Es soll ein Ausrufezeichen an der Stadteinfahrt, eine Attraktion für Einheimische und Gäste und ein gastronomischer Treffpunkt mit der besten Aussicht der Stadt werden: Der Begriff Panorama bekommt in Konstanz im Jahr 2024 ganz neue Dimensionen.
Bis dahin sollen das Riesen-Panorama-Wimmelbild von Konstanz zur Zeit des Konzils (1414-1418) des Berliner Künstlers Yadegar Asisi sowie das Gebäude drumherum vom Star-Architekturbüro Sauerbruch Hutton fertiggestellt sein. Das versprach Wolfgang Scheidtweiler für die Bauherren beim Auftakt für das Projekt. Bei Fertigstellung dürfte es eines der größten Holz-Gebäude im Südwesten oder sogar in Deutschland sein.

Im Moment ist auf dem Bauplatz an der Schänzlebrücke erst ein riesiges Bauschild zu sehen, doch neben dem Gebäude, das es ankündigt, wird die Werbung winzig aussehen. 50 Meter hoch wird das fast kreisrunde Gebäude, wie die Architekten Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton sagten.
Der Durchmesser beträgt etwa 30 Meter. So entsteht auf der Innenwand Platz für ein Kunstwerk, das abgerollt etwa 110 Meter lang und 30 Meter hoch sein wird – und mittendrin auf halber Höhe die Besucher auf einer Aussichtsplattform, die so die Stadt Konstanz zur Zeit des Konzils erleben können.

Künstler zeigt drei Teilstücke des Panoramas
Er will das Erlebnis von Geschichte zur „körperlichen Erfahrung“ machen, sagt der Schöpfer der modernen Großpanoramen, Yadegar Asisi. Wobei er nicht selbst malt – ein ganzes Team erschafft historische Szenen, die sich verbürgt so oder so ähnlich abgespielt haben, die in Legenden überliefert oder einfach auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis in die jeweilige Zeit passend hineingesetzt werden. Dazu fotografiert Asisis Team die Menschen in historischer Bekleidung im Studio, und aus Fotos, gemalten Elementen und Computergrafiken bestehen.
Das Ergebnis ist frappierend, wie schon drei kleine Teilstücke aus dem Riesen-Wimmelbild zeigen, die Asisi nach Konstanz mitgebracht hat. In einer Szene steht Jan Hus predigend auf eine Kiste, und das Volk lauscht ihm gebannt. In einer anderen begeben sich die hohen Kirchenvertreter in das Gebäude, das heute als Konzil bekannt ist, im Hintergrund dümpeln Boote im damaligen Hafen.

Das Panorama für Konstanz ist schon seit 2015 in Planung, und Bauherr Wolfgang Scheidtweiler wie auch Oberbürgermeister Uli Burchardt erinnerten auch an die harten Auseinandersetzungen um das Projekt. Doch nun sei am Stadteingang ein guter Standort gefunden, zumal auch das ovale Grundstück direkt an der B33 sich gut eigne. Burchardt zeigte sich zum Projektstart sicher. „Das wird großartig für Konstanz werden“ und erinnerte daran, dass das einstige Niemandsland an der Schänzlebrücke längst zu einem Ziel für den Sonntagsspaziergang geworden sei.
Die Architekten Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton sind sich unterdessen sicher, dass auch die bauliche Hülle für das Panorama etwas ganz Besonderes wird. Entstehen solle immerhin einer der größten Holz-Gebäude in der weiten Umgebung. Nur der Sockel und das Erdgeschoss werden demnach in Beton errichtet, dann kommt Holz zum Einsatz – auch für die riesige Decke. Der Hochbau könnte, nach aufwendigen Fundamentarbeiten im schlechten Untergrund, noch im Jahr 2023 begonnen.
Bauherr erwartet 200.000 Besucher im Jahr
Obendrauf sind Multifunktionsräume geplant, möglicherweise als Ort für moderne Kunst. Auch rundum laufender Balkon für alle Besucher ist vorgesehen. Dazu kommt ganz oben in 50 Metern Höhe ein Restaurant mit Innen- und Außenplätzen, die einen Blick über den Obersee, auf die Alpen, das Wollmatinger Ried, die Reichenau und den Bodanrück bieten und wo man freie Sicht auf Sonnenaufgang und Sonnenuntergang hat. Nicht nur mit dem Panorama, sondern auch mit dieser besonderen Gastronomie will Scheidtweiler nach eigenem Bekunden den Tourismus-Standort voranbringen.
Benjamin Güller, langjähriger Direktor des Inselhotels und Vorsitzender des Konstanzer Tourismus-Fördervereins, bringt es dann auch so auf den Punkt: „Ich danke im Namen von Tourismus, Hotellerie, Gastronomie und Handel“. Auch Eric Thiel von der Marketingorganisation MTK spricht von einem neuen Magneten für den Standort Konstanz, insbesondere in der Nebensaison. Während sich Wolfgang Scheidtweiler weder auf einen genauen Eröffnungstermin im Jahr 2024 festlegen will noch die Investitionssumme preisgeben möchte, legt er zumindest eine Zahl offen: 200.000 Besucher im Jahr erwarte man schon schon.