Felix Hartmann, 20 Jahre, und Britta Hering, 65, machen das zum ersten Mal: Sie organisieren gemeinsam eine Demonstration und es geht dabei um die Demokratie, das große Ganze also. Dass sie zusammen kommen, sich absprechen, gemeinsam organisieren, ist kein Zufall, sondern der politischen Lage geschuldet.
Ihre Idee stammt nicht aus dem Nichts. Sie knüpft an die Welle bundesweiter Demonstrationen an, die im Jahr 2024 im Januar begannen, einige Wochen lang anhielten und in Deutschland Millionen Teilnehmer mobilisierten. Der Anlass damals war das Geheimtreffen rechtsextremer Kreise in Potsdam, bei dem der Rechtspopulist Martin Sellner den Begriff der Remigration vorstellte.
Auch in Konstanz ging in der Folge eine große Anzahl Menschen auf die Straße, um sich gegen Rechtspopulismus zu positionieren. 15.000 bis 20.000 Teilnehmer sollen laut Polizeiangaben an jenem 24. Januarabend 2024 vom Herosé-Park zum Münsterplatz gezogen sein, vom Grundschüler bis zum Berufspolitiker.

Jetzt, ein Jahr später, steht die Bundesrepublik vor einer noch tieferen politischen Krise: Die Ampelkoalition zerbrochen, das Land in einer tiefen Rezession, die gesellschaftliche Stimmung schlecht, der Rechtspopulismus auf Siegeszug. Felix Hartmann will sich davon nicht beirren lassen: „Ich halte die Demokratie für das optimale Regierungssystem. Es geht darum, unser politisches System zu verteidigen“, sagt er.
Seit Februar 2024 engagiert er sich bei den „Studis gegen Rechts“, einer Gruppe, die an der Uni Konstanz angesiedelt ist, aber auch Teil des Bündnisses für Demokratie ist. Letzteres gründete sich im vergangenen Jahr im Zuge der erfolgreichen Demo gegen Rechtsextremismus im Januar vor einem Jahr. Der Student habe, so berichtet er, die politische Lage bereits seit einer Weile beobachtet, „und hatte immer mehr das Gefühl, dass ich handeln müsste“.
Omas gegen rechts wissen, wovon sie sprechen
Britta Hering ging es ähnlich. Die gerade pensionierte Lehrerin, immer schon gesellschaftlich interessiert, informierte sich im Internet über die „Omas gegen rechts“, eine Gruppierung, die sie bereits im Bodenseekreis, wo sie unterrichtete, kennengelernt hatte.
„Ich hatte noch Eltern, die den Krieg miterlebt haben und wussten, was er angerichtet hat“, sagt Britta Hering. Mit einigen weiteren Mitstreiterinnen gründete sie im November 2024 eine Gruppe in Konstanz. Es schien folgerichtig, sich dem Konstanzer Bündnis für Demokratie anzuschließen.
Kurzfristig entschließen sich „Studis gegen Rechts“ und „Omas gegen Rechts“, die Organisation einer Demonstration für die Demokratie gemeinsam in die Hand zu nehmen. Bei der Mobilisierung hoffen sie auf einen ähnlichen Erfolg wie bei der Erstauflage 2024, allerdings sind sie nicht sicher, ob das Konzept ganz so aufgeht.
„Der Verteiler, über den wir alle gesellschaftlichen Organisationen aufrufen, ist immerhin derselbe“, sagt Felix Hartmann. Ausdrücklich richte sich die Veranstaltung an alle, die sich für den Erhalt der Demokratie einsetzen wollen. „Unsere Gruppe ‚Studis gegen rechts‘ spiegelt das wider: Mitglieder aller demokratischen Parteien sind dort engagiert“, sagt Hartmann.
So soll es am 8. Februar laufen
Das ist bei der Demo geplant: Am Samstag, 8. Februar, startet der Demonstrationszug vom Herosé-Park aus um 15 Uhr. Er führt über die Fahrradbrücke durch die Schottenstraße, von dort zum Münsterplatz, weiter an die Marktstätte, durch die Unterführung bis zum Stadtgarten. Dort findet ab 16.15 Uhr eine Kundgebung statt, mit Redebeiträgen eines Vertreters von „Studis gegen rechts“ und der evangelischen Pfarrerin Christine Holzhausen.
Auch Solale Schirasi, eine iranische Frauenrechtlerin, die Ende der 80er-Jahre mit ihrem Mann ihre Heimat verließ und seit 1991 als Dozentin an der Uni Konstanz lehrt, wird im Stadtgarten sprechen. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung sorgt der Jugendchor Choryphäen und der in Konstanz bekannte Jazzmusiker Paul Amrod.
Demnächst soll es zwischen Veranstaltern und Polizei noch ein Gespräch zur Sicherheit der Demo geben, berichtet Britta Hering, ein Sicherheitskonzept gebe es aber bereits und aus den Reihen der „Studis gegen rechts“ auch genügend ehrenamtliche Ordner. Britta Hering und Felix Hartmann freuen sich schon auf die Demo: „Alle interessierten friedlichen Teilnehmer sind mit ihren Transparenten herzlich willkommen“, sagt Britta Hering.