Mangelverwaltung. Dieses Wort wird während des jüngsten Wirtschaftsausschusses häufig ausgesprochen. Fakt ist: Gewerbeflächen sind rar und in den nächsten Jahren wird sich daran auch nichts ändern. Ein weiteres Problem: Kleine inhabergeführte Handwerksbetriebe hören mangels Nachfolgern oft auf. Doch wie kann dem Fachkräftemangel und dem Platzproblem begegnet werden?
Ernüchternder Trend
„Es ist ein stilles Sterben bei den kleinen inhabergeführten Betrieben.“ Dieser Satz, den Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz, ausspricht, lässt aufhorchen. Der Grund: Es würden keine Nachfolger gefunden und insgesamt sei das „Gründungsverhalten rückläufig“. Hiltners Rede wird sogar emotional, wenn er von dem „signifikanten Anstieg der Bürokratielast“ spricht und letztendlich feststellt: „Das geht einfach nicht mehr. Wir blockieren uns selbst.“

Eben die bürokratischen Hürden halte viele davon ab, ein Unternehmen zu übernehmen oder zu gründen. Was Hiltner stattdessen feststellt: „Es gibt die Tendenz zur Übernahme größerer Einheiten und damit zur Filialisierung.“ Und das findet der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer schade, mutmaßt aber, dass dieser Trend wahrscheinlich nicht aufzuhalten sei.
Aber auch diese größeren Einheiten benötigen Fachkräfte und entsprechenden Nachwuchs. „Wir brauchen dringend Handwerker und Auszubildende“, formuliert Susanne Heiß (Freie Wähler) und fragt sofort: „Wo und wann entsteht ein Azubi-Wohnheim?“ Dieses Thema bewegt auch Georg Hiltner sehr, denn auch „in Waldshut bringen wir unsere Azubis nirgends unter“.
Baubürgermeister wagt sich aus der Deckung
Es liefen bereits Gespräche mit Handwerkern und es sei gerade ein Förderprogramm Junges Wohnen aufgelegt worden, berichtet Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn vage. Überraschend wagt er sich plötzlich aber aus der Deckung: „Wir werden ein Grundstück zur Verfügung stellen. Ich hoffe, dass wir zeitnah den Standort verkünden können.“

Die Stadt wolle gemeinsam mit den Handwerkern dieses Projekt stemmen, „damit es bezahlbar bleibt“, so Langensteiner-Schönborn. Es werde also versucht, kooperativ ein Bauprojekt zu schaffen. Allerdings beschäftigt Georg Hiltner auch die Frage, wie man gemeinschaftlich eine solche Investition stemmen könne. Die Antwort darauf sei ebenfalls „drängend und wichtig“, so Hiltner.
Im Erdgeschoss Produktion, in den Obergeschossen Büros: „Da sind wir schlecht aufgestellt“, sagt Bernd Stephan von der Wirtschaftsförderung und fügt an: „Die Kombination ist ein Feld, wo wir punkten können.“ Das heißt: Alles spreche für Gewerbehöfe. Dieser Ansatz solle in Konstanz verfolgt werden, findet Stephan, fügt aber an: „Wir brauchen das passende Grundstück.“
Nicht Neues, dafür Beständiges
Die Stadt selbst hat seit Jahren keine neuen Gewerbeflächen, damit bestehende Firmen expandieren oder neue Firmen sich ansiedeln könnten. Anfragen von interessierten Firmen hingegen gibt es, die oftmals eben nicht bedient werden könnten, wie Bernd Stephan berichtet. Es bleibt das Warten auf den Hafner und das urbane Quartier am Brückenkopf Nord. Die daraus resultierende Feststellung von Bernd Stephan: „In den nächsten vier Jahren werden wir keine zusätzlichen Gewerbeflächen haben.“
„Sie erzählen uns seit Jahren dasselbe“, stellt Jürgen Faden (FW) fest. „Dass wir in der Mangelverwaltung sind und dass Unternehmen bereit sind, in Konstanz zu investieren. Es wäre schön, wenn wir mehr Leute bedienen könnten.“

Roger Tscheulin (CDU) stimmt ihm zu und ergänzt: „In Sachen Gewerbesteuer liegen wir deutlich unter dem Schnitt.“ Tscheulin will nicht innovative Unternehmen an andere Städte verlieren. „Die Zusammenarbeit mit privaten Eigentümern ist der Schlüssel“, so Tscheulin, der damit das Zepter des Handelns der Wirtschaftsförderung reicht. Zumal sein Fraktionskollege Manfred Hölzl noch anfügt: „Auf die Entwicklung des Flughafens können wir wohl noch Jahrzehnte warten.“