Die Stimmung auf dem Dingelsdorfer Campingplatz Klausenhorn ist angespannt, zumindest auf den Parzellen der Dauercamper. Während die Urlauber entspannt ihre Ferien genießen, ist ein Teil der Menschen, die das Klausenhorn in dem Konstanzer Ortsteil teils seit Jahrzehnten als ihre zweite Heimat empfinden, empört.
Platz neu ausgeschrieben
Das beherrschende Thema: die geplanten Änderungen, die im kommenden Jahr in Kraft treten. Hauptkritikpunkte: Preiserhöhung um 33,3 Prozent, Reduzierung der Stellplätze für Dauercamper und Kommunikationsdefizite.
Eine Gruppe Dauercamper macht ihrem Ärger Luft. Grund ist die E-Mail, die sie am 29. Juni erhalten haben. Darin informiert die Marketing und Tourismus Konstanz (MTK) GmbH als Pächterin und Betreiberin des Campingplatzes über die Änderungen, die sich in Folge der Neuausschreibung durch die Stadt mit dem geänderten Pachtvertrag ergeben und die im kommenden Jahr in Kraft treten.
Die wichtigsten Punkte: Minimierung der Anzahl der Saison-Stellplätze, Beschränkung der durchgehenden Verweildauer in den Monaten Juni bis August auf maximal vier Wochen und Preiserhöhung aufgrund gestiegener Pacht.
Künftig sind 2000 Euro fällig
„Was unisono ärgert, ist die Preiserhöhung von 33,3 Prozent von einem Jahr zum anderen“, stellt Manfred Kiefer aus Reutlingen (seit 2003 Dauercamper), umringt von einer stattlichen Anzahl Mitstreiter, fest. „Aktuell zahlen wir 1500 Euro, ab dem kommendem Jahr 2000“, nennt Josef Riediger aus Freiburg (Dauercamper seit 25 Jahren) konkrete Zahlen. Dabei weist er darauf hin, dass sie bislang den Platz während der kompletten Saison hätten nutzen können, nun aber die Einschränkung in der Hauptsaison gelte.
„In Schrunz zahlt man 2000 Euro für das ganze Jahr, Winter und Sommer“, gibt er ein Vergleichsbeispiel. Zumal, wie Wilfried Ecklmeier aus Reutlingen (seit 25 Jahren regelmäßig auf dem Platz) sagt, die Preise „vor zwei Jahren bereits von 1200 auf 1500 Euro erhöht wurden“.
Doch nicht nur die Preiserhöhung ärgert die Gruppe. Die Urlauber fühlen sich entwurzelt, denn sie wissen nicht, ob sie aufgrund der Stellplatzreduzierung künftig noch zum Zug kommen. Seit 1973 ist der Campingplatz Klausenhorn die zweite Heimat von Angelika Hennemann aus Schwenningen. Ihre vier Kinder seien hier aufgewachsen, und außerdem verbinde sie mit dem Urlaubsparadies Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann.
Sie hebt das familiäre Miteinander in der Gemeinschaft hervor, wo man sich gegenseitig helfe und unterstütze und gleichzeitig die Pflege von Rasen und Hecken auf der Dauercamperparzelle übernehme. Geschätzt werde die Ruhe. Wenn die Parzelle mit Kurzfristgästen bestückt werde, dann herrsche künftig ein Kommen und Gehen, bemängeln einige.
E-Mail: Lieblos oder verantwortungsbewusst?
Unzufrieden sind die Anwesenden auch mit der Art und Weise der Kommunikation. Eine Dauercamperversammlung hätten sie begrüßt, sagt Manfred Kiefer, der sich bereits per Mail an MTK-Chef Eric Thiel gewandt und Kritik geäußert hat. Eine Unterschriftenliste mit etwa 30 Namen hatte er beigefügt. Alle Dauercamper einzubeziehen sei nicht möglich gewesen, da nicht alle zum gleichen Zeitpunkt auf dem Platz seien.
MTK-Pressesprecherin Andrea Mauch erläutert die Informationspolitik auf SÜDKURIER-Nachfrage per Mail: „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, über die Änderungen direkt per E-Mail zu informieren, damit sich alle frühzeitig darauf einstellen können und nicht erst – wie sonst üblich – kurzfristig im November/Dezember über die Änderungen zur neuen Saison informiert werden.“ Gleichzeitig hätten die Camper bereits die Bewerbungsunterlagen für die neuen Dauer-Plätze ab 2021 erhalten.
Warum keine Versammlung anberaumt wurde, begründet Andrea Mauch so: „Uns war es wichtig, alle gleichzeitig über E-Mail zu informieren. Auch Corona hat eine Rolle gespielt: Uns ist die Gesundheit von (Dauer-)Campern wie auch Mitarbeitern sehr wichtig, und wir verzichten daher – wie empfohlen – wenn immer möglich auf größere Versammlungen.“
Verweildauer bereits jetzt bei vier Wochen
Bislang gibt es 60 Dauerstellplätze. „Laut neuem Pachtvertrag dürfen ab 2021 maximal 20 Prozent aller Stellplätze belegt werden, was eine Reduzierung der Gesamtzahl bedeutet“, so Mauch. Die Beschränkung der durchgängigen Verweildauer auf maximal vier Wochen von Juni bis August stehe bereits im derzeitigen Pachtvertrag und ist auch ab 2021 integriert.
Und was will die MTK tun, um die Dauercamper zufrieden zu stellen? „Die Verteilung auf die neuen Plätze wird langfristig sein“, so Andrea Mauch. „Ziel ist es, dass der jeweilige Gast den gewählten Platz dauerhaft nutzt, was eine höhere Planungssicherheit bedeutet.“ Ab sofort werde es aus diesem Grund auch fortlaufende Verträge geben, sodass sich Dauercamper nicht mehr jedes Jahr neu bewerben müssten. „Ein Mehrwert für alle Beteiligten“, konstatiert die Pressesprecherin, die anfügt: „Den Charakter und Charme des Campingplatzes zu bewahren, ist auch für uns eine Herzensangelegenheit, und wir hatten dies bei den getroffenen Entscheidungen stets im Blick.“
Schreiben an OB geplant
Einfach auf sich sitzen lassen will ein Teil der Dauercamper die Veränderungen aber nicht. Manfred Kiefer will an OB Uli Burchardt schreiben, der auch MTK-Aufsichtsratsvorsitzender ist. Bezüglich des Auswahlverfahrens der künftigen Dauercamper sind manche skeptisch: „Das müsste man prüfen, ob das rechtlich haltbar ist“, findet Josef Riediger.
Allerdings gibt es auch Dauercamper, die sich von der wehrhaften Fraktion distanzieren. Sie finden es zwar auch nicht erfreulich, wenn sie künftig nicht dauerhaft bleiben können, sind aber der Ansicht, dass es sich um gültiges Vertragsrecht handle.