Wird Konstanz zunehmend auf eine Art regiert und verwaltet, die es schwer macht, in der Stadt wirtschaftlich erfolgreich zu sein? Wenn man Mitgliedern des Treffpunkt, der Vereinigung von Gewerbetreibenden in der Stadt, zuhört, lautet deren Antwort: Ja.

Zunehmend, so die Klage, wollten Gemeinderat und Verwaltung über Verbote und Vergrämung die Menschen umerziehen – weg vom Auto vor allem. Doch auch in ihrem Streben nach freier Ausübung des Gewerbes fühlen sich Treffpunkt-Mitglieder zunehmend gegängelt, wie sie sagen.

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Wie nah sind die Stadträte an der Wirtschaft in Konstanz dran?

Das ist das Stimmungsbild bei der Hauptversammlung des Treffpunkt, in dem etwa 120 Händler, Selbstständige, Gastronomen und weitere Unternehmer zusammengeschlossen sind. Am Ende der Hauptversammlung ergreifen dort Peter Kolb (Sport Gruner), Manfred Hölzl (früherer Konzilwirt) und Jürgen Baur (Edeka) das Wort. Zuvor hatte Treffpunkt-Vorsitzender Daniel Hölzle darauf hingewiesen, dass 2024 der Gemeinderat neu gewählt wird und dass davon für die weitere Entwicklung der Stadt einiges abhängen wird. Das Schreckgespenst, das wird deutlich, ist dabei eine Dominanz des links-grünen Lagers im Rat.

Manfred Hölzl erhält langen Applaus, als er von einem „negativen Patt im Gemeinderat“ spricht und davon, dass viele knappe Entscheidungen „zu unserem Nachteil“ ergangen seien. Es gebe eine Mehrheit für die Devise „Konstanz muss ruhiger werden, Konstanz muss langsamer werden“, doch wenn Gäste nicht mehr willkommen seien, dann „kann das für uns als Gewerbe nicht funktionieren“. 20 Stimmen im Rat könnten ausreichend sein, um Entscheidungen mit Folgen für Jahrzehnte zu treffen.

Manfred Hölzl, früherer Konzil-Wirt und CDU-Stadtrat: „Es gibt einen negativen Patt im Gemeinderat, viele Entscheidungen fallen ...
Manfred Hölzl, früherer Konzil-Wirt und CDU-Stadtrat: „Es gibt einen negativen Patt im Gemeinderat, viele Entscheidungen fallen knapp und oft zu unserem Nachteil.“ | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

„Das C-Konzept funktioniert nur mit einem Großparkhaus am Döbele“

Eine davon, sagt Treffpunkt-Vorsitzender Daniel Hölzle, betrifft das Döbele, und für ihn ist es ein Beispiel, das vieles zeigt. Das C-Konzept für den Altstadtring sei beschlossen worden unter der Maßgabe, dass es am Döbele ein großes Parkhaus mit 1000 öffentlichen Stellplätzen gebe.

Nun wolle die Politik dort mehrheitlich nur noch Anwohnerparken. Doch es werde auch über die Köpfe der Menschen in den Quartieren hinweg entscheiden, etwa beim Versuch, aus Stadelhofen die Autos zu verbannen.

Kann das C-Konzept das Verkehrsproblem lösen?

„Es kommen immer wieder Stör-Ideen“, findet Hölzle. Wenn nun nicht nur keine neuen Parkplätze geschaffen, sondern bestehende auch noch in großem Stil aufgelöst würden, sei eine „Verstopfung des Innenstadtverkehr“ die Folge: „Fast zwangsläufig wird es zur Überlastung am Schnetztor kommen.“

Gehofft hatte er, dass im Projekt Smart Green City ein digitales Parkleitsystem die Lage verbessern könnte. Allerdings sehe es für die Anregungen aus dem Handel in dem 16-Millionen-Euro-Programm derzeit nicht so gut aus.

Daniel Hölzle, Vorsitzender des Treffpunkt Konstanz: „Niemand stellt Fußgängerzonen in Frage, aber die Innenstadt muss mit dem ...
Daniel Hölzle, Vorsitzender des Treffpunkt Konstanz: „Niemand stellt Fußgängerzonen in Frage, aber die Innenstadt muss mit dem Auto erreichbar bleiben.“ | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Was die Stadtspitze zu den Sorgen im Treffpunkt sagt, das beantwortet dieser Abend unterdessen nicht. Eric Thiel ist da, aber als Geschäftsführer der halb städtischen, halb privaten Marketing und Tourismus Konstanz GmbH spricht er nicht für das Rathaus.

Für ihn jedenfalls klar: „Wir sind auf die Kaufkraft von außen angewiesen“, und „ein Kipp-Punkt kann sehr schnell kommen“, also der Moment, indem die Erfolgssträhne des Standortskonstanz reißt. Ein junger Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung hört aufmerksam zu, sagt aber nichts.

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Wie viel Respekt genießen die, die Arbeitsplätze schaffen und hier investieren?

Weniger Einschränkungen, den Stephansplatz als Fläche für Autos erhalten, ein Riesen-Parkhaus am Döbele bauen – dass das allein nicht die Lösung für das Problem sein kann, das ist dem Händler Peter Kolb auch klar. „Wir sprechen nicht davon, dass wir noch mehr Menschen in die Stadt holen wollen“, sagt er, es gehe mehr darum, wer nach Konstanz komme. Und ein bisschen mehr Verständnis und Unterstützung für diejenigen, die Arbeitsplätze schafften und die Stadt attraktiv hielten, das wünsche er sich schon.

Peter Kolb, Sportartikelhändler: „Wir sprechen uns nicht dafür aus, dass wir mehr Menschen in der Stadt haben wollen, aber wir ins ...
Peter Kolb, Sportartikelhändler: „Wir sprechen uns nicht dafür aus, dass wir mehr Menschen in der Stadt haben wollen, aber wir ins in Summe anfälliger geworden.“ | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Sein Kollege Jürgen Baur sagt, auch er glaube an den Standort Konstanz, der nach wie vor sehr viel Kaufkraft anlocken könne. Aber: „Im Grunde sind wir von 2006 bis 2023 an vielen Stellen nicht vorangekommen.“ Mit diesem Tempo, warnte er, werde Konstanz im Wettbewerb der Standorte aber keinen Boden gutmachen.

Jürgen Baur, Lebensmittelhändler: „Wir sind von 2006 bis 2023 in eigen wesentlichen Punkten als Stadt nicht vorangekommen.“
Jürgen Baur, Lebensmittelhändler: „Wir sind von 2006 bis 2023 in eigen wesentlichen Punkten als Stadt nicht vorangekommen.“ | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv