Manuela Müller-Windisch ist kein Vorstandsmitglied der Theaterfreunde Konstanz mehr. In einer nicht-öffentlichen Versammlung haben Mitglieder mehrheitlich ihre Abberufung entschieden. Zuvor hatte Müller-Windisch Finanztransparenz bei der Planung des Bodensee-Theatertags gefordert und eine demokratische Abstimmung darüber. Denn die Anglistin sieht eine Unverhältnismäßigkeit beim Einsatz von Spendengeldern. Es geht um 10.000 Euro für zwei jeweils dreistündige Podiumsdiskussionen.
Die Theaterfreunde fördern Projekte des Theaters mit rund 8000 Euro im Jahr. Müller-Windisch kritisiert auch, ihr als Vorstandsmitglied sei im Vorfeld der Versammlung der Zugriff auf den E-Mail-Verteiler der Mitglieder verweigert worden. Sie hätte diesen gern ihre Argumente dargelegt.
Dies wertet sie als „Maulkorberlass“. „Ich hätte ja dem Verein schaden können.“ Sie bemängelt zudem, die Stimmen der vielen Mitglieder, die sich schriftlich für sie ausgesprochen hätten, aber nicht zur Versammlung kommen konnten, seien nicht berücksichtigt worden.
Auch die Fragestellung, mit der sie abberufen wurde, sei nicht korrekt gewesen, sagt Müller-Windisch. Man habe nicht neutral gefragt, ob sie im Vorstand bleiben solle oder nicht, sondern der Vorstand habe deutlich gemacht, dass man nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten wolle.
Sie vergleicht die Versammlung mit einer schlechten Theaterinszenierung. Die Mitglieder diskutierten nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Teilnehmer auch über die Frage, ob der gesamte Vorstand abberufen und Neuwahlen angesetzt werden sollen. Die Aussicht eines führungslosen Vereins schreckte dann aber wohl ab.
Müller-Windisch kritisierte hohen Ausgaben für Honorare und Werbekosten
Im Kern ging es bei dem Streit um Kritik am Einsatz von zweimal jeweils 5000 Euro, die zweckgebunden für den Bodensee-Theatertag gespendet wurden. Im Jahr 2023 summierten sich die Ausgaben für die dreistündige Podiumsdiskussion auf über 5700 Euro. Nach dem ersten Kostenvoranschlag sind dieses Jahr Kosten von mehr als 6700 Euro zu erwarten.
Manuela Müller-Windisch kritisiert die hohen Ausgaben für Honorare und Werbekosten. Im Jahr 2023 summierten sich letztere auf über 3300 Euro. Auch die Verteilung der Honorare ist umstritten. Nach dem ersten Kostenvoranschlag für 2025 sollte ein Mitglied der Theaterfreunde ein Honorar bekommen. Mehrere Personen fragten im Vorfeld der Versammlung, warum das nicht ehrenamtlich geschehe.
Johannes Schacht, der Vorsitzende der Theaterfreunde, bekräftigt, der Bodensee-Theatertag werde wie vorgesehen am 20. Juli über die Bühne gehen. Neu werde diesmal Eintritt verlangt. Gegenüber dem ersten Kostenvoranschlag habe es Verschiebungen gegeben. Ihm gehe es darum, eine Veranstaltung mit überregionaler Strahlkraft zu etablieren. Sie solle das Augenmerk auf die Theaterstadt Konstanz lenken.
Die Gäste der Podiumsdiskussion seien überregional, also hoffe er auch auf ein überregionales Medienecho. Die erste Auflage sei ein Erfolg gewesen, der den Theaterfreunden eine Welle von Eintritten brachte. Mit einer Serie von Veranstaltungen sei es den Theaterfreunden gelungen, die Bindung ans Theater und die Gemeinschaft im Verein zu stärken, stellt Schacht fest. Dazu gehören etwa der Prolog, ein Gespräch zur Vertiefung einer Inszenierung, oder Triebwerk, ein Blick hinter die Kulissen des Theaters.
Urgestein der Konstanzer Kulturförderung schmeißt nun auch hin
Manuela Müller-Windisch und ihr Mann wollen sich, wie schon seit 25 Jahren, weiter für die Theaterfreunde engagieren. „Wir haben Gelder gesammelt, Werbeaktionen initiiert, zahlreiche Prologe vor vollem Haus gehalten, wir haben moderiert und mit den Schauspielenden zusammen gefeiert.“
Als Lehrerin und Mentorin habe sie Hunderte von Schülern zum Theaterbesuch motiviert. „Diese Begeisterung an einer solch wunderbaren Konstanzer Kulturinstitution geben wir wahrlich nicht auf wegen einer Sachdiskussion.“
Der frühere SPD-Stadtrat und Urgestein der Konstanzer Kulturförderung, Jürgen Leipold, hat inzwischen seinen Austritt bei den Theaterfreunden erklärt. Die Ausführungen des Vorstands, warum Müller-Windisch ausgeschlossen werden solle, habe er als erpresserisch empfunden. Das sei das typische Zeichen eines „gescheiterten Vorstands“.
Er hätte sich eine Diskussion gewünscht über das Verhältnis von Förderung des Theaters und Aufwand für die Außendarstellung des Vereins, über Ehrenamtlichkeit sowie Regelung der Kompetenzen. Der 81-Jährige sagt, er könne und wolle selbst nicht mehr verändernd im Verein wirken.