Bert Binnig lässt einen knallroten Luftballon auf dem Döbele steigen. Der mit Helium befüllte Ballon hängt an einer 25 Meter langen Leine. Das ist etwa die Höhe des künftigen Döbele-Parkhauses. Um voraussichtlich sieben Meter würde es die umliegende Bebauung überragen, das geht auch aus den Sitzungsunterlagen für den Technischen Ausschuss hervor.

Am oberen Bildrand ist der rote Ballon zu sehen, den Anwohner Bert Binnig hat steigen lassen. Der Ballon markiert die Höhe des geplanten ...
Am oberen Bildrand ist der rote Ballon zu sehen, den Anwohner Bert Binnig hat steigen lassen. Der Ballon markiert die Höhe des geplanten Parkhauses am Döbele. Es würde um rund sieben Meter die bestehende Bebauung überragen. | Bild: Rindt Claudia

Bert Binnig und andere Anlieger laufen dagegen Sturm. Doch der Technische Ausschuss stimmte mehrheitlich für die Pläne. Denn im Mobilitätshaus, wie es einmal heißen soll, sollen nicht nur Anwohner einen Platz finden; alle Parkplätze, die in der Innenstadt wegfallen, sollen hier unter kommen.

Fast 500 Stellplätze soll es geben

Es geht um 470 Stellplätze, die das neue Parkhaus aufnehmen soll. Dazu zählen auch Plätze, die wegen der geplanten Wohnbebauung auf dem Döbele weichen müssen sowie alle Kurzzeitplätze, die an anderer Stelle in der Innenstadt verschwinden sollen, etwa am Stephansplatz. Gut ein Viertel der Plätze in dem geplanten Parkhaus sind für Bewohner aus Stadelhofen und dem Paradies vorgesehen.

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Bert Binnig, der sich mit Friedrich Haupt und Harald Kühl für ein niedrigeres Parkhaus einsetzt, fordert ein Stangengerüst, an dem zu sehen ist, wie hoch und breit das Parkhaus wird. Es füge sich nicht in die bestehenden Bauten ein. „Das ist ein über 100 Jahre altes Stadtviertel. Das steht unter Denkmalschutz. Die Frage ist doch: Ist das wirklich nur so denkbar?“, hinterfragt Binnig. Klar wisse er, dass es auch um Wirtschaftlichkeit geht. Doch andere, sehr viel niedrigere Parkhäuser seien doch auch nicht unwirtschaftlich. Friedrich Haupt ist sich sicher: „Das würde die Skyline von Konstanz verändern“.

Die Geschichte:

Mit Dach werde das Haus wohl 24,50 Meter hoch, bekräftigte Jochen Friedrichs von der Bauleitplanung der Stadt Konstanz. Die oberste Geschossdecke sei 22 Meter hoch, doch dann komme noch das Dach, das mit Solarzellen belegt werde. Möglicherweise könne man aber noch stärker in die Tiefe gehen. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Es liege noch keine fixe Planung vor. Auch die Einbindung in die Wohnbebauung sei geplant. Im Haus werde auch Platz für Carsharing-Autos sein. Eine Studie habe ergeben, dass sich das Parkhaus am wirtschaftlichsten mit Plätzen für Besucher und Anwohner betreiben lasse. Die Stadtwerke sollen den Betrieb übernehmen.

100 Plätze für Bewohner

Peter Müller-Neff, Stadtrat der Freien Grünen Liste (FGL), sagte für seine Fraktion, sie stimme den Plänen nicht zu. Schon in der frühzeitigen Bürgerbeteiligung sei die Höhe kritisiert worden. „Das ist das Erste, was man sieht, wenn man in die Stadt fährt. Das ist ein Klotz.“ Zudem sollte am Döbele nur ein Parkhaus für Anwohner entstehen, also für Menschen aus Stadelhofen und dem Paradies. „Das ist vernünftig. Das muss doch reichen.“ Da das Parkhaus am Brückenkopf Nord früher fertig sei, sollten doch dort die Besucher parken. Die Besucherplätze am Döbele würden dann nicht mehr benötigt. Gisela Kusche (Grüne) bemängelt, dass Bewohnern nur rund 100 Plätze zur Verfügung stehen sollen: „Das ist ein Witz. Dem kann ich nicht zustimmen.“

Daniel Groß, Stadtrat der CDU, sieht das geplante Parkhaus am Döbele als gar nicht so groß an. Schon das Schnetztor weise fast 22 Meter Höhe auf. Am Brückenkopf Nord entstünden zwar 750 Plätze, aber die reichten nicht aus. „Wir können nicht von der Utopie ausgehen, dass wir die Mobilitätswende in zwei bis fünf Jahren haben“, sagt Groß. Es sei wichtig, dass am Döbele Ersatz für die wegfallenden Besucher-Parkplätze geschaffen werde.

Räte sind sich uneins

Dieser Meinung schloss sich auch Daniel Hölzle von den Freien Wählern an. Er habe seinen Frieden damit geschlossen, dass nicht einmal 500 Parkplätze ans Döbele kommen. Er macht darauf aufmerksam, dass Konstanz schon einen Abbau von Stellplätzen vollzogen habe. Zum C-Konzept, also einem vom Durchgangskehr befreiten Bahnhofplatz, gehöre es auch, eine gewisse Verkehrsmenge schon am Döbele abzufangen. „Das machen wir derzeit nicht.“ Auch Achim Schächtle (FDP) begrüßte die Planung.

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Jürgen Ruff, SPD-Stadtrat, befürwortet den Bau des Parkhauses. Ihm schwebt vor, dass die Öffentlichkeit aufs Dach kann: „Das trägt zur Akzeptanz des Hauses bei.“ Mittelfristig würden die Stadtwerke auch andere Parkhäuser in der Altstadt übernehmen, und da ergebe sich die Chance, eventuell weitere Plätze Anwohnern zur Verfügung zu stellen. Es gehe um eine geschickte Auslastung tagsüber und nachts. Holger Reile, Stadtrat der Linken, spricht von einem „Koloss“ und einem „Mahnmal der Unvernunft“, dem er nicht zustimme. Mit dem Haus werde die „unheilvolle Botschaft“ vermittelt: „Kommt nur mit eurem Auto, ihr werdet schon ein Plätzchen finden.“