Die Präsidentenfindungsgruppe schwieg lange Zeit eisern, obwohl jeder aus dem Narrenrat laufend angesprochen wurde: „Mir kasch‘s jo sage“. Erst mit Erscheinen der „Kameler Poscht“ kurz vor Fasnacht wurde dem Kameler-Volk kundgetan, dass fortan die Narrengeschäfte von Alexander Riedmann geführt werden.

Bei dem 57-Jährigen, der seit Jahren als „Businesskamel“ sowie als „Kartenmischler“ für das Narrenspiel der Kamelia Paradies und der Narrengesellschaft Niederburg sowie der Fernsehfasnacht agiert, handelt es sich – wie aus der Findungsgruppe kolportiert wird – um einen Präsidenten der ersten Wahl.

Die Kamelia Paradies

„Ich war vor elf Jahren der Präsident der dritten Wahl“, sagt Markus Nabholz und fügt augenzwinkernd an: „Ich war der erste Kameler-Präsident, der kein Paradiesler war.“ Nach elf Jahren endlich verrät Nabholz die Hintergründe: Mit einem weiteren Fasnachter ist Nabholz seinerzeit aufgefallen, dass vor der Fasnacht der Kameler-Narrenrat auf der Insel Mainau tagte, sich die Ratsfrauen zeitgleich beim Blätzleball vergnügten und somit „das Paradies von der Kamelern verlassen war“. Diese Gelegenheit nutzten die beiden Narren und stibitzten den Narrenbaum.

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Augenscheinlich wollten die Kameler den Baum gar nicht auslösen. „Es war ihnen eigentlich ziemlich egal. Das hat uns geärgert“, gibt Nabholz zu. Aber kurz darauf trat der damalige Kameler-Präsident Werner Eckenschwiller an Nabholz heran, ob er nicht Präsident werden wolle. „Am nächsten Abend kam Niederburg-Präsident Heinz Maser auf mich zu und bot mir einen Elferratsposten an, und ich sagte: Du bist 24 Stunden zu spät.“ „Damit haben wir den Bock zum Gärtner gemacht oder umgekehrt“, sinniert Finanzkamel Dieter Kessler.

Rückblick auf elf Jahre Präsidentschaft

In elf Jahren Präsidentschaft hat Markus Nabholz viel bewegt. „Meine erste Amtshandlung: Ich habe Frauen in den Narrenrat geholt“, sagt Nabholz. Ein weiterer Geniestreich war die Einführung der „Holzköpf“, womit der Verein insbesondere für Familien mächtig attraktiv wurde. Dieter Kessler bestätigt dies zwar, korrigiert den scheidenden Präsidenten jedoch umgehend bezüglich der Wortwahl und verweist auf die korrekte Bezeichnung „Maskengruppe“.

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„Diplomatie ist in meinen Wortschatz nicht vorhanden“, gibt Markus Nabholz offen zu: „Damit bin ich manchmal elend aufgelaufen.“ Für ihn gilt eben das Motto: Woher soll ich wissen, was ich denke, wenn ich noch nicht gehört habe, was ich sage? Auch wenn Nabholz zuweilen aneckte, so wird er von den meisten gerade wegen seiner offenen, authentischen Art geschätzt.

Auf den Tisch hauen musste Nabholz als Präsident natürlich auch, um in positiver Hinsicht etwas zu bewegen, zum Beispiel in Sachen Zusammenhalt. „Mein Credo: Es gibt nur eine Kamelia und nicht Vereine im Verein.“ Aus diesem Grund führte er ein, dass die Vorstände von Fanfarenzug und Maskengruppe kraft Amtes mit Sitz und Stimme im Narrenrat vertreten sind.

„Das ist alles auf meinem Mist gewachsen“

Stolz ist Nabholz auf das Narrenspiel. Eigentlich hatte er für die Vereinigten Konstanzer Narrengesellschaften ein Konzept erarbeitet, um deren Gemeinschaftskonzert in die Zukunft zu führen. Das hätten jedoch die Entscheidungsträger abgelehnt.

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Als sich Niederburg und Kamelia zusammenschlossen, um gemeinsame Narrenkonzerte zu veranstalten, „da habe ich mein Konzept vorgelegt, und es wurde umgesetzt“, so Nabholz: „Das ist alles auf meinem Mist gewachsen.“ Er verweist aber auch auf den starken Rückhalt und Zusammenhalt. „Inzwischen sind die Narrenspiele zu einem Reißer geworden. Darauf bin ich stolz, und ich freue mich, dass es weiter funktioniert.“

Als schönstes Erlebnis nennt Markus Nabholz die Feier zum 125. Jubiläum im Konstanzer Stadttheater. Ihm lag viel daran, die alten Paradiesler Fasnachter aktiv einzubinden und deren Verdienste zu würdigen. Auch das zeichnet Nabholz als Präsident aus: Er würdigt die Arbeit anderer und spricht ehrlich gemeintes Lob aus.

Elf Jahre war Markus Nabholz (rechts) das imposante Oberkamel. Jetzt ist Alexander Riedmann Präsident der Narrengesellschaft Kamelia ...
Elf Jahre war Markus Nabholz (rechts) das imposante Oberkamel. Jetzt ist Alexander Riedmann Präsident der Narrengesellschaft Kamelia Paradies. | Bild: Scherrer, Aurelia

So auch jetzt. „Als Präsident hat man eine große Verantwortung“, stellt Markus Nabholz fest, aber es sei keine One-Man-Show, sondern wichtig sei die gute, zielgerichtete Zusammenarbeit im Narrenrat. Dankbar sei er einem „tollen Team“.

Jeder einzelne „hat verlässlich einen tollen Job gemacht“. Er blickt beispielsweise zu Schriftführerin Swantje Kunze, „die die ganze Bürokratie abwickeln muss“, und Dieter Kessler, der „als Kassier eine Heidenarbeit hat“. Alexander Riedmann hinterlässt er ein hervorragendes Team und einen gesunden Verein.

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Und das Team würdigt den Präsidenten der ersten Wahl. „Alexander Riedmann hat viele Connections. Ihn kennt eigentlich jeder“, meint Swantje Kunze, schließlich vergebe er nicht nur die Karten für die Narrenspiele und die Fernsehfasnacht. Der Bekanntheitsgrad sei wichtig für diese Position, so Kunze, „weil Markus schon eine große Nummer ist“.

Der Neue ist ein „Teamplayer und Familienmensch“

„Sein Vorteil: Er ist diplomatischer als ich und hat einen extrem trockenen Humor“, lacht Markus Nabholz, und Dieter Kessler charakterisiert: „Er ist ein Teamplayer, Familienmensch, ein guter Schauspieler, kann aber überhaupt nicht singen.“ Riedmann ist sicher, der Richtige für den Posten zu sein, schließlich stamme er aus dem Friedrich-Pecht-Weg und damit „aus dem echten Paradies“.

Wohlwissend, dass sich kaum einer um ein solches Amt reißt, das mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden ist, habe er sich dafür entschieden, denn: „Der Verein liegt mir am Herzen.“ Noch nicht einmal richtig im Amt, „habe ich schon eine Dienstwohnung im Paradies beantragt“, lacht Riedmann.

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Seine Ziele: „Familien sind bei den Kamelern immer willkommen. Der Fanfarenzug wird auch künftig unterstützt. Wichtig ist mir, dass wir bei unseren Wurzeln und einer bodenständigen, heimischen Fasnacht bleiben.“ Auf eine Zusammenarbeit mit der Niederburg bezüglich der Narrenspiele legt er großen Wert, ebenso auf das gute Miteinander aller Vereine, das sich mit der Gruppe #HoNarroDehom hervorragend entwickelt habe.

Im Zuge eines verbalen Scharmützels über mögliche künftige Aufgaben verplappert sich Nabholz: „Ich habe mich mit Fasnachts-Rentner Andreas Kaltenbach zusammengetan (Anm. d. Red.: Dieser hat quasi zeitgleich sein Amt als Zunftmeister der Blätzlebuebe-Zunft abgegeben). Wir haben uns etwas überlegt, das muss aber erst noch von offizieller Seite genehmigt werden.“