Wenn sich Regina Graf-Martin am Schmotzigen Dunschtig, 8. Februar, vor dem Jakobiner-Tribunal verantworten muss, wird ein Raunen durch die Menschenmenge auf dem Obermarkt gehen. Was hat sich die verdiente Erzfasnachterin, die jahrzehntelang Kindergartenkindern das närrische Brauchtum gelehrt hat, zuschulden kommen lassen? Die Angeklagte versteht die Welt nicht mehr, wie sie dem SÜDKURIER gegenüber offen bekennt.
Die Jakobiner, allen voran Präsident Harry Wölfle, sein Vize Axel Ibach und Richter Ekkehard Greis, können nur die Schultern zucken. Für sie ist die Sachlage ganz klar. Ihr Vorwurf: „Vorsätzliche Niederstreckung immaterieller Kulturgüter aus selbstherrlichen Motiven.“ Greis pragmatische Übersetzung der wohlfeil gewählten Worte: „Sie ist in Rente gegangen.“ Kann man ihr, der kein Opfer für die Konstanzer Fasnacht zu groß war, das wirklich vorwerfen? „Ja!“, rufen die Jakobiner laut und unisono.
Die Folgen werden fatal sein
„Künftig gehen der Konstanzer Fasnacht die kleinen Mäschgerle aus. Die Angeklagte will uns trockenlegen! Das ist Vorsatz!“, ereifert sich Harry Wölfle und fügt echauffiert an: „Damit richtet sie nachhaltigen Schaden an!“ Wölfle, der beim Tribunal als Henker agiert, schärft bereits die Guillotine. Er ist nämlich überzeugt, dass Pflichtverteidigerin Claudia Zähringer die Höchststrafe nicht abwenden kann, auch wenn noch so viele Zeugen antreten, schließlich sei Kläger Simon Schafheitle bestens instruiert.
„Die Verurteilung ist sicher“, freut sich Harry Wölfle jetzt schon und Axel Ibach fügt an: „Bei den schwerwiegenden Vorwürfen kann es keine Minderung des Strafmaßes geben.“ Schließlich sei die Losung beim Tribunal: „Allen wohl und nur einem weh“.
Was sagt die Angeklagte dazu?
Regina Graf-Martin ist ob der haltlosen Vorwürfe restlos schockiert. Sie mutmaßt: „Die Jakobiner haben zu viel von ihrem Boscholee getrunken.“ Sie habe sehr viel für die Fasnacht getan und werde das Brauchtum auch künftig pflegen.
Klar ist: Die Angeklagte wird ihrerseits Zeugen mobilisieren. Außerdem, so wurde dem SÜDKURIER kolportiert, ist die Angeklagte seit Jahrzehnten mit der Mutter des Klägers befreundet. Darauf angesprochen gibt Graf-Martin freimütig zu: „Den Simon hab i scho als kläne Seicher uf em Arm ghet.“ Dem Kerle wird sie wohl beim Jakobiner-Tribunal ordentlich die Leviten lesen.
Das schaulustige Volk wird ersucht, einen der seltenen Jakobiner-Buttons mit Konterfei der Angeklagten beim Jakobiner-Wagen für zwei Euro und mehr zu erwerben. „Wir brauchen das Schmiergeld, damit wir mit dem Jakobiner-Kärrele und der Guillotine auf den Obermarkt fahren dürfen“, so Wölfle.