Es ist der Traum vieler Menschen: das kleine Eigenheim mitten in Konstanz. Nur leider ist dieser Traum nicht ganz billig. Im Gegenteil. Auch wenn man jeden Cent im Geldbeutel zweimal umdreht, reicht es oft nicht mal für das Grundstück. Die Kaufpreise pro Quadratmeter liegen in der Konzilstadt bei ungefähr 5700 Euro und aufwärts.
Eine Möglichkeit, sich zumindest die Kosten für das Grundstück zu ersparen, ist die Erbpacht. Dieses Instrument nutzt auch die Stadt Konstanz bei ihrem Bauprojekt ‚Am Horn‘ nahe der Konstanzer Therme – besser bekannt unter dem Namen Christiani-Wiesen. Dort sind aktuell die ersten Ankerprojekte für die Bebauung ausgeschrieben.
Die Stadt sucht Bauherren für Mehrfamilienhäuser, die mindestens 30 Prozent sozialgeförderten Wohnraum anbieten. 140 Wohneinheiten sollen so in mehreren Gebäuden errichtet werden. Die Bewerbungsfrist mit den passenden Konzepten läuft noch bis zum 15. November.
Der Konstanzer Gemeinderat habe sich absichtlich für die Vergabe in Erbpacht entschieden, sagt Christoph Sigg. Er ist der Leiter des Amts für Liegenschaften und Geoinformation der Stadt Konstanz. „Wir wollen eine bestimmte Zielgruppe erreichen“, sagt er, wohlwissend, dass die Grundstückspreise in Konstanz sehr hoch sein können. Entscheidend sei die Lage und die bauliche Ausnutzung. Grob gesagt: Je näher am See, desto teuer. Und die Erlaubnis für eine Bebauung als Wohnraum ist mehr wert als Ackerland.

Bodenrichtwerte sind zu hoch für Verkauf
Die Entscheidung, die Grundstücke in Erbpacht zu vergeben, sei darin begründet, dass die Bodenrichtwerte für das Gebiet „Am Horn“ sehr hoch seien. „Sie liegen schon im vierstelligen Bereich“, sagt Sigg. Würde man die Grundstücke verkaufen, müsste die Stadt als Eigentümerin einen entsprechend hohen Kaufpreis veranschlagen. „Durch das Erbbaurecht ist kein Erwerb des Grundstücks nötig, sodass die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zur Errichtung der Gebäude und Nebenanlagen genutzt werden können“, sagt der Amtsleiter.
Übersetzt: Das Geld, das der Bauherr für den Erwerb des Grundstücks einspart, kann er in den Bau des Mehrfamilienhauses stecken. Die Stadt erhofft sich so, dass sich Bauherren bewerben werden, die auch günstigen Wohnraum anbieten wollen. „Die Erbpacht ist ein Instrument, dass wir als Stadt nutzen können“, sagt Sigg. Man wolle mit dem Erbpachtzins, den die Stadt über 75 Jahre bei dem Bauprojekt einnehme, keinen Gewinn erzielen, sondern eben die Wohnungsnot lindern. „Andere Institutionen, die in Erbpacht vergeben, können die Grundstücke aber auch zur Vermögensverwaltung nutzen“, sagt Sigg.
Spitalstiftung nutzt Einnahmen für sich
Auch Privatpersonen, Stiftungen oder die Kirche besitzen in Konstanz Erbpachtgrundstücke. Die Spitalstiftung Konstanz verwaltet über 440 solcher Verträge in Konstanz und der Schweiz. „Die Einnahmen aus den Erbbauzinsen spielen eine wichtige Rolle für die Finanzierung verschiedener Projekte und Einrichtungen der Spitalstiftung Konstanz“, sagt Sabine Schilling, Pressesprecherin der Stiftung auf SÜDKURIER-Anfrage.

Der laufende Betrieb der Pflegeeinrichtungen werde damit finanziert, genauso wie Bauvorhaben und Sanierungsmaßnahmen. Zwei dieser Bauvorhaben sind das neue Pflegeheim im Weiherhof und die Personalwohnungen im Sierenmoos.
Wie hoch die Einnahmen sind, beziehungsweise wie hoch der Erbpachtzins für die Grundstücke ist, gibt die Spitalstiftung auf Nachfrage nicht bekannt. Der Zins würde sich nach den aktuellen Bodenrichtwerten und der Inflation richten, der alle drei Jahre neu angepasst werden würde. „Das gewährleistet eine faire und marktgerechte Regelung für beide Vertragsparteien“, so Sabine Schilling. Je nachdem liege der Zinssatz dabei zwischen zwei und vier Prozent.
Einer der Erbpächter der Spitalstiftung ist der Spar- und Bauverein Konstanz (SBK). Auf insgesamt 38 Grundstücken hat die Genossenschaft in Erbpacht gebaut. 400.000 Euro zahlt der SBK jährlich an verschiedene Erbpachtgeber. „Wir haben sowohl Mehrfamilienhäuser als auch Einfamilienhäuser auf Erbpachtgrundstücken“, sagt Ralph Buser vom SKB.

Für die städtische Wohnungsbaugesellschaft Konstanz (Wobak) sind Erbau-Grundstücke eigentlich nicht interessant, sagt Malte Heinrich von der Wobak. Für die rund 600 Wohnungen auf den Erbpacht-Grundstücken muss das Unternehmen über eine lange Laufzeit Zinsen zahlen.

„Insofern sind solche Verträge für die Wobak aus wirtschaftlichen Gründen nicht interessant“, erklärt Heinrich. Der Vorteil für den Grundstücksbesitzer sei neben der regelmäßigen Einnahme, dass dieser „Eigentümer bleibt und so langfristig über die Nutzung des Grundstückes verfügen kann.“ Genau das findet auch die Stadt beim Bauprojekt „Am Horn“ gut. „So können wir immer noch bestimmen, was dort gebaut wird“, sagt Amtsleiter Christoph Sigg. Aber: Der Häuslebauer muss mindestens 75 Jahre lang Erbpacht bezahlen. Auch beim Bauprojekt Hafner gibt es Überlegungen teilweise Wohnraum in Erbpacht zu schaffen.