Überall liegt Werkzeug herum, aus verschiedenen Lautsprechern ertönt laute Musik, es wird gesägt, gestrichen und gesäubert: Die Arbeiten am neuen Schwaketenbad gehen derzeit gut voran.
Die Fassade, eines der Problemkinder der Großbaustelle, ist auch bald fertig. In zwei bis drei Wochen soll sie dicht sein, dann kann die Lüftungstechnik eingebaut werden. Ab Oktober beginnen auch die Garten- und Landschaftsarbeiten rund um das größte Bad der Region.

Das Gerüst ist entfernt, es fehlen nur noch wenige Fensterscheiben. „Hier gab es Lieferschwierigkeiten, aber ansonsten wurden wir davon weitgehend verschont“, sagt Projektsteuerer Arnold Wild von den Konstanzer Stadtwerken. Robert Grammelspacher, Geschäftsführer der Bädergesellschaft Konstanz, ergänzt fast ein wenig erstaunt: „Man kann gar nicht glauben, dass in den vergangenen Monaten alles so reibungslos lief.“

Denn die Verantwortlichen mussten einige Rückschläge einstecken. Das komplex geplante Dach mit seinen unterschiedlichen Höhen sowie die Fassade stellten einige Firmen vor Probleme, Unternehmen sprangen ab, es musste Ersatz gesucht werden.
Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin wurde mehrfach verschoben, in der Folge stiegen die Kosten immer weiter. Nun soll das schicke Bad tatsächlich im Frühjahr 2022 eröffnen.
„Verzögerungen sind bei Bauten dieser Dimension normal“, sagt Arnold Wild. „Heutzutage gibt es überall Wettbewerbe, Jurys und Gestaltungsbeiräte, die Vorhaben komplexer machen.“
Hätte es ein schlichteres Gebäude denn nicht auch getan? „Rückblickend muss ich sagen, dass wir uns immer wieder für diesen Entwurf entschieden hätten“, sagt Robert Grammelspacher. „Die Aufenthaltsqualität spielt eine große Rolle, der Erholungswert ist hier ganz anders als in einem sehr schlichten Bad. Das wäre nur eine Sporthalle mit Wasser drin.“

Die beiden Männer betreten das Schwaketenbad und schnell wird sichtbar, warum sie von der Architektur schwärmen. „Diese Offenheit und Überschaubarkeit war unter allen elf Entwürfen einzigartig“, sagt Arnold Wild.

Tatsächlich ist die Halle lichtdurchflutet, der Gast kann vom Restaurant neben dem Eingang durch das ganze Bad bis zum Grün des Waldrandes schauen. Die Becken wurden längst gefliest, auch Decken, Böden und Wände sind zu 95 Prozent fertig. „Der Rest folgt in drei bis vier Wochen, wenn die Fassade dicht ist“, so Wild.
Aus baulicher Sicht sei das Bad Mitte Dezember fertig. Warum dauert es dann immer noch einige Monate bis zur Eröffnung? Arnold Wild erläutert: „Die Inbetriebnahme geht nicht auf Knopfdruck. Da steckt Technik für 10 Millionen Euro drin, die erstmal monatelang reguliert werden muss.“
Weiter geht der Rundgang durch den späteren Stiefelgang, vorbei an sonnengelb gefliesten Duschen, bis ins Herzstück, die Schwimmhalle.
Dort sind die Arbeiten an Whirlpool, Kleinkind- sowie Nichtschwimmerbecken, Sprungtürmen und den weiteren Becken gut vorangeschritten.

Beim Kursbecken fehlt noch der Hubboden, der Ende September geliefert wird.
Noch nicht gefliest ist einzig das Kleinkindbecken.
„Das liegt daran, dass es sich direkt neben der problembehafteten Fassade befindet, die erst saniert werden musste“, sagt Robert Grammelspacher.
Hier hatte die erste Firma unsauber gearbeitet, es kam bereits zu Korrosion und die Qualität der verwendeten Schrauben stimmte nicht.
Wenige Meter weiter kniet Sarah Lutz am Rand eines Schwimmerbeckens. Sie arbeitet bei der Gebäudereinigung und fährt mit einem Staubsauger zwischen die Ritzen des Überlaufs.

„Ein Bad zu säubern, ist mal was anderes“, so Lutz. „Ich freue mich schon darauf, wenn es fertig ist. Dann komme ich als Besucherin und kann sagen, dass ich hier schon gearbeitet habe, als noch kein Wasser drin war.“
Der Rundgang führt ganz nach oben, auf das Dach. Dort glänzen 920 Photovoltaik-Module in der Sonne. Ein Teil des von ihnen erzeugten Stromes fließt später in das Schwaketenbad, der Rest wird ins allgemeine Stromnetz eingespeist.

Und noch eine Besonderheit wartet da oben: „Wir haben hier den wohl einzigen Schneewächter in Konstanz“, sagt Arnold Wild und zeigt auf ein weißes Gestell, das auf den ersten Blick einem löcherigen Käse ähnelt. Dies ist eine Art Schneewage, die mittels Sensor die Schneelast auf dem Dach messen kann und beim Überschreiten des Grenzwerts von 65 Kilogramm pro Quadratmeter eine Warnung abgibt.

Dann müssen die Besucher das Bad verlassen. „Das Dach vom Schnee zu befreien, ist bei diesen Mengen unmöglich“, erklärt Wild. Einsturzgefahr bestehe trotzdem nicht.
Die Tour ist beendet, Zeit für ein Resümee.
Wie fühlt es sich an, nach Jahren des Planens, der Rückschläge und Fortschritte nun so kurz vor der Eröffnung zu stehen? „Es war für alle Beteiligten ein langer, intensiver Weg“, sagt Robert Grammelspacher. „Aber jetzt sind wir auf der Zielgeraden und der Gast wird die Qualität spüren. Hier erlebt man mehr als Schwimmen.“
Auch Arnold Wild ist sehr positiv gestimmt: „Bei Großprojekten gibt es immer Höhen und Tiefen, aber im Moment habe ich richtig Freude. Die Konstanzer Bürger werden hier über Jahrzehnte sehr viel Spaß haben.“
Wie ist der Stand auf der Baustelle? Unser Videograf nimmt Sie mit und zeigt Ihnen, wie es um das Schwimmbad steht. Hier geht's zum Video.