Was für ein Coup! Nach Metzgerei-Chefin Katharina Müller erhebt die Narrengesellschaft Niederburg den Konstanzer Brauerei-Chef Karl-Bernhard Ruppaner in den Burgherrenstand. Damit haben die Fasnachter ausgesorgt. Die Ernennung ist der Höhepunkt eines amüsanten Programms. Auch Spitzen Richtung Lokalpolitik kommen nicht zu kurz.

„Wir fühlen uns sauwohl im Inselhotel“, bekräftigt Niederburg-Präsident Mario Böhler. Dass sie zum Fasnachtsauftakt dem Konzil den Rücken gekehrt haben, hätten die Narren nicht bereut. Auch wenn es für die rund 320 Gäste im Festsaal kuschelig eng ist, überwiegen die Vorteile im Inselhotel, denn: „Wann immer Ihnen danach ist, können Sie Fenster öffnen oder auf die Terrasse treten“, formuliert Böhler keck seinen Seitenhieb.

320 Gäste feiern im Festsaal des Inselhotels den Fasnachtsauftakt mit der Narrengesellschaft Niederburg.
320 Gäste feiern im Festsaal des Inselhotels den Fasnachtsauftakt mit der Narrengesellschaft Niederburg. | Bild: Hanser, Oliver

Neue Hotels sind unverzichtbar

Die Niederbürgler schwelgen an diesem Abend auch in Nostalgie. So wecken Martin Tschaki und Simon Schafheitle mit ihrem KI-gestützten Textkistle 2.0 Erinnerung an die legendäre Nummer von und mit Alfred Heizmann, Peter Maier und Kurt Rohr und ziehen ebenso lokale Begebenheiten wortgewandt und melodiös durch den Kakao.

Lärmschutz und damit verbunden fast flächendeckend Tempo 30 in der Stadt: Für Tschaki und Schafheitle ist dann klar, warum im Industriegebiet immer mehr Hotels gebaut werden. Wer von Wollmatigen in die Stadt wolle, müsse bei dem Tempolimit zwangsweise auf halber Strecke übernachten.

Martin Tschaki (links) und Simon Schafheitle (rechts) überzeugen mit ihrer KI-gestützten Textkistle-Nummer.
Martin Tschaki (links) und Simon Schafheitle (rechts) überzeugen mit ihrer KI-gestützten Textkistle-Nummer. | Bild: Hanser, Oliver

Schlagerlegende Dieter Thomas Kuhn in Gestalt von Bubi Kreuz reiht sich in das Potpourri aus Musik und Tanz perfekt ein. Mit seiner urkomischen Erzählung, die ausnahmslos aus Schlagerzitaten besteht, erobert er die Herzen von Fasnachtern und Schlagerfans im Sturm.

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Die Tigermücke sticht unerbittlich zu

Eine Lanze für seine invasive Art bricht Norbert Heizmann als asiatische Tigermücke. Er kann nicht verstehen, warum er ein Hassobjekt ist. „Mi wend sogar Veganer töten“, ist der Tigerschnoog konsterniert und erntet jede Menge Mitleid.

Trotzdem sticht er gezielt auf Bundes- und Lokalpolitiker ein, da kennt die Tigermücke keine Gnade. Leichtsinnig verrät die nicht-heimische Schnake, was sie vom Stechen abhalte: Bürgertröpfle im Blut tut ihr nicht gut.

Norbert Heizmann begeistert als asiatische Tigermücke und bekommt sogar eine Portion Mitleid.
Norbert Heizmann begeistert als asiatische Tigermücke und bekommt sogar eine Portion Mitleid. | Bild: Hanser, Oliver

Der Coup der Niederbürgler

Bier hingegen ist kein Schnakenabwehrmittel, sondern außerdem Labsal für trockene Narrenkehlen. Genau das sichern sich die Niederbürgler mit einem Geniestreich. Mit Katharina Müller haben sie im vergangenen Jahr eine Metzgerei-Chefin in den Burgherrenstand erhoben. Jetzt folgt Brauerei-Chef Karl-Bernhard Ruppaner. Schließlich: „Was wäre Fasnacht ohne passendes Bier zur Wurst?“, so Mario Böhler.

Dass hinter dieser Ernennung Kalkül steckt, daraus macht der Niederburg-Präsident keinen Hehl. Ruppaner, „ein Mann mit Herz, Krug und Humor“, werde künftig dafür sorgen, „dass kein Krug mehr leer bleibt“, ist Böhler überzeugt.

Nicht ohne Hintergedanken: Niederburg-Präsident Mario Böhler (links) ernennt Brauerei-Chef Karl-Bernhard Ruppaner (rechts) zum Burgherrn.
Nicht ohne Hintergedanken: Niederburg-Präsident Mario Böhler (links) ernennt Brauerei-Chef Karl-Bernhard Ruppaner (rechts) zum Burgherrn. | Bild: Hanser, Oliver

Hochgelobt und geehrt

Als „kulturellen Donnerschlag, optisch und akustisch durchaus bemerkenswert, und toll, was die sich trauen“, kündigt Claudia Zähringer den Burgherrenchor an. Dieser schmettert unter Leitung von Generalmusikdirektor Wolfgang Mettler inbrünstig und leidenschaftlich einen Ruppaner-Bier-Hymnus auf der Rothaus-Bier-Insel.

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Ebenso herzlich ist die Laudatio von Katharina Müller auf Karl-Bernhard Ruppaner. In der Heiligen Schrift sei von der Verwandlung von Wasser in Wein die Rede, „aber da hat es Ruppaner noch nicht gegeben“; daher sei der Brauer nun der „Vollender des biblischen Willens“.

Neben dem edlen Hopfengetränk gebe es aber noch mehr gute Gründe für die Erhebung in den närrischen Adelsstand. Katharina Müller erinnert an Ruppaners elefantöse Couplets mit Wolfgang Rolle und seinen Triumph als „Fernsehfasnachts-Jodelstar“. Für sie steht fest: Mit dem Schimmele-Reiter würde sie am liebsten Pferde stehlen.

Katharina Müller laudiert Karl-Bernhard Ruppaner und bekennt sich zu dessen Hopfen-Kreationen.
Katharina Müller laudiert Karl-Bernhard Ruppaner und bekennt sich zu dessen Hopfen-Kreationen. | Bild: Hanser, Oliver

Ruppaner ist gerührt von Bier-Andacht

Karl-Bernhard Ruppaner zeigt sich gerührt ob der Hommage, der „Niederbürgler Bierandacht“, und stolz, denn: „Jetzt bin i epper“, als Mitglied „im Club vom Pulver-Tower“. Ahnend, dass mit seiner Ernennung sein Bier sich höchster Beliebtheit erfreuen werde, erinnert er die Anwesenden in seiner Gesangsnummer, das Leergut zurückzubringen, sonst müsste er das kostbare Getränk in Eimer abfüllen.

Karl-Bernhard Ruppaner schmettert Leergut-Lied Video: Scherrer, Aurelia

Mit Bierfässern werden sich die Niederbürgler garantiert auch zufriedengeben, schließlich wollen sie nicht nur von „Blutwurscht und Schimmele“ singen. In Anbetracht der bevorstehenden Völlerei stellt sich die Frage, wen die Niederbürgler wohl im kommenden Jahr zum Burgherrn ernennen: Einen Schneider für Übergrößen oder einen Fitness-Trainer?

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