Jetzt hat es auch das Margarete-Blarer-Seniorenzentrums Paradies in der Konstanzer Gartenstraße erwischt. Nachdem bei Mitarbeitern und Bewohnern in der vergangenen Woche leichte Symptome einer möglichen Corana-Infektion auftauchten, veranlasste die Leiterin Erika Fuchs Reihentests. Das Ergebnis ist ein Schock: 33 der 81 Bewohner wurden positiv getestet, bei den etwa 70 Mitarbeitern im stationären Bereich sind es 15.

Ein Todesfall, eine Frau in der Klinik

Eine Bewohnerin des Seniorenzentrums ist nach Angaben von Erika Fuchs bereits gestorben, wobei sie angesichts des Zustands der Frau davon ausgeht, dass sie mit und nicht an Corona gestorben ist. Eine weitere Frau werde im Krankenhaus behandelt; zwei weiteren Bewohnern des Hauses gehe es schlecht, bedürfen bislang aber keiner klinischen Betreuung. Bei den anderen infizierten Bewohnern sowie bei den Mitarbeitern seien bisher nur leichte beziehungsweise keine Krankheitssymptome erkennbar.

Mit den Tests wurde laut Erika Fuchs in Rücksprache mit dem für das Haus zuständigen Corona-Arzt Wolfgang Wehr am Mittwoch und Donnerstag zunächst bei den Bewohnern begonnen, am Freitag folgten die Mitarbeiter. Um auch die Zeit zwischen einer möglichen Ansteckung und ihre Feststellbarkeit abzudecken, werden am heutigen Donnerstag weitere Schnelltests bei den Mitarbeitern vorgenommen, am Freitag sind dann die Bewohner an der Reihe.

Belastung für das Personal

Die jetzt vorliegenden Ergebnisse stellen das Seniorenzentrum vor enorme organisatorische Herausforderungen. „Wir decken ab, was irgendwie geht“, sagte Erika Fuchs in einem Telefonat. Ersatz kam dabei von einem Schwesterhaus der gemeinnützigen Margarete-Blarer-GmbH in Stockach, zwei weitere Helfer konnte die Einrichtungsleiterin über eine Zeitarbeitsfirma organisieren. Doch das reiche bei Weitem nicht für die Aufrechterhaltung des Regelbetriebs, ohne Flexibilität, Überstunden und gegenseitige Unterstützung der reduzierten Mannschaft sei das Pensum nicht zu schaffen. „Wenn man solche Mitarbeiter hat, kann man sich nur bedanken“, lobt Erika Fuchs ihre Belegschaft.

Zumal zu den üblichen Tätigkeiten noch der Informations- und Kommunikationsbedarf der Angehörigen hinzukommt. Die Gründe für den Besuchsstopp sowie die sonstigen Vorkehrungen des Seniorenzentrums wurden per Anschreiben erläutert, Erika Fuchs hält die Familien mit Info-Mails auf dem Laufenden.

Rätseln über die Infektionsquelle

Über den Infektionsherd kann die Leiterin des Hauses nur spekulieren. Seit der ersten Corona-Welle und während des gesamten Sommers sei der Arbeitsalltag von der Infektionsgefahr bestimmt gewesen, man habe peinlichst auf die Einhaltung der Hygiene-Bestimmungen geachtet – ebenso wie die Besuche dokumentiert und kontrolliert wurden. Sie führt es auch auf diese Gewissenhaftigkeit zurück, dass das Margarete-Blarer Seniorenzentrum die Pandemie bislang leidlich überstand.

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In Konstanz stand in dem vergangenen Wochen vor allem das Don Bosco Pflegeheim im Fokus, die ersten Infektionen traten hier am 3. November auf. Wie berichtet, konnte das Infektionsgeschehen des von der Caritas getragenen Pflegeheims inzwischen unter Kontrolle gebracht werden, in der Einrichtung gibt es laut Caritas-Geschäftsführer Andreas Hoffmann keine Infektionsfälle mehr. Betroffen waren 24 Bewohner und 25 Mitarbeiter – in der Summe also 49 Personen. Gestorben sind im Don Bosco Pflegeheim zwei der Infizierten (mit Vorerkrankungen). Im Margarete-Blarer-Seniorenzentrum liegen nach der ersten Testreihe bereits 48 positive Befunde vor.

Erika Fuchs weist zugleich auf die Grenzen des Infektionsschutzes hin. So schließt sie es nicht aus, dass Bewohner von Angehörigen beispielsweise zu Familientreffen genommen wurden. Ein anderes Beispiel: Die Besucher wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie auch in den Zimmern der Bewohner Masken zu tragen hätten, aber das das sei letztlich ein geschützter Raum. „Das lässt sich nicht kontrollieren und wie soll man das stoppen?“

Zugleich zeigt sie Verständnis für die Seelennot sowohl der Bewohner als auch der Angehörigen. Die Dauer der Pandemie und dem damit verbundenen Verlust sozialer Kontakte sorge zunehmend für eine seelische Verkümmerung mit gesundheitlichen Folgen. Erika Fuchs ist deshalb für jede kleine Aufheiterung für die Bewohner froh. Dazu zählt der Einsatz des Sozialdienstes, deren Mitarbeiter für die gelegentliche Ansprache der Bewohner sorgen. Zu den Höhepunkten im Alltag zählt auch ein Posaunenkonzert, das am Wochenende im Freien vor dem Seniorenzentrum gegeben werden soll.