Der Andrang ist groß, als am sonnigen Dienstagnachmittag, 18. März, das Tierschutzheim in Konstanz seine Pforten öffnet. Mehrere Besucher stehen vor der Tür, bringen Sachspenden, Interesse und freie Zeit mit. Während die Aufmerksamkeit an diesem Tag allen Tieren gilt, rückt seit dem 11. März 2025 besonders ein kleiner, weißer Spitz in den Mittelpunkt.
Was war passiert?
Am Morgen des 11. März 2025 wurde dieser im Konstanzer Stadtteil Paradies ausgesetzt. Eine Passantin entdeckte den Hund gegen acht Uhr morgens, angebunden an einen Poller in der Schulthaißstraße. Neben ihm stand ein handgeschriebenes Schild mit der Aufschrift: „Hund mit zwei Rucksäcken und seinen Sachen drin zu verschenken.“

Neben dem Tier standen zwei Schüsseln mit Wasser und Trockenfutter. In einem der zurückgelassenen Rucksäcke fanden Polizeibeamte zudem einen bulgarischen Heimtierausweis sowie Unterlagen eines Tierarztes, die Hinweise auf die Identität der Halterin gaben. Die Polizei brachte daraufhin den Hund ins Konstanzer Tierheim, wo er medizinisch untersucht wurde.
Da das Aussetzen eines Tieres nach Paragraf 3 des deutschen Tierschutzgesetzes verboten ist, ermittelt die Polizei nun gegen die Halterin. Die Tat gilt als Ordnungswidrigkeit und kann mit einer Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro geahndet werden. Zum Stand der Ermittlungen konnte das Polizeipräsidium Konstanz am Dienstag, 18. März, zunächst keine Auskunft geben.
So geht es dem Hund heute
Bei dem Hund handelt es sich um einen kleinen Spitz, wie Tierschutzheimleiterin Heidi Schätzle vor Ort bestätigt. Bisher zeige er ein unauffälliges Verhalten: „Er ist ein Spitz, die haben manchmal ihre Eigenheiten und sind als Kläffer verschrien“, erklärt Schätzle. Noch sei unklar, wie der Rüde auf andere Hunde reagiert und ob er zuvor alleine gehalten wurde.
Der Hund befindet sich derzeit in Quarantäne, die in der Regel drei bis vier Wochen dauert. Ein aktuelles Bild war nicht zu bekommen. Die Leiterin berichtet: „Der anderthalbjährige Rüde wird aktuell geimpft, kastriert, entwurmt und entfloht. Bis er tatsächlich vermittelt werden kann, wird es noch etwas dauern“. Wer ihn adoptieren wird, sei noch offen.
Anfragen gibt es laut dem Tierschutzheim jedoch reichlich: „Menschen aus ganz Deutschland haben uns kontaktiert. Wir haben Interessenten aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und der Pfalz.“ Die enorme Resonanz stellte das Tierheim vor Herausforderungen: „Wir sind zwischenzeitlich nicht mehr ans Telefon gegangen“, berichtet Schätzle. Nachdem der SÜDKURIER über den Fall des kleinen Vierbeiners berichtet hatte, waren auch andere Medien, unter anderem die Deutsche Presse-Agentur (dpa), auf das Thema aufmerksam geworden.
Der Charakter sollte passen
Dieses enorme Interesse führte dazu, dass eine Mitarbeiterin des Tierschutzheims ausschließlich mit der Beantwortung der Anfragen beschäftigt war und ihre regulären Aufgaben nicht mehr erledigen konnte. Während der SÜDKURIER durch die Anlage geführt wird, berichtet die Leiterin, dass sie seit dem vorherigen Wochenende die Türen des Tierschutzheimes abschließt, da der Andrang für den kleinen Spitz so groß war und die Interessenten unkontrolliert durch die Gebäude gelaufen sind.
Für Schätzle liegt das große Interesse vor allem an der Optik des Hundes. Sie vermutet, dass bei einem großen schwarzen Labrador die Resonanz vermutlich deutlich geringer gewesen wäre: „Es spielt eine große Rolle, dass es ein kleiner, flauschiger, weißer Hund ist.“ Diese Fixierung auf das äußere Erscheinungsbild sieht die Tierschutzheimleiterin äußerst kritisch, gerade wenn es darum geht, ein passendes Zuhause für das Tier zu finden.
Viel wichtiger sei es, dass der Charakter des Hundes gut mit den Bedürfnissen und Lebensumständen des zukünftigen Halters zusammenpasst. Das sei auch der Grund, warum im Konstanzer Tierheim auch Hunde versorgt werden, die bereits seit mehreren Jahren auf eine Vermittlung warten: „Wir achten genau darauf, dass es für jeden Topf den passenden Deckel gibt“, so Schätzle.