„Sie rammen noch keine Pfähle ein“. Beim geplanten Parkhaus Döbele beschwichtigt Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn. Die Höhe des Hauses ist umstritten. Würden alle 470 Parkplätze (ein Viertel davon für Anwohner) einfach übereinander gestapelt, würde das Gebäude mit Dach bis zu sieben Meter über die Wohnbebauung ragen.
Nun sollen Alternativen dargestellt werden. Mit acht zu fünf Stimmen empfiehlt der zuständige Ausschuss des Gemeinderats die Planung. Man werde verschiedene Varianten vorlegen, und dabei die städtebauliche Einfügung und die Wirtschaftlichkeit betrachten, sagt Langensteiner-Schönborn.
Unter anderem würden Fachleute der Frage nachgehen, ob sich auch Etagen in die Tiefe bauen lassen. „Ich glaube, dass wir einen Vorschlag unterbreiten können, der eine breite Zustimmung bekommt“, sagt der Bürgermeister. Er betont: Die Politik entscheide letztlich.
Die dürfte es schwer haben. Der Gemeinderat ist tief gespalten in der Haltung, ob und wie viele Parkplätze es für Besucher in der Innenstadt geben soll. Dazu kommt: Die Stadtwerke stehen vor riesigen Herausforderungen. Sie müssen die Energiewende stemmen und können sich nicht mehr auf die bisherigen fossilen Einnahmequellen, vor allem Gas, verlassen.
Sie stehen hinter der Konstanz mobil GmbH, welcher Parkhäuser übertragen wurden. Das Ziel: Einnahmen. Deshalb ist am Parkhaus am Döbele auch genau festgelegt, welches Verhältnis von Anwohner- und Besucherparken für einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb notwendig ist. Besucherparken ist lukrativer als Anwohnerparken.
Die Pläne fürs Döbele: Wohnungen und Mobilitätshaus
Das Parkhaus ist ein bisschen wie eine Eier legende Wollmilchsau konzipiert. Denn hier treffen wirtschaftliche Interessen der Stadtwerke und politische Ziele zur Mobilität aufeinander. Es soll den Stadtwerken Geld bringen und alle Parkplätze kompensieren, die an anderer Stelle im Zentrum möglicherweise entfallen, etwa in Stadelhofen, auf dem Stephansplatz und vor allem auf dem Döbele selbst.
Das Areal dient bisher als großer Parkplatz. Hier soll Wohnbebauung mit Tiefgaragen entstehen. Das neue Parkhaus soll Stellplätze für Besucher der Innenstadt bieten, aber auch Bewohnerparkplätze, die es bisher auch auf dem Döbele gab. Neu sollen dort Mietstellplätze für Bewohner aus Stadelhofen und dem Paradies entstehen, ebenso Carsharing und alternative Mobilitätsangebote.
An der Fassade und auf dem Dach des Gebäudes sollen Solarzellen installiert werden, und vielleicht kommt aufs Dach außerdem eine öffentliche Bar. Um das alles unterzubringen, kommt das Gebäude auf etwa 25 Meter Höhe, das nach Angaben der Stadtverwaltung die geplante neue Wohnbebauung um rund sieben Meter überragen würde.
Im Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss des Gemeinderats schlägt Dorothee Jacobs-Krahnen (Freie Grüne Liste) vor, den Stadtwerken möglichst klar zu sagen, was sie planen sollen. Sie hält es für wichtig, dass Anwohner in der Altstadt einen Parkplatz bekommen.
Christine Finke (Junges Forum) und Simon Pschorr (Linke) sagen, es sei nicht klar, welche Reichweite der Beschluss habe. Pschorr: „Es ist unklar, welchen Auftrag ich erteile.“ Finke ist der Meinung, dass der Besucherverkehr vor allem vor der Altstadt parken soll.
Erst das Döbele-Parkhaus, dann der autofreie Stephansplatz
Roger Tscheulin (CDU) erinnert, dass die Betreiber das Projekt auch wirtschaftlich umsetzen müssten. Dann gibt es die bekannten Bekenntnisse zum Individualverkehr: Susanne Heiß (Freie Wähler) stellt fest: „Es ist klar, dass wir das Parkhaus brauchen.“ Ohne dieses könne der Stephansplatz nie frei werden. Nur ein Mischbetrieb, viele Besucher und ein kleiner Anteil Anwohner, sei nach vier Jahren rentabel.
Alfred Reichle (SDP) sagt: „Wir brauchen dieses Parkhaus, auch für Besucher.“ Ohne zentrumsnahe Parkplätze würde die Innenstadt nicht florieren. Auch Achim Schächtle (FDP) stellt die Notwendigkeit für das Parkhaus fest, wie er betont. Die Stadtwerke müssten ein Geschäftsfeld bekommen, das sich rentiere.