winter ist. Ob es sich die zusätzlichen Plätze lohnen, müssen aber die Gastronomen entscheiden.“