Es ist Samstag, der 4. Juli 2015, als das Schwaketenbad in Konstanz brennt. Schnell wird angesichts des flammenden Infernos und der aus mehreren Kilometern sichtbaren Rauchsäule klar: Das Bad ist nicht mehr zu retten. Lediglich ein Übergreifen auf die Gebäude und die Vegetation rundherum kann durch die Einsatzkräfte der Feuerwehr verhindert werden, das Wollmatinger Bad brennt jedoch bis auf seine Grundfesten nieder.

(Archivbild) Die Feuerwehrleute haben alles versucht, um das Bad zu retten. Doch schließlich wurde klar: Es war nicht zu retten.
(Archivbild) Die Feuerwehrleute haben alles versucht, um das Bad zu retten. Doch schließlich wurde klar: Es war nicht zu retten. | Bild: Feuerwehr Konstanz | SK-Archiv

Es war das „Schmuckstück von Wollmatingen“

Das Bad, in dem viele Konstanzer das Schwimmen erlernt haben, war am Donnerstag, 19. Februar 1981, eröffnet worden. Rund 180 Ehrengäste waren zur symbolischen Schlüsselübergabe an den damaligen Oberbürgermeister Horst Eickmeyer in den neuen Freizeittempel geladen.

„Dieses neue Hallenbad ist ein Schmuckstück für den Ortsteil Wollmatingen“, sagte der OB damals. „Für die Wollmatinger und die gesamte Stadt Konstanz ist heute ein großer Tag.“ Der SÜDKURIER titelte: „Schwaketenbad – Schmuckstück für Wollmatingen.

(Archivbild) Eine Luftaufnahme des alten Schwaketenbads. Diese stammt aus den 1980er Jahren.
(Archivbild) Eine Luftaufnahme des alten Schwaketenbads. Diese stammt aus den 1980er Jahren. | Bild: Sokolowski | SK-Archiv

Ausgestattet war das damalige Bad mit einem Schwimmerbecken, zwei Nichtschwimmerbecken mit unterschiedlicher Wassertiefe, einem Springerbecken und Kinderplanschbecken. Gekostet hatte das Schwaketenbad, an dem zwei Jahre gebaut wurde, seinerzeit 15,3 Millionen Mark, von denen das Land rund die Hälfte der Gesamtkosten übernahm.

Das entspricht inflationsbereinigt heute einem Preis von knapp 16,1 Millionen Euro. Der Eintritt kostete damals vier Mark für den Erwachsenen. Eine ermäßigte Karte, beispielsweise für Kinder, Schüler, Studenten oder Auszubildende, war für die Hälfte zu haben. Eine Familie mit drei Kindern bezahlte also 14 Mark.

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Konstanz erhält nun das neue Schwaketenbad

Am 1. April 2022, mehr als 40 Jahre später, wird der Nachfolger jenes historischen Bades nach vier Jahren und vier Monaten Bauzeit eröffnet. Ursprünglich sollte das Bad schon vor mehr als zwei Jahren fertiggestellt sein, doch es kam zu zahlreichen Verzögerungen (siehe unten).

Diese hatten es auch mit ihren finanziellen Auswirkungen in sich: Von den ursprünglich geplanten Kosten für das Großprojekt hat man sich inzwischen weit entfernt. Mittlerweise liegen sie laut Bädergesellschaft Konstanz bei insgesamt 41,6 Millionen Euro. Anfangs waren 28,8 Millionen Euro für das neue Schwaketenbad veranschlagt.

So wuchs das Bauwerk Video: Lukas Ondreka

Die Gründe für die massive Erhöhung und die Bauverzögerungen waren nach Angaben der Bädergesellschaft mannigfaltig: Pech mit Baufirmen, Lohnerhöhungen, die Baupreisentwicklung und nicht zuletzt wohl auch die aufwändige Dachkonstruktion trieben die Kosten um fast 13 Millionen Euro in die Höhe. Darüber hinaus hatten auch zwei Neuausschreibungen zu einer längeren Bauzeit geführt; dazu kamen die Entwicklungen der Corona-Pandemie.

Apropos Kosten: Die Eintrittspreise haben sich gegenüber dem Preis für den Eintritt im Jahr 1981 ebenfalls deutlich verändert. Heutzutage muss eine Familie mit drei Kindern 24,75 Euro für einen Tag Badespaß auf den Tisch legen. Ein einzelner Erwachsener bezahlt für seine Tageskarte 9,50 Euro. Ab Samstag, 2. April, um 9 Uhr hat das lange Warten ein Ende: Das neue Schwaketenbad in Wollmatingen wird endlich für alle Badegäste geöffnet.

Die Entwicklungen zwischen 2015 und 2022

  • Oktober 2015: Die Aufräum­arbeiten beginnen. Die Reste des Schwaketenbades werden abgetragen und entfernt. Die Kosten dafür liegen nach Angaben der Stadtwerke und der Bädergesellschaft bei rund 500.000 Euro.
  • Herbst 2015: Über dem Außenbecken der Bodensee-Therme wird erstmals eine Traglufthalle errichtet, damit die Schwimmer dort auch im Winter trainieren können. Diese Maßnahme wird in den folgenden Jahren immer wieder nötig sein.
  • Frühjahr 2016: Es wird bekannt gegeben, dass es für den Neubau des Schwaketenbads eine europaweite Ausschreibung geben wird. Insgesamt elf Architekturbüros reichen hierfür bis Mitte des Jahres einen Entwurf ein.
  • August 2016: Zwei Ent­würfe für das neue Schwaketenbad kommen in die engere Auswahl und werden vorgestellt.
September 2016: Die Entscheidung fällt zugunsten des teureren Entwurfs. Die Kosten für das neue Schwaketenbad sollen sich auf etwa 28,4 ...
September 2016: Die Entscheidung fällt zugunsten des teureren Entwurfs. Die Kosten für das neue Schwaketenbad sollen sich auf etwa 28,4 Millionen Euro belaufen. Im Mai 2019 soll das Bad wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. | Bild: Behnisch Architekten | SK-Archiv
  • Frühjahr 2017: Die Bädergesellschaft reicht den Bauantrag bei der Stadt Konstanz ein, und die Öffentlichkeit erhascht erstmals einen Blick auf die Pläne für den Neubau. Mitte des Jahres geht die Baugenehmigung bei der Bädergesellschaft ein.
  • Dezember 2017: Der Spatenstich für das neue Schwaketenbad erfolgt. Eine Fertigstellung mit Inbetriebnahme ist nun für Oktober 2019 geplant. Mit dem Neubau sollen auch die Eintrittspreise und Nutzungsgebühren steigen. Am 7. Juni 2019 wird das Richtfest für das neue Schwaketenbad gefeiert.
  • Juni 2019: Der Rohbau ist fertig und Konstanz feiert Richtfest. Bädergesellschaft und Stadtverwaltung versprechen, dass das Bad in einem Jahr eröffnen soll.
August 2019: Die Verantwortlichen des Betriebs, der die Modernisierung des Bads im Juli 2015 durchgeführt hat, werden wegen fahrlässiger ...
August 2019: Die Verantwortlichen des Betriebs, der die Modernisierung des Bads im Juli 2015 durchgeführt hat, werden wegen fahrlässiger Brandstiftung zu Geldstrafen verurteilt. Der Geschäftsführer muss 11.700 Euro Strafe zahlen, der Vorarbeiter wird zu einer Geldstrafe verurteilt. | Bild: Lukas Ondreka | SK-Archiv
  • Dezember 2019: Die Vorfreude steigt. Die Dachform ist erkennbar, in der Fassade sitzen erste Glasscheiben: Bereits von außen ist sichtbar, dass das neue Schwaketenbad Form annimmt. Allerdings wird klar: Der angepeilte Eröffnungstermin im Herbst 2020 wird nicht einzuhalten sein. Auch die Kosten werden höher ausfallen.
März 2020: Die Bädergesellschaft rechnet damit, dass die Baukosten weiter steigen werden. Zu diesem Zeitpunkt liegen sie bei 35 ...
März 2020: Die Bädergesellschaft rechnet damit, dass die Baukosten weiter steigen werden. Zu diesem Zeitpunkt liegen sie bei 35 Millionen Euro. Es werde geprüft, um wie viel sich der Neubau verteuert. | Bild: Lukas Ondreka | SK-Archiv
  • Mai 2020: Die Bauarbeiten am neuen Schwaketenbad gehen zwar voran, doch der Eröffnungstermin verzögert sich nochmals. Nun wird das Frühjahr 2021 anvisiert.
  • Juli 2020: Uli Burchardt hofft auf die Eröffnung Anfang 2021. Der OB schlägt auch kritische Töne an. Er sagt: „Es ist eine Baustelle entstanden, die mir – und nicht nur mir – mittlerweile aber auch etwas Sorgen bereitet. Wir sind in mehreren Gewerken ins Stocken geraten, was sich sowohl bei den Kosten als auch bei der Dauer des Neubaus bemerkbar macht.“
  • November 2020: Das Drama um den Neubau des Schwaketenbades stoppt nicht. Mittlerweile ist klar: Einen Öffnungstermin vor Herbst 2021 wird es nicht geben. Doch das ist nicht die einzige schlechte Nachricht: Die Baukosten steigen nochmals an und sind mittlerweile auf 40,8 Millionen gestiegen. Das ist eine Steigerung von rund 39 Prozent.
März 2021: Die Eröffnung des Schwaketenbades verzögert sich erneut. Nach aktuellen Stand müssen sich die Konstanzer noch bis April 2022 ...
März 2021: Die Eröffnung des Schwaketenbades verzögert sich erneut. Nach aktuellen Stand müssen sich die Konstanzer noch bis April 2022 gedulden. Die Baukosten steigen zusätzlich nochmals um knapp eine halbe Million Euro. | Bild: Lukas Ondreka | SK-Archiv
  • August 2021: Nach zahlreichen Verzögerungen sind die Arbeiten am Dach des Bauwerks sowie an den darauf angebrachten Photovoltaik-Anlagen inzwischen abgeschlossen. Derzeit wird die Glasfassade fertig gestellt.
  • Januar 2022: Der Bau befindet sich in den letzten Zügen, in den Becken schwappt schon das Wasser. Dennoch gibt es noch einige Baustellen, beispielsweise muss eine Macke in der Glasfassade beseitigt, und die Sprungbretter an die Türme montiert werden.
  • März 2022: Einen Monat dauert es nun noch, bis endlich das neue Schwaketenbad nach sieben Jahren Bauzeit eröffnet wird. Der SÜDKURIER nimmt das zum Anlass und gewährt im Zuge der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen„ 15 Besuchern mit jeweils einer Begleitung Einlass in die heiligen Hallen der Bädergesellschaft. Die Veranstaltung ist ein voller Erfolg. Die Vorfreude der Besucher ist groß.