Die Debatte kam im Kreistag immer wieder auf: Wie viele Notunterkünfte muss der Landkreis vorhalten, um zu garantieren, dass ankommende Geflüchtete sofort und menschenwürdig untergebracht werden können? Kann man auf den Trend vertrauen, dass dauerhaft weniger Menschen im Kreis Konstanz ankommen?

Über die vergangenen zweieinhalb Jahre hat das Amt für Migration und Flüchtlinge mehrere Leichtbauhallen im Kreis Konstanz aufbauen lassen und sie dauerhaft von der Firma Fetscher Zelte angemietet. Damit vermied der Kreis Konstanz, was anderswo zeitweise Realität war: dass Sport- und Veranstaltungshallen mit Geflüchteten belegt wurden. Unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Krieges war dies kurzfristig auch im Kreis Konstanz notwendig geworden.

Deutlich weniger ankommende Flüchtlinge

Nun aber scheint sich der Trend zu verfestigen: Es kommen weniger Zuflucht suchende Menschen über die Grenze. Auch die inzwischen dauerhaft etablierten Grenzkontrollen dürften dafür eine Ursache sein. Das Landratsamt zieht daraus seine Konsequenzen, zumal die dauerhafte Anmietung von Leichtbauhallen extrem teuer ist: Die Leichtbauhalle in Konstanz wird jetzt aufgegeben.

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Bis zum 20. März müssen alle Bewohner der Halle im Industriegebiet ausgezogen und auf andere Unterkünfte verteilt sein, wie Marlene Pellhammer, Sprecherin des Landratsamts, auf Anfrage des SÜDKURIER mitteilt. Die Halle werde dann abgebaut.

Betroffen seien etwa 120 Personen, die in andere Gebäude in Konstanz und im Landkreis umziehen müssten, heißt es weiter aus dem Landratsamt. „Ein paar wenige sind auch auszugsberechtigt in eine Anschlussunterbringung.“

(Archivfoto von Dezember 2024) So leben die Menschen in der Leichtbauhalle: Eine Sperrholzwand reiht sich an die andere, ...
(Archivfoto von Dezember 2024) So leben die Menschen in der Leichtbauhalle: Eine Sperrholzwand reiht sich an die andere, Metall-Stockbetten sind der einzige private Rückzugsort. | Bild: Alban Löffler | SK-Archiv

In der Leichtbauhalle sind aktuell Angehörige verschiedener Nationen vertreten. Regulär werden die Personen bis zu 24 Monate in den Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, bis sie dort auszugsberechtigt sind und von der jeweiligen Stadt oder Gemeinde, der sie zugewiesen werden, untergebracht werden müssen.

Mit dem Ende der Leichtbauhalle im Konstanzer Industriegebiet wird es dennoch weiterhin Notunterkünfte geben, allerdings deutlich weniger: „Die Leichtbauhallen in Rielasingen-Arlen und in Eigeltingen wurden schon länger geräumt und zurückgebaut“, schreibt Marlene Pellhammer. Als Reserve halte der Kreis aber weiterhin die Notunterkunft in der alten Stadthalle in Engen vor. Weitere Notunterkünfte in Betrieb sind die Alte Schule in Gottmadingen und die Notunterkunft Herrenland in Radolfzell.

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Neuordnung der Unterkünfte

Doch auch über die Leichtbauhalle hinaus ordnet der Landkreis im Moment seine Unterbringungsmöglichkeiten neu. Ende 2024 habe der Kreis im Rahmen einer Zwangsversteigerung ein Grundstück in der Bücklestraße 7 erworben, um dort eine Gemeinschaftsunterkunft zu errichten. Die dort überwiegend gewerblich genutzten Gebäude sollen zurückgebaut werden.

Ein neues Gebäude wird errichtet, in dem Wohnungen für die Geflüchteten eingerichtet werden. Das Landratsamt stimme sich im Moment mit der Stadt Konstanz ab, wie dieses Wohnbauprojekt rasch und doch nachhaltig umgesetzt werden könne, schreibt Sprecherin Marlene Pellhammer.

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Perspektivisch sollen dort Menschen untergebracht werden, die im Moment in der Unterkunft in der Steinstraße in Konstanz wohnen. Das Gebäude in der Steinstraße ist baufällig und wird nur noch als Unterkunft eingesetzt, weil es nicht genügend Alternativen gibt. Mitglieder des Kreistags haben die Unterbringung in der Steinstraße in der Vergangenheit bereits als „nicht menschenwürdig“ bezeichnet.

Schon vor Jahren war der Plan des Kreistags und der Kreisverwaltung, dass man das Gebäude eigentlich abreißen und auf dem Grundstück einen Neubau errichten müsse. Da es keine Alternative zur Unterbringung der Bewohner gab, blieb vorerst alles beim Alten. Erst jetzt gibt es die Möglichkeit, eine neue Unterkunft in der Bücklestraße zu schaffen.