Dettingen war am Wochenende eine der Fasnachtshochburgen in Südbaden! Mit einer würdigen Geburtstagsfeier am Samstag, 11. Februar, feierte die heimische Narrenzunft ihren 60. Geburtstag in der Moorschrat-Halle, wie die Kapitän-Romer-Halle während der närrischen Tage bezeichnenderweise heißt. Damit verbunden war am Wochenende auch das große Seenarrentreffen, das zu den beiden Umzügen am Freitag und Sonntag eine Unmenge an Zuschauern anlockte.

Die musikalische Eröffnung der Geburtstagsfeier gestaltete der Moorschrat-Fanfarenzug unter der Leitung von Elmar Rudolf. Die Musiker zeigten einmal mehr, zu welch hervorragenden Leistungen sie mit angepassten Arrangements in der Lage sind. Musikalisches Gespür für den tänzerischen Ausdruck zeigten auch die drei Ballettgruppen. Die Garde brillierte mit einer ausgesprochen synchronen Darstellung, die Damen mit einem ausdrucksstarken Kostüm und die Männer ganz traditionell mit einer tänzerischen Interpretation als Rettungsschwimmer und -schwimmerinnen aus Baywatch.

Sven Okle sprang von den Schultern seiner Mittänzer einen Rückwärtssalto, den er einwandfrei stand. Für die Zugabe legten die Männer mit ihrer fast schon avantgardistisch anmutenden Interpretation eines Sacktanzes nochmals eins drauf. „Wir brauchten dafür nur wenige Elemente proben: liegen, aufstehen, tanzen und hinlegen“, erläuterte Andreas Schwabedissen.
Getoppt – ohne die Leistungen der Moorschrat-Balletts schmälern zu wollen – wurden sie vom Tanzclub Sternschnuppen Bockeroth aus dem Siebengebirge. Sie bezeichnen sich selbst als traditionelles karnevalistisches Gardetanzcorps. Die Männer steuern – aber nicht nur – ihre Kraft für die anspruchsvollen Wurf- und Hebefiguren bei, die Frauen die anmutigen Tanzschritte. Die Zuschauer gerieten dabei schier aus dem Häuschen. Mit ohrenbetäubendem Kreischen und lautstarken Rufen erjubelten und erklatschten sie sich zwei Zugaben.

Eva Schlaich und Ulrich Knappe (Gitarre) als werdendes und gewordenes Elternpaar durften zweimal auf die Bühne. Auch wenn es während ihrer Sketche – wie auch bei anderen – im Hintergrund der Halle zu laut zuging, gelang es ihnen, die aufmerksam gebliebenen Zuhörer durch unermüdliches Wiederholen der Refrains zum Mitsingen zu bewegen.
Eine Paarbeziehung der anderen Art spielten Christoph Brugger (Moorschrat) und Petra Günther (Lisbeth), die sich beide, jedoch aus unterschiedlichen Gründen, schließlich für eine gemeinsame Zweisamkeit entschieden.

Eine Hoffnung für die Zukunft sind fünf junge Nachwuchsnarren. Als Power-Bepper (für Nichtalemannen: Power-Kleber) rätselten Jan Becker, David und Philipp Eisenbath, Alina Gieß sowie Julia Schwabedissen im Speziellen über den geeigneten Bepper auf der Straße und im Allgemeinen über Sinn und Unsinn derartiger Aktionen. Und sie stellten die treffende Frage, zu welcher Generation sie denn gehören würden, denn die Akteure der Letzten Generation seien doch deutlich älter als sie.
Mit Fabian Hafner betrat ein neuer Moderator die Bühne. Auch wenn der eine oder andere Witz nicht ganz so glatt rüberkam, ist er auch zukünftig eine Bereicherung für die Überleitung zu den kommenden Nummern.

„Eine geile Atmosphäre“, bescheinigte Sternschnuppenpräsident Werner Krämer dem freitäglichen Nachtumzug. „Wir kommen wieder, egal wo der ist“, versprach er in seinem Überschwang. Nach der Zugauflösung strömten die feierwilligen Narren zur Moorschrat-Halle. „Ich habe den Schulhof noch nie so belebt gesehen“, schwärmte Ortsvorsteher Roger Tscheulin bei seiner Gratulation am Samstagabend. Sechzig mal fünf Euro brachte er mit für die Nachwuchsarbeit. „Ihr habt einen tollen Narrensamen“, lobte er.
31 Narrenzünfte und Gruppierungen waren am Freitag dabei. Am Sonntag kamen 39 mit rund 2000 Teilnehmern. Erfreulich, dass sich auch Narrengruppen darunter befanden, die nicht zu den Seenarren gehören. Gut anderthalb Stunden brauchte es, bis alle Mäschgerle an den verkleideten und wenigen nicht verkleideten Zuschauern vorbeigezogen waren. Danach verwandelten sich die Straßen in eine Partymeile. So spielten unter anderem die Musikkameradschaft Langenrain-Freudental und die Fasnetmusik Liggeringen zum Vergnügen der Zuhörer fetzig auf.