Er lebte in Konstanz und ist jetzt Rettungshelfer in Israel. Avigdor Stern hat nach dem Massaker von Hamas-Terroristen von unvorstellbaren Szenen vor Ort berichtet. „Wir dachten, wir wären stark, wir dachten, wir hätten alles gesehen, aber wurden vom Gegenteil überzeugt“, sagt Avigdor Stern, der als Rabbiner für mehrere Jahre in Konstanz am Bodensee lebte, der Deutschen Presse-Agentur.

Der 39-Jährige ist einer von Hunderten Freiwilligen des Rettungsdienst Zaka, die seit Tagen im Grenzgebiet zum Gazastreifen helfen, die Toten vollständig zu bergen, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen.

Kilometerweite Verwüstung in Dörfern im Grenzgebiet

Er sei in der Synagoge gewesen, als er von dem schlimmsten Blutbad der israelischen Geschichte hörte. Eigentlich wollte er den jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) feiern. „Aber wir konnten nicht tanzen, wir haben nur geweint“, sagt er. Nach dem Feiertag seien er und seine Kollegen in die Dörfer im Grenzgebiet gefahren und hätten eine kilometerweite Verwüstung vorgefunden. „In diesem Moment hat sich unser Leben für immer verändert“, sagt Stern.

Gemeinderabbiner Avigdor Stern erzählt am 10.10.2017 die Geschichte des Sukkot-Festes. Beim Sukkot-Fest sitzen die Gemeindemitglieder ...
Gemeinderabbiner Avigdor Stern erzählt am 10.10.2017 die Geschichte des Sukkot-Festes. Beim Sukkot-Fest sitzen die Gemeindemitglieder gemeinsam in der „Laubhütte, essen, trinken und feiern gemeinsam. | Bild: Marc-Julien Heinsch.

„So eine Masse an Leichen, eine Leiche und noch eine Leiche und noch eine Leiche“, erzählt Stern. Es seien so viele gewesen, dass die Leichentüten nicht ausgereicht hätten. Sie mussten aus ganz Israel angefragt werden. „Es waren Lkws voller Leichen“, beschreibt Stern die Szenen vor Ort.

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Er und seine Kollegen hätten schon viel gesehen – Opfer von Tsunamis, Erdbeben, Unfällen, Anschlägen, aber diese Dimension war eine, mit der niemand gerechnet habe. „Frauen, Männer, Kinder, Babys, ich kann das gar nicht erklären“, sagt der Zaka-Helfer und zeigt ein Foto mit einem kleinen Leichensack. Darauf geschrieben steht „Baby“.

Menschen soll letzte Ehre erwiesen werden

Im jüdischen Glauben muss jeder Teil eines Körpers beerdigt werden, erklärt Stern. Damit werde dem Menschen die letzte Ehre erwiesen. Dies sei die Aufgabe von Zaka. „Wir wussten, wir können nicht aufhören, wir wussten, wir müssen das jetzt machen.“ (dpa)