Tücher überdecken die Parkplätze. Die Konstanzer Grünen machen den Stephansplatz für eine halbe Stunde zu einer Oase für Picknick, Ballspiele und Entspannung. Sie gruppieren sich rund um eine Topfpflanze. Sie steht für den mit Bäumen gestalteten, grüneren Platz.

Schon 2008 wurde der Stephansplatz zum Sanierungsgebiet erklärt, und eine grüne Umgestaltung in Pläne gepackt, für die Parkplätze weichen müssten. Doch geschehen ist in diese Richtung bisher nichts. „Es geht nichts voran“, beklagt dann auch FGL-Stadträtin Anne Mühlhäußer. Mit der Verlagerung des Busbahnhofs sowie der Parkplätze für Reisebusse ans Döbele sehen die Grünen nun den Weg frei für die Umgestaltung des Stephansplatzes.

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Der Wochenmarkt soll dort bleiben

In der Bevölkerung ist sie jedoch umstritten. Auch beim Aktionstag wird klar: Passanten wünschen sich mehr Grün und kühlenden Schatten in der Altstadt, aber nicht alle, dass die Parkplätze vom Stephansplatz weichen. Vertreter der Grünen stellen auf Nachfragen klar: Auch der Wochenmarkt soll auf dem umgestalteten Platz ein Standbein haben.

Für die Grünen ist wichtig, dass überhaupt etwas passiert. Man würde notfalls auch ein Provisorium akzeptieren, nach dem erst einmal nur der hintere Nordteil des Platzes zwischen Stephanskirche und Torbogen der Stephansschule zur grünen Oase mit Sitzbänken würde. „Das wäre der erste Schritt“, sagt Mühlhäußer. Sie werde ständig von Anwohnern gefragt, wann denn der grüne Stephansplatz endlich komme.

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Mit Blick auf den Klimawandel und eine immer wärmer werdende Stadt sagt sie: „Wir brauchen mehr Inseln mit Bäumen, kühlen Ecken und Verweilorten.“ Dem Argument, dass für ältere Menschen, die Ärzte besuchen wollen oder zu ihnen gefahren werden, Parkplätze gebraucht werden, hält sie entgegen: In der Fußgängerzone Marktstätte gebe es viele Ärzte. Die Fahrdienste könnten diese ohne Probleme erreichen.

„Anfangs hieß es: Das kostet Millionen“

Für Stadträtin Gisela Kusche ist klar: „Wir müssen ins Tun kommen.“ Sie ist sich sicher, wenn die Bürger erst einmal einen Teil des Platzes für sich erobert haben, dann werden sie den ganzen Platz wollen. Sie erinnert daran, dass auf Höhe der Hochschule HTWG noch vor wenigen Jahren Autos direkt am Seerhein parkten.

Wer in der Strandbar an der Hochschule saß, blickte nicht aufs Wasser, sondern auf Blech. Das sei heute unvorstellbar. Mit geringen Mitteln wie Pflanztöpfen und Sitzbalken sei schnell eine autofreie Zone geschaffen worden. „Anfangs hieß es auch, das kostet Millionen.“

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Ebenso seien an einem Teil des Benediktinerplatzes mit recht einfachen Mitteln Schatten und neue Sitzmöglichkeiten entstanden. In der tschechischen Partnerstadt Tabor gebe es einen zentralen Platz, der mit Bäumen, Hängematten, Bänken und Wasserspielen ähnlich umgestaltet wurde, wie sich das die Grünen für den Stephansplatz vorstellen.

Stadträtin Dorothee Jacobs-Krahnen sagt: „Wir machen etwas, das ganz vielen Bürgern zugutekommt.“ Der dienstälteste Stadtrat Peter Müller-Neff, der am Fischmarkt aufwuchs, kann sich noch erinnern, wie er als Schulkind vor dem Platz an der Stephansschule Fußball spielte. Damals parkten hier noch nicht die Autos in Massen. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, dass der Stephansplatz autofrei wird. Gegen die Überhitzung von Städten tritt Michael Hoffmann ein, einer der Gründungsmitglieder der Freien Grünen Liste in Konstanz.

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Aus diesem Grund sei es wichtig, dass der Stephansplatz entsiegelt und zur grünen Zone wird. Er solle mit Bänken und Bäumen eine ganz neue Aufenthaltsqualität bieten. Dass immer noch über die Parkplätze dort diskutiert wird, könne er nicht nachvollziehen. Er wohnt in Dettingen und sei bei fast jedem Wetter mit seinem Elektro-Fahrrad unterwegs. Nur bei Glätte lasse er dieses stehen. Mit Blick auf den Stephansplatz sagt er: Er glaube an die Umgestaltung erst, wenn sie vollzogen sei.

Was sagen Passanten über den Platz?

Anderen fehlt die Vorstellung, dass sich auf ihm überhaupt etwas ändern könnte: „Entschuldigung, wo ist denn hier ein Baumschatten?“, fragt etwa Elfi Poser, die in einem benachbarten Café sitzt. Sie ärgere sich immer über brütend heiße Plätze.

Die Stufen bei der Marktstätten-Unterführung empfinde sie als „Betonbratpfanne“, am Seerhein, auf der Seite Herosé, stünden Sitzbänke in der prallen Sonne. Sie nehme immer ihren eigenen Klappstuhl mit, den sie in den Schatten rücke. „Das ist ein bisschen umständlich.“ Besser wäre es, Bäume und Bänke so aufzustellen, dass sie im Schatten stehen.

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Eva Wallenborn sagt, beim Klimaschutz renne man bei ihr offene Türen ein. Es müsse etwas passieren, doch nicht im „Hauruck-System“. Solange Alternativen wie die Bahn noch nicht funktionierten, seien Geschäftstreibende und Touristiker auf Parkplätze angewiesen.

Ältere Menschen sollten zudem die Möglichkeit haben, nahe an ihre Ziele gefahren zu werden. Ansonsten drohe ihnen die Vereinsamung. Deshalb sagt sie zum grünen Stephansplatz: „Das ist der absolute Hirnriss.“ Allerdings könnte auch sie sich vorstellen, dass am hinteren Teil des Platzes umgestaltet werde.

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„Lassen Sie den Platz so wie er ist“, sagt Harald Wider. „Der Platz wird kein Besuchermagnet, dafür ist er zu heiß.“ Die Menschen gingen an den See, wenn sie ein kühles Lüftchen wollten. Er könne sich mehr Stellplätze für Räder auf dem Stephansplatz vorstellen, aber es müsse doch auch für Anwohner die Möglichkeit geben, nahe das Auto abzustellen. „Die Leute wohnen halt hier, und nicht am Döbele.“ Das Beste wäre eine große Tiefgarage unter dem Stephansplatz und eine schöne Gestaltung der Oberfläche.