Beim gemütlichen Speisen im Außenbereich eines Restaurants möchten die wenigsten als Tischnachbarn Ratten haben. Die Konstanzer Mathias und Petra Bäcker haben laut eigener Aussage aber genau das erlebt, wie sie dem SÜDKURIER schreiben.
Zu Beginn der Sommerferien seien sie auf der Terrasse eines Restaurants in der Reichenaustraße gesessen, als sie „Besuch von einer Ratte“ bekamen. „Ein wirklich unschönes und irgendwie auch erschreckendes Bild“, beschreibt Petra Bäcker die Situation.
„Die Ratten spazieren munter umher“
Und es war nicht die erste Begegnung mit einer Ratte, wie Petra Bäcker berichtet: „Als wir einen Abendspaziergang am Rhein machten, wollten wir in der Dämmerung im Herosé-Park die Ruhe genießen. Kurz vor der Radbrücke haben wir dann mindestens 15 Ratten gesehen, die auf der Wiesenfläche vor der Kaimauer munter umherspazierten. Sie verschwanden immer wieder in einem Loch an der Kaimauer.“

Auch der Konstanzer Stadtverwaltung ist das Problem bekannt: „In den vergangenen Wochen wurde dem Amt für Stadtplanung und Umwelt (ASU) ein erhöhtes Rattenaufkommen gemeldet. Insbesondere im Bereich des Herosé-Parks und Stromeyersdorf, aber auch beispielsweise am Zähringerplatz“, teilt Pressesprecher Walter Rügert mit.
Auch die Entsorgungsbetriebe der Stadt Konstanz (EBK) hätten diesen Sommer bemerkt, dass mehr Ratten unterwegs sind, erklärt Nele Steurer von den EBK. Der Kanaltrupp übernehme die unterirdische Rattenbekämpfung im öffentlichen Kanalnetz.
Laut Nele Steurer hätte man dabei vermehrt Rattenkot in Schächten und Kanälen vorgefunden. Außerdem verzeichne man ein schnelleres Abfressen der Köder und Monitoring-Boxen – das sind wirkstofffreie Köder zur Bestimmung der Populationsgröße.
Warum gibt es aktuell mehr Ratten?
SÜDKURIER-Leserin Petra Bäcker vermutet, dass das mit der Corona-Pandemie zu tun haben könnte: „Überall neben den Mülleimern türmte sich der Müll, den die Stadtreinigung zwar jeden Morgen entsorgt, der aber die Ratten anzieht. Es sah so aus als würden sich die Menschen wegen der Corona-Bestimmungen vermehrt im Freien zum Essen treffen. Sie stapeln zum Beispiel ihre Pizzakartons, einfach neben den Mülltonnen auf, wenn diese bereits voll sind, statt den Müll wieder mitzunehmen.“
Uwe Giermann, Vorarbeiter im Kanalbetrieb der EBK, bestätigt die Vermutung von Petra Bäcker: Diesen Sommer seien mehr Ratten unterwegs, weil die Menschen corona-bedingt viel draußen essen würden. „In Klein-Venedig, am Herosé und am Schänzle merken wir das“, erklärt Giermann. „Aber auch in der Altstadt, wo viele Lokale sind, werden Ratten gesichtet.“
Geht von den Nagern eine Gefahr aus? „Ja“, sagt Uwe Giermann. „Sie können angreifen, wenn sie sich bedroht fühlen. Und Krankheiten übertragen, wie Hepatitis – allein durch ihren Urin und Kot“, erklärt er. Darum würden sich die EBK von Gebiet zu Gebiet durcharbeiten, um den Rattenbefall zu beseitigen. „Und es wird auch kontrolliert.“ Von einer Rattenplage würde Giermann jedoch nicht sprechen.
Stadt appelliert an die Konstanzer
Das Amt für Stadtplanung und Umwelt habe mehrere Schädlingsbekämpfer kontaktiert und Angebote für sämtliche Orte, die gemeldet wurden, eingeholt. „Wir gehen davon aus, dass wir die Rattenpopulation damit erfolgreich bekämpfen können und kontrollieren das auch entsprechend“, so Walter Rügert. Wer eine Ratte sieht, solle dies am besten melden. Auch Petra Bäcker hatte ihre Entdeckung direkt der Stadt gemeldet.
„Die unterirdische Rattenbekämpfung ist eine kontinuierliche Aufgabe, die nur in enger Zusammenarbeit mit der oberirdischen Bekämpfung Erfolg haben kann“, schreibt Nele Steurer. Auch Walter Rügert appelliert an die Konstanzer: „Sehr hilfreich wäre, wenn insbesondere Abfall, wie Essenreste, in die dafür vorgesehenen Behälter entsorgt wird, da die Tiere sich nahezu von allem ernähren und so eine Nahrungsquelle weggenommen wird.“