Die fünfjährige Sofia aus Kreuzlingen lässt am Stand von Radkultur Baden-Württemberg ihr Fahrrad überprüfen. Mitarbeiter Valentin Ullmann passt die Sattelhöhe an ihre Körpergröße an und stellt dann auch noch die Bremse nach. Nun kann Sofia beruhigt mit ihren Eltern am Velopicknick teilnehmen.

Mehrere Hundert Teilnehmer haben sich am Sonntagvormittag, 28. April, auf Klein Venedig eingefunden und warten auf den Start zum etwa zwölf Kilometer langen Rundkurs von Konstanz nach Kreuzlingen und wieder zurück. „Wir wollen damit den Radverkehr fördern. Sie sollen noch mehr Lust darauf bekommen“, stimmte Kreuzlingens Stadtpräsident Thomas Niederberger die Radler bei der Begrüßung ein.
Eine malerische Route
Mit Polizeibegleitung geht es los, über den Bahnhofsplatz und die Alte Rheinbrücke. Die Radwege bleiben für eine so große Gruppe außen vor, gefahren wird auf der Straße, so auch auf der Neuen Rheinbrücke. Dann Gartenstraße, Laube, Döbelekreisel, und schon ist der ehemalige Hauptzoll erreicht. Am Kreuzlinger Tor gibt es einen Zwischenhalt, musikalisch untermalt vom Heart Chor.
In Kreuzlingen übernimmt ein privater Sicherheitsdienst und leitet die Radler zum Tunnel in Richtung Hafenbahnhof, der sonst für Radler verboten ist. Am Seepark geht es an den See und durch den Seeburgpark zurück auf Klein Venedig. Auf der Bühne unterhalten Musikgruppen. An Infoständen können sich Interessierte zu fahrradbezogenen Themen informieren. Für Essen und Trinken ist auch gesorgt. Das eigentliche Picknick kann beginnen.
Ein Lindwurm zieht durch die Stadt
Wolfram Roth aus Litzelstetten und sein Kumpel Willy Tandler aus Dingelsdorf gönnen sich eine Bratwurst. „Das war entspannt. Mir gefiel der Stopp am Zoll. Die Musik hat aufgelockert. Und es konnten alle aufschließen“, erklärt Roth. In der Tat zog sich doch der Radtross gleich einem Lindwurm durch die Straßen.

„Die Strecke in Kreuzlingen fand ich abwechslungsreicher. Die Strecke war topfeben und keine sportliche Herausforderung. Aber es geht ja um den Event, dass man gemeinsam die Strecke abfährt. Ich würde nächstes Mal gerne wieder mitmachen“, ergänzt er. „Der kostenlose Fahrradcheck war für mich hilfreich, weil ich jetzt eine Mängelliste in meinem Fahrradladen abgeben kann. Kleinigkeiten wurden an meinem E-Bike gleich gerichtet“, erzählt er.
„Ich bin mitgefahren wegen der Gesellschaft und der Bewegung und um Kreuzlingen etwas intensiver kennenzulernen“, berichtet Tandler. „Mir gefiel besonders die Etappe am Tierpark vorbei. Der Seeburgpark hat einen sehr hohen Freizeitwert. Die Musik an der Grenze war eine nette Abwechslung“, führt er weiter aus. Nachdrücklich schließt er: „Natürlich würde ich wieder mitmachen“. Norbert Wannenmacher von der Pro-Fahrrad-Initiative Ciclo sähe es gerne, wenn mit solchen Veranstaltungen auch politische Ziele erreicht werden. So solle dem Fahrrad endlich der notwendige Platz im Verkehrsraum zugestanden werden.
Lobende Worte aus der Politik
Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn verwies darauf, dass in Konstanz das Fahrrad das Verkehrsmittel Nummer eins sei. „Die Premiere ist geglückt. Fahrradfahren ist gleich Freude. Das haben die Leute drauf. Es zeigt, dass wir grenzüberschreitend eine Stadt sind“, schwärmt Langensteiner. „Der Zwischenstopp am Zoll hat Potenzial. Da könnte es Verpflegungsstände geben. So wie bei der Tour“, regt er an.
„Es bietet sich an, dass man gemeinsame Anlässe hat. Der Auftakt ist wirklich sehr gelungen. Ich spüre Freude bei den Leuten. Ich habe nur positive Rückmeldungen“, fasst Thomas Niederberger seine Eindrücke zusammen. „Das ist eine super Basis für andere gemeinsame Veranstaltungen. Wir können daraus lernen und aufbauen“, bekräftigt der Stadtpräsident.

„Eine schöne Atmosphäre und gute Stimmung sind gute Aussichten, dass es damit weiter geht“, erklärt Eric Thiel, Geschäftsführer von Marketing und Tourismus Konstanz (MTK). „Von Familien bis zu Großeltern haben teilgenommen und sich über Hunderte von Metern verteilt. Die Strecke kann man gerne auf andere ausweiten. Aber es soll einen familiären Charakter haben und kein Wettbewerb sein“, erläutert er. „Ich finde es eine Sensation, dass so etwas grenzüberschreitend läuft“, sagt Thiel zum Abschluss begeistert.