Festtagsstimmung im Dingelsdorfer Feuerwehrgerätehaus. „Feuerwehrfest?“, fragt ein Passant. „Arthur Merk hat Geburtstag“, kommt prompt die Antwort eines Feuerwehrangehörigen. Nachfragen erübrigen sich, denn Arthur Merk kennt in Dingelsdorf wohl jeder, und dass die Feuerwehrkameraden ein Fest für den angesehen, hilfsbereiten Arthur Merk ausrichten, ist nichts Neues.

Ein Überraschungsfest mitsamt Musikverein Dingelsdorf hatte der 5. Löschzug (Dingelsdorf) bereits zum 60. Geburtstag ausgerichtet. Doch jetzt ist die Überraschungsfete auch von Wehmut geprägt, denn mit diesem 65. Geburtstag scheidet Arthur Merk automatisch aus der aktiven Wehr.

Am Vorabend noch Sicherheitswache

Gerne hätten die Dingelsdorfer Feuerwehrleute noch größer gefeiert, aber aufgrund der Pandemie haben sie sich auf den kleinen internen Kreis unter 2G-Plus-Bedingungen beschränkt, wie der frisch gewählte Zugführer Florian Fuchs erzählt.

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Warum sie eine Überraschungsfete organisieren? „Arthur hat‘s einfach verdient“, sagt der stellvertretende Zugführer Marcus Sauter schlicht. „Außerdem hat es ihm in diesen zwei Pandemie-Jahren gefehlt, etwas mit seinen Kameraden zu machen. Und er hat bis zum letzten Tag Vollgas gegeben und noch vier Theaterwachen gemacht, um seine Kameraden zu entlasten.“ Typisch Arthur Merk.

Am Vorabend seines Geburtstags absolvierte er seine letzte Sicherheitswache am Theater Konstanz. Dieser letzte Dienst war für Merk seltsam. „Seit 1975 mache ich Theaterwache“, seufzt Arthur Merk. Warum er bis zur letzten Minute Vollgas gab. „Ich wollte nochmal alles mitnehmen und die Kameraden entlasten.“

Der Abschied fällt ihm sichtlich schwer. Mit feuchten Augen erzählt er: „Oswald, der Souffleur, meinte, als er von meinem Abschied erfuhr: Ich danke Dir im Namen des Theaters für 47 Jahre Sicherheitswache.“ Merk hält kurz inne und bekennt, dass er sehr froh war, dass es hinter der Bühne, wo er noch das Wachbuch zu führen hatte, recht dunkel war und man seine feuchten Augen nicht sofort sehen konnte.

Laut Buchführung: 318 Einsätze

Doch gleich erhellt sich seine Mine, als er erzählt, wie am Morgen seines Geburtstags unerwartet „die Blauröcke an, vor und hinter unserem Haus standen und mich aufforderten, unauffällig zu folgen“, so Merk. Im Gerätehaus hatten sie ein Weißwurstfrühstück vorbereitet. Er ist glücklich, stolz auf seinen Zug und ein wenig wehmütig. „Laut meiner Buchführung bin ich 318 Einsätze gefahren. Ein Städter macht das in zwei Jahren, aber hier draußen ist das eine hohe Zahl“, stellt Arthur Merk fest.

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„Seit Mitternacht bin ich in der Altersabteilung; in der Feuerwehr Konstanz sind 73 Kameraden in der Altersabteilung, darunter Ex-Kommandant Dieter Quintus. Tja, einmal Feuerwehrmann, immer Feuerwehrmann.“ Und dann stellt er, dem die Ausbildung der Jugend und das Gewinnen von Nachwuchs immer wichtig war, fest: „Wir in Dingelsdorf haben jetzt 24 in der Jugendfeuerwehr. Top-Rekord aller Stadtteile.“ Mit Blick in die Zukunft merkt er an: „Viele warten schon auf die Kinder-Feuerwehr.“

Feuerwehr-Kommandant Bernd Roth würdigte die außergewöhnlichen Leistungen jenes Mannes, der 50 Jahre in der aktiven Wehr war, jetzt schon, auch wenn die offizielle Verabschiedung noch folgen werde. Roth weiß: „Er wird sehr aktiv und engagiert in der Altersabteilung sein.“ Auch eine Delegation der Partner-Feuerwehr Ginsheim war extra angereist, um den umtriebigen Jubilar hochleben zu lassen.

50 Jahre aktiver Dienst in der Feuerwehr. Das sei selten, stellt Kommandant Bernd Roth (rechts) fest und dankt Arthur Merk (links) für ...
50 Jahre aktiver Dienst in der Feuerwehr. Das sei selten, stellt Kommandant Bernd Roth (rechts) fest und dankt Arthur Merk (links) für sein außergewöhnliches Engagement. | Bild: Scherrer, Aurelia

„Ein halbes Jahrhundert… Arthur hat sehr viel geleistet, auch für Dingelsdorf“, würdigt Ortsvorsteher Heinrich Fuchs. „Er war und ist ein Kümmerer. Wenn man mal keine Lösung hatte, dann hat man Arthur angerufen und es war erledigt.“ Ein Mann, ein Wort – das treffe auf Arthur Merk zu.

Arthur Merk (links) war immer zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wurde. Ortsvorsteher Heinrich Fuchs (rechts) nannte einige Beispiele für ...
Arthur Merk (links) war immer zur Stelle, wenn Hilfe benötigt wurde. Ortsvorsteher Heinrich Fuchs (rechts) nannte einige Beispiele für sein Engagement für die Gemeinde, stets unter dem Motto: Ein Mann, ein Wort. | Bild: Scherrer, Aurelia

Fuchs gibt ein Beispiel mit den Bürgeraktionen am Kriegerdenkmal und im Fährmann-Klemens-Park. „Ich habe freiwillige Helfer gesucht, Arthur angerufen und er hat sofort gesagt, dass er mit fünf oder sechs Mann kommt“, erzählt Heinrich Fuchs und fügt an: „Bei ihm war ein Ja, immer ein Ja und kein Ja vielleicht.“ Dass es im 5. Zug keine nennenswerten Unfälle gegeben habe, auch das sei ein Zeichen für seine Fachkenntnis, Umsicht und Zuverlässigkeit. Und er habe immer das Gefühl für die Menschen gehabt.

Er hat den Löschzug nach vorn gebracht

Florian Fuchs hat jetzt die Nachfolge als Zugführer, an seiner Seite Stellvertreter Marcus Sauter, angetreten. „Meine Eigenzucht“, wie Arthur Merk schmunzelnd einflicht. „In meiner ganzen Feuerwehrzeit war Arthur immer mein direkter Vorgesetzter“, so Florian Fuchs. „Wettkämpfe waren sein Steckenpferd; wir haben alle verfügbaren Leistungsabzeichen gemacht. Da kannte er kein Erbarmen“, erzählt Florian Fuchs launig. „Arthur gehörte immer zu den Jägern und Sammlern.“

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Altpapier- und Schrottsammlungen habe er mit der Jugendfeuerwehr durchgeführt, um Geld für Ausflüge zu verdienen, und gleichzeitig habe er immer bei Sonderangeboten, beispielsweise Getränke und Essen, zugegriffen. „Arthur hatte die Finanzen immer im Griff“, so Fuchs, der auch dessen Organisationstalent hervorhebt und feststellt: „Arthur hat unseren Löschzug nach vorne gebracht.“

Auch die Kochgruppe (S4) des Dingelsdorfer Löschzugs hat Arthur Merk ins Leben gerufen. Für den Eintritt in seinen neuen Lebensabschnitt – nicht nur den Feuerwehr-Unruhestand in der Altersabteilung – hat der Lz 5 ein Überlebenspaket geschnürt; darunter auch eine Ehren-Kochschürze, an die selbstverständlich Erwartungen geknüpft sind. Deswegen auch Florian Fuchs eindringlicher Hinweis: „Montags haben wir Zugdienst.“