Noch immer liegt die LNG-Fähre der Stadtwerke Konstanz im Staader Fährhafen, noch immer verkehrt sie nicht zwischen Konstanz und Meersburg. Wie das städtische Unternehmen auf Nachfrage angibt, habe man nun endlich die letzten Arbeiten an dem Multi-Millionen-Projekt begonnen. Doch unterm Strich stehen noch einmal deutlich höhere Kosten, als ursprünglich geplant.
„Es sind sämtliche Komponenten, die Maschinen- und Antriebsanlage sowie der Großteil der Ausrüstung verbaut“, gibt Josef Siebler, Pressesprecher der Stadtwerke Konstanz, auf Nachfrage zum aktuellen Stand der Arbeiten an.
Die Isolierung des Schiffs sei größtenteils abgeschlossen und die Heizung laufe. Dies sei wichtig, um die Fähre im Winter zu schützen. Im vergangenen Winter rostete das Schiff im Hafen von Staad noch aufgrund des Stillstands auf der Baustelle vor sich hin und musste mit einer Holzkonstruktion überdacht werden.

„Die Lackierung ist zu einem großen Teil komplett und die Fenster eingesetzt“, so Siebler weiter. „Der Innenausbau befindet sich in der Fertigstellung und der Rohrleitungsbau ist größtenteils abgeschlossen.“ Aktuell würden noch die elektrischen Leitungen in dem schwimmenden Koloss verlegt.
Auf dem Schiff werden 42 Kilometer Rohrleitungen und 68 Kilometer Kabel verlegt. Vor allem Lieferengpässe bei den Kabeln bereiteten zuletzt Sorgen.
Fertigstellung verschiebt sich nochmals
Dies alles führt dazu, dass das Datum der Fertigstellung nochmals weiter in die Ferne rückt. Im vergangenen September waren die Verantwortlichen noch davon ausgegangen, dass das Schiff nach damaligem Stand Anfang 2023 in die Erprobung gehen könne. Doch dieses Vorhaben muss nochmals warten.
„Der Terminplan verschiebt sich um rund sechs Wochen nach hinten, da sich bei den Lieferanten aufgrund der Problematiken in der Lieferkette Verzögerungen ergeben haben“, gibt Siebler an. So solle die Erprobungsphase im März beginnen, die Inbetriebnahme des Schiffes sei nun für Mai 2023 anvisiert.
Wie kam es soweit? Neben der Corona-Pandemie hatte vor allem die Insolvenz der mit dem Bau betrauten Werft Pella Sietas das Projekt sowohl zeitlich als auch finanziell in Nöte gebracht. Seit Februar des vergangenen Jahres führen nun vor allem die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu weiteren Verzögerungen.
So wirkt sich der Ukraine-Krieg aus
„Der Beschluss zur Fertigstellung des Fährschiffes und die hierfür erforderlichen Kosten in Höhe von 11,7 Millionen Euro wurde vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs getroffen“, geben die Stadtwerke an. Doch mit Beginn des Konflikts hat sich einiges verändert.
So sei die Ukraine Produzent vieler im Schiffsbau genutzter Komponenten und Vorprodukte – und das teilweise in Monopolstellung. In der Ukraine befindet sich beispielsweise auch eines der größten Stahlwerke der Welt. Das alles habe zu erheblichen Preissteigerungen und Lieferengpässen geführt.
Doch damit nicht genug, so war die LNG-Fähre bereits zuvor zu einem Sorgenkind des städtischen Unternehmens geworden. So sei „insbesondere im stahlbauschifflichen Bereich die Ausführung der in Insolvenz gegangenen Pella Sietas Werft mangelhaft“ gewesen. Dadurch wurden umfangreiche Nacharbeiten durch die Stadtwerke und ihren Partner, das Ingenieurbüro Technolog Services, erforderlich.
Kosten steigen weiter in die Höhe
„Zuletzt ergaben sich auch Änderungen der Vorschriften der Klassifikationsgesellschaft während des langwierigen Insolvenzverfahrens und damit erforderliche Anpassungen des Schiffsdesigns“, geben die Stadtwerke außerdem an. Dadurch habe man unter anderem erneut das sehr komplexe Sicherheitssystem überprüfen und einige Änderungen in der Hardware vornehmen müssen, was zusätzliche Kosten verursachte.
Insgesamt führten diese Einflüsse nun zu Mehrkosten in Höhe von 2,8 Millionen Euro, sodass sich die Fertigstellungskosten von den bereits genannten 11,7 Millionen auf 14,5 Millionen Euro erhöhten. Abzüglich der Fördermittel in Höhe von 1,77 Millionen Euro ergebe sich somit eine Gesamtkostensumme in Höhe von 27,6 Millionen Euro für die LNG-Fähre.
Im September des vergangenen Jahres waren die Verantwortlichen noch davon ausgegangen, den Betrag von insgesamt 24,7 Millionen Euro für das neue Flaggschiff der Stadtwerke-Flotte halten zu können. Daraus ist nichts geworden: Es kamen nochmals knapp drei Millionen obendrauf. Ursprünglich waren rund 20 Millionen Euro für das Schiff veranschlagt worden, verkehren sollte es bereits seit dem Jahr 2019.