Christoph Nix legt Wert darauf, dass er seiner Nachfolgerin Karin Becker ein gut bestelltes Haus hinterlässt. „Ich habe das Haus mit einem Defizit von 270.000 Euro übernommen. Angefangen im Minus – gelandet im Plus“, sagt Nix, der für das Jahr 2020 trotz Corona-Krise einen Jahresüberschuss in Höhe von „mindestens 127.000 Euro“ bilanziert. Er stellt seine eigene vorläufige Abschlussrechnung vor und hat von Theaterberater Klaus Engert ein Gutachten erstellen lassen, das er der Kämmerei vorgelegt habe – weil er dem Controlling im eigenen Haus misstraut.

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„Ich wollte mich nicht runterrechnen lassen“, stellt Christoph Nix während eines Pressegesprächs fest. Mit deutlichen Worten übt er Kritik an Sabine Bilharz-Jones, Verwaltungsleiterin des Theaters. Bereits in der Vergangenheit wurde deutlich, dass es um das Verhältnis zwischen beiden nicht gut bestellt ist.

„Wir wollen dokumentieren, dass wir nicht nur künstlerisch, sondern auch ökonomisch erfolgreich waren“, sagt Christoph Nix, ...
„Wir wollen dokumentieren, dass wir nicht nur künstlerisch, sondern auch ökonomisch erfolgreich waren“, sagt Christoph Nix, deshalb „haben wir das wirtschaftliche Ergebnis nicht im eigenen Haus errechnen lassen“. | Bild: Theater Konstanz/Ilja Mess

Der scheidende Intendant mutmaßt, „dass das Controlling im eigenen Haus falsche Zahlen“ liefere. Der Verwaltungsleiterin wirft Nix einiges vor, unter anderem, dass sie in der Vergangenheit Zuschüsse nicht abgerufen habe, darunter „15.000 Euro vom Landkreis Konstanz“.

Vorwürfe weder dementiert noch bestätigt

Auf SÜDKURIER-Nachfrage bei der Pressestelle der Stadt Konstanz zu Nix‚ Vorwürfen gegenüber der Verwaltungsleiterin und besagten 15.000 Euro lässt Kulturbürgermeister Andreas Osner lediglich Folgendes per E-Mail übermitteln: „Ich arbeite mit Frau Bilharz-Jones schon seit vielen Jahren zusammen, sie ist eine hervorragende Verwaltungsleiterin des Theaters, die das Haus mit viel Erfahrung und Umsicht schon seit Jahrzehnten führt.“ Weitere Aussagen gibt es nicht. Inwieweit die Vorwürfe von Christoph Nix berechtigt sind, dürfte sich spätestens bei der nächsten Rechnungsprüfung herausstellen.

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Sehr zufrieden mit ihrem Ergebnis sind Christoph Nix und Mark Zurmühle nicht nur mit ihrem bilanzierten Plus von mindestens 127.000 Euro. Stolz sind sie auf die Spielzeit 2019/2020. 60.775 Besucher und Teilnehmer (Personen, die kleinen Veranstaltungen und Workshops beigewohnt haben) bis zum Lockdown habe das Theater zu verzeichnen gehabt, so Mark Zurmühle.

„Es wäre die besucherreichste Zeit geworden“

„78,75 Prozent Auslastung der verkaufbaren Plätze“, so Mark Zurmühle, der von einer acht- bis neunprozentigen Steigerung gegenüber der vorausgegangenen Spielzeit spricht. Hinzu kämen noch 5593 Besucher (Auslastung 94,84 Prozent) bei den Freilichtaufführungen von „Hermann der Krumme“ auf dem Münsterplatz.

„Eigentlich waren diese Vorstellungen immer ausverkauft“, erläutert der Schauspieldirektor. Plätze, die kurzfristig leer blieben, seien am Abend immer aufgefüllt worden. Aber das sei in der Statistik nicht erfasst worden. Er spricht von einer Auslastung von 100 Prozent. 1748 Abonnements seien verkauft worden, gekündigt wurden 168 Abos.

„Es wäre die besucherreichste Zeit geworden“, ist Mark Zurmühle überzeugt, wenn nicht die Corona-Krise dazwischengekommen wäre.
„Es wäre die besucherreichste Zeit geworden“, ist Mark Zurmühle überzeugt, wenn nicht die Corona-Krise dazwischengekommen wäre. | Bild: Oliver Hanser

Er und Nix nehmen die beiden Produktionen „Herzrasen“ und „Wonderful World“ als Beispiele, die bis zum Lockdown immer ausverkauft gewesen seien. „Schade ist, dass wir fertige Produktionen nicht mehr zeigen konnten“, bedauert Mark Zurmühle. Damit meint er „Wein und Brot“ und „König Baabu“. „Der Gemeinderatsbeschluss wurde nicht mehr angetastet. Sie haben das Theater zu gelassen“, sagt Christoph Nix zur vorzeitigen Beendigung der Spielzeit.

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Heftig ist die Kritik von Nix an der verhängten Haushaltssperre: „Wir sind das einzige Theater mit Haushaltssperre.“ Diese sei zwischenzeitlich von der pauschalen Einsparvorgabe von 20 Prozent auf den städtischen Zuschuss abgelöst worden. Unter diesen Voraussetzungen werde die Arbeit für seine Nachfolgerin nicht einfach, ist Christoph Nix überzeugt. Über Karin Becker spricht er nur Gutes: „Es ist ein wunderbarerer Übergang mit Frau Becker. Ich habe sie als sehr fair, klug und angenehm erlebt. Sie imponiert mir und sie hat mich verstanden.“