„Das ist eine Sauerei sondergleichen!“ So reagiert Ernst Benz, wenn er auf das Eis vor dem Eingang des Konstanzer Bahnhofs angesprochen wird. Der Konstanzer war am Samstagmorgen, 23. November, dort unterwegs und hat nach eigener Aussage beobachtet, wie mehrere Menschen auf der glatten Fläche ins Schlingern geraten sind.
„Ich habe dann einem älteren Herrn über das Eis geholfen“, berichtet Benz im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das war ein gebrechlicher, alter Mann mit Gehstock.“ Auch dieser habe sich sehr darüber geärgert, dass der Bürgersteig nicht freigeräumt worden war. „Für die alten Leute ist das eine Zumutung“, betont er mehrfach.
Benz habe sich vor Ort auch mit anderen Personen unterhalten, die Probleme hatten, über die Eisfläche zu gelangen. Darunter auch zwei Bundespolizisten, wie er berichtet. Die Beamten hätten ihm gesagt, dass sie die Eisfläche melden wollen.

Ernst Benz empfindet es als unfair, dass der Gehweg nicht vom Eis befreit wurde. „Ich muss vor meinem Grundstück räumen“, sagt er. Aus seiner Sicht habe die Bahn ihre Verantwortung ignoriert. Wenn dort jemand stürze, bräuchte es einen Verantwortlichen, meint der Konstanzer.
Kein neues Phänomen
Die Gefahr eines Sturzes ist durchaus real. Bereits im vergangenen Jahr verletzte sich eine Frau, weil sie auf den vereisten Treppen beim Verlassen der Bahnhofshalle ausgerutscht war. Die damals 65-Jährige hatte sich bei dem Sturz den linken Schulterkopf gebrochen. Sie selbst konnte damals sich wegen ihrer Verletzung nicht mehr bewegen. Zwei Passanten mussten ihr aufhelfen.
Auch Ernst Benz ist das Problem bereits länger bewusst: „Letztes Jahr war es noch viel schlimmer mit dem Eis.“ Auf diese Gefahr wollte Benz am vergangenen Samstag auch die Mitarbeiter der Bahn aufmerksam machen, wie er erzählt. „Ich wollte einen Verantwortlichen sprechen“, berichtet er. Doch der Mitarbeiter am Schalter habe ihn gesagt, dass sie nicht zuständig seien. Einen Verantwortlichen gebe in Konstanz vor Ort nicht, erzählt Benz von dem Gespräch.
Die Stadt ist aber nicht verantwortlich
Doch wer ist nun für die Räumung des Gehwegs verantwortlich? Das Problem mit rutschigen Flächen auf dem Bürgersteig vor dem Bahnhof ist auch bei der Stadt bekannt. Sven Honold, Abteilungsleiter der Stadtreinigung, erklärt auf Anfrage, dass die Stadt nur für die Räumung an den Bushaltestellen vor dem Bahnhof zuständig ist. „Für den Gehweg sind Anlieger zuständig“, sagt Honold. In diesem Fall also die Deutsche Bahn.

Die Bahn weiß nichts von vereisten Gehwegen
Die Deutsche Bahn erklärt gegenüber dem SÜDKURIER, dass das Unternehmen für die Räumung des Bürgersteigs vor der Eingangshalle zuständig ist. Wenn die Witterung eine Räumung verlangt, werde diese auch ausgeführt, heißt es dort. „Über eine Eisfläche auf dem Gehweg ist uns nichts bekannt“, erklärt ein Bahn-Sprecher. „Wir sind da auf Hinweise von Kunden und Reisenden angewiesen“, so der Sprecher weiter.
So kann das Eis gemeldet werden
Doch Ernst Benz hatte nach eigener Aussage ja einen Mitarbeiter am Schalter der Reiseinformation auf glatte Fläche hingewiesen. Warum hat die Bahn dennoch keine Kenntnis? Das liegt an der Unternehmensstruktur der DB, heißt es von der Bahn. Die Schaltermitarbeiter seien in diesem Fall tatsächlich nicht zuständig. „Gut wäre es, wenn die Hinweise an die Aufsicht oder die DB Information gerichtet werden“, erklärt der Sprecher der Bahn.
Des Weiteren gibt es auch die Möglichkeit, eine der sogenannten „3S-Zentralen“ der Bahn zu kontaktieren. „3S“ steht für Service, Sicherheit und Sauberkeit. In diesen Zentralen laufen die Informationen um die Sicherheit im Bahnverkehr und an Bahnhöfen zusammen. Für den Bahnhof Konstanz ist die „3S-Zentrale“ am Stuttgarter Hauptbahnhof zuständig ist. Diese ist unter der Telefonnummer 0711 2092 1055 zu erreichen.