Für die meisten sind sie das leckere Symbol für den beginnenden Sommer: Erdbeeren. Für viele aber gleichzeitig ein teurer Spaß, der einem leicht Ärger bereiten kann. Denn auch am Anfang dieser Saison mussten Kunden mit Preisen von bis zu 9,99 Euro im Extremfall wieder tief in die Tasche greifen für ein 500-Gramm-Schälchen. Und nicht selten waren die Früchte schnell vergammelt.
Importierte Erdbeeren mit ihren langen Lieferwegen, die meist aus Spanien kommen, sollen hier wegen der mäßigen Ökobilanz bei der genaueren Betrachtung mal außen vor bleiben. Aber wie gehen die Erzeuger auf dem Bodanrück mit der (über)empfindlichen Frucht um, damit sie lange hält?
Zwei Betriebe geben Einblick
Zwei Betriebe, der Obsthof Romer in Litzelstetten und der Dingelsdorfer Fuchshof, haben dem SÜDKURIER Einblick in ihre Arbeitsprozesse – vom Pflücken bis zum Verkauf – gegeben. Und sie erklären, was man als Verbraucher gegen das rasche Verschimmeln der Beeren tun kann.
Thomas Romer vom Obsthof Romer sagt: „Das Wichtigste ist, dass sie schnell gekühlt werden.“ Dann hielten sie zwei bis sieben Tage. Damit sie sich wohl fühlen, brauchen die Erdbeeren eine trockene Umgebung, jedoch nicht zu heiß. Temperaturen zwischen 20 und 29 Grad Celsius seien optimal.
„Das Beste ist so ein Wetter wie zuletzt, dann kommen die Früchte trocken in die Schale“, erklärt Romer. Auf Regen reagierten sie dagegen sehr empfindlich: „Sie saugen sich voll mit Wasser.“ Und dann halten sie auch nur maximal zwei bis drei Tage. Mitentscheidend sei, ob sie sorgfältig gepflückt werden, so der Experte. Druckschäden führten zu schnellerem Befall mit Grauschimmel, vor allem, wenn die Schalenhaut verletzt ist.
Im Obsthof Romer werden die Pflanzen bereits in der Blütezeit zweimal mit Pflanzenschutzmittel behandelt – harmlosere Substrate, die nicht gegen den Schimmelpilz wirken, wenn es regnet. Starke Pestizide sind in Deutschland verboten. Im Vergleich dazu seien etwa die Pflanzenschutzmittel in Spanien wirkungsvoller, sagt Thomas Romer. Dies habe allerdings negativen Einfluss auf den Geschmack.

Der leidet nach Meinung des Obstbauern auch deshalb, weil die Erdbeeren aus dem Süden teilweise grün, also unreif gepflückt werden, damit sie die langen Lieferwege besser überstehen. „Bei uns ist der Geschmack dagegen wichtiger als die Haltbarkeit“, betont Romer. Die Früchte würden früh am Morgen gepflückt und kämen direkt in den eigenen Laden in Litzelstetten.
Maximal zwei Tage in der Kühlung
Werden nicht alle verkauft, geht der Rest ins Kühllager, und zwar einzeln aufgestellt und mit kalter Luft durchlüftet, damit sie schnell abkühlen. Am besten lagern sie dort aber nur einen Tag, maximal zwei.
Die hohen Preise am Anfang der Saison hatten die Kunden laut Romer nicht abgeschreckt: „Am Anfang waren wir immer leerverkauft.“ Es habe sich auch niemand beschwert, denn es gebe ja gute Gründe für den Anstieg: Dünger und Diesel seien teurer geworden, aber auch der Mindestlohn gestiegen. Inzwischen gebe es allerdings so viele Erdbeeren, dass die Preise wieder gesunken und akzeptabel seien.
Und was kann ich nun als Verbraucher tun, damit die Erdbeeren länger halten? Da gibt es für Romer keine zwei Meinungen: „Wer Erdbeeren kauft, dessen nächster Gang muss zum Kühlschrank führen.“
Auch Florian Fuchs vom Fuchshof hat einen Expertentipp: „Erdbeeren kaufen, wenn es trocken ist. Für die Haltbarkeit und den Geschmack ist das am besten.“ Und die Früchtchen nur vor dem Verzehr waschen, nicht vor dem Kühlen. Denn die dabei eindringende Nässe sei für die Schimmelpilze ein Riesenvorteil.
Bei Regen wird es schwierig
„Die Haltbarkeit der Erdbeeren hängt extrem vom Wetter ab. Sobald es regnet, wird es schwierig. Wenn sie trocken geerntet werden, dann sieht man der Erdbeere auch am dritten Tag nichts an.“ Im vergangenen Jahr hatten sowohl Fuchs als auch Romer große Mengen ihrer Ernte entsorgen müssen, weil es so viel geregnet hat. Diesmal sei es besser. Kunden, die das Pech haben, beim Kauf schnell verderbende Früchte zu erwischen, gebe es trotzdem immer wieder.
Was sie dagegen unternehmen können, das unternehmen die heimischen Obstbauern nach eigenen Angaben auch dagegen. So hat der Fuchshof den Anspruch, Erdbeeren nicht länger als 24 Stunden zu lagern. Dabei werden sie stark gekühlt: „Auf 1,5 bis 5 Grad. Das bremst Fäulnis und Schimmelpilze.“
Für den guten Geschmack der Erdbeere setzt der Betrieb aber auch weniger Pflanzenschutzmittel ein als rechtlich möglich wäre: „Meine Kinder bekommen die Erdbeeren ungewaschen, weil ich weiß, was drauf ist“, sagt Florian Fuchs.
Handel froh über regionale Ware
Auch Holger Rigling, Abteilungsleiter Obst und Gemüse im E-Center Baur in der Reichenaustraße, weiß um die rasche Vergänglichkeit des süß-saftigen Sommerboten. „Wir sind voll in der Saison drin. Da Erdbeeren schnell verderblich sind, sind wir froh über regionale Ware.“ Die Preise seien wegen gestiegenen Stickstoff-, Erdöl- und Lohnnebenkosten zunächst nach oben gegangen, seit der dritten Maiwoche fielen sie jedoch wieder.
In seinen Laden werden die Erdbeeren einmal früh am Morgen und einmal am Nachmittag geliefert. Da sie frisch gepflückt seien, komme es in der Regel auch nicht vor, dass sich darunter schimmelige befinden. Es seien meist nur drei, vier Schalen übrig, die abends reduziert angeboten werden, zum Beispiel zur Verwendung für Marmelade. „Das ist wirklich minimal, die gehen alle raus“, betont er.
Der größte Teil der Früchte werde gekühlt – wenn eine Steige leer ist, dann holen die Mitarbeiter die nächste aus dem Kühlraum. Und das geht noch eine Weile so weiter, denn die Saison ist lang.
Ab September wird‘s teurer
Die regionalen Erdbeeren der Spätsaison aus Folientunneln oder dem Gewächshaus seien beispielsweise vergangenes Jahr bis Ende November verkauft worden, sagt Rigling. Ab September werden sie dann allerdings wieder rund einen Euro teurer.
Auch Rigling rät, gekaufte Erdbeeren in den Kühlschrank zu stellen und innerhalb des nächsten Tages zu verbrauchen. Ein Tipp, den viele Kunden gar nicht brauchen, wenn man sich so unter den Fans der roten Frucht umhört: Die meisten essen sie gleich auf.