Am Uferweg von Wallhausen steht ein Haus mit einem besonderen Dach. Dort ist jeder Ziegel ein kleines Solarkraftwerk. Denn jeder trägt ein Solarmodul mit Glasplatte. Auf der Rückseite ist die elektrische Steckverbindung angebracht. Die Bauherren Stephanie und Dominik Maier haben sich für die unauffälligste Art entschieden, eine Solaranlage anzubringen. „Das sieht einfach ästhetisch aus“, sagen die beiden.

Im Haus in Wallhausen gibt es, anders als etwa in der Altstadt, gar keine Vorgaben des Denkmalschutzes. Dennoch setzen die Maiers auf Solarziegel, die bündig eine Dachhaut bilden. Die klassischen flächigen Solarmodule werden aufs Dach gesetzt.

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Die Bauherren in Wallhausen sagen: Das Dach ihres Hauses aus den 1970er-Jahren hätte sowieso eine neue Eindeckung benötigt. Denn die bisherigen Ziegel seien alt gewesen. Zudem sei wegen der Dachfenster und dem Kamin wenig Platz für große Module gewesen.

Solarziegel werden wie herkömmliche Ziegel verlegt, immer zwei müssen aber miteinander verdrahtet werden. Das bedeutet einen erhöhten Zeitaufwand bei der Montage und ein entsprechendes Wissen.

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Solarziegel funktioniert wie eine herkömmliche Solaranlage

Stephanie Maier setzt gern auf neue Techniken, um unabhängig beim Strom zu werden. Und sie unterstützt auch gern eine innovative Firma aus Deutschland. „Ich bin Teil der Reise des Unternehmens.“ Die 864 Ziegel, mit denen das Dach in Wallhausen gedeckt ist, sind eine Gemeinschaftsproduktion der Firmen Creaton und Autarq.

Creaton macht den Tonziegel und darauf kommt ein „PV-Laminat“, wie Dario Sauchelli sagt, der Regionalmanager von Autarq. Dieser ist der Hersteller der solaren Teile des Ziegels. Es gibt auch noch andere Anbieter. Vor einem Jahr sei es aber gar nicht so einfach gewesen, in Deutschland überhaupt an Solarziegel zu kommen, sagt Dominik Maier.

Dario Sauchelli und Robert Kirchner präsentieren die Solarziegel. Sauchelli hält das Modell in Rot in der Hand, Kirchner das in Dunkel.
Dario Sauchelli und Robert Kirchner präsentieren die Solarziegel. Sauchelli hält das Modell in Rot in der Hand, Kirchner das in Dunkel. | Bild: Rindt, Claudia

Der Solarziegel funktioniert wie eine herkömmliche Solaranlage, die Sonnenkraft wird also eingefangen und in elektrische Energie umgewandelt. Die Technik mit dem Silizium liegt hinter einer Glasplatte, die auch Hagel widerstehen kann. Die Verbindungskabel und Steckkontakte bleiben unter den Ziegeln verborgen.

Sie sind gegen Witterungseinflüsse geschützt. Es bleibe alles im Bereich der Niedrigspannung, betont Sauchelli. Die Leistungsdichte beträgt 120 Watt pro Quadratmeter. Die elektrische Leistung pro Ziegel bei zehn Watt Peak.

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Wo könnten in Konstanz sonst noch Solardächer entstehen?

Die Bauherren in Wallhausen haben sich für einen dunklen Ton entschieden, der den Dächern in der Umgebung entspricht. Die Solarziegel gibt es aber auch in Rot, dem Farbton der klassischen Dächer. Denkmalschützer Frank Mienhardt von der Stadt Konstanz sagt: „Der Solarziegel ist gestalterisch das Optimum.“

Dieser sei aber nur eine Möglichkeit, die Ansicht der historischen Dachlandschaft zu erhalten und trotzdem die Sonnenkraft zu nutzen. Es gebe auch kleinformatige Solarmodule mit der Ziegelfarbe. Sie finden sich etwa auf dem roten Dach der historischen Turnhalle in Eppingen. In der Farbe unterscheiden sie sich kaum von Dachziegeln.

So sieht ein schwarzes Dach mit aufgesetzter klassischer Solaranlage aus.
So sieht ein schwarzes Dach mit aufgesetzter klassischer Solaranlage aus. | Bild: Rindt, Claudia

Frank Mienhardt betont: Beim Denkmalschutz werde grundsätzlich im Einzelfall entschieden und für diesen maßgeschneiderte Lösungen entwickelt. Eine Orientierung über das Mögliche solle künftig ein Solarkataster liefern. In diesem werden die Dächer klassifiziert. Als Faustregel gilt: Je geringer die Bedeutung des Objekts, desto geringer die Anforderungen.

Das Kataster wird gerade erstellt und voraussichtlich im September im Gemeinderat vorgestellt. Diese Aufstellung zeige dann zum Beispiel, welche Gebäude von Solarmodulen ausgenommen sind, wie etwa das Dach des Münsters, welches die Altstadt prägt. Es ist mit Ziegeln aus dem 13. Jahrhundert gedeckt. Auch das Schnetztor ist für Solaranlagen ausgeschlossen. Das Kataster erfasst auch Häuser, bei denen unter gewissen Voraussetzungen Photovoltaik möglich ist.

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Mienhardt weist darauf hin: Oftmals bieten neben dem Dach des Hauptgebäudes auch Hinterhöfe und Nebengebäude, die nicht öffentlich einsehbar sind, die Möglichkeit, eine Solaranlage aufzustellen. Nach Angaben Mienhardts sei der Anteil der genehmigten Solaranlagen in der Altstadt und Niederburg noch verschwindend klein.

Einige Projekte seien aber in der Genehmigungsphase. Zum Thema Wärmepumpen habe der Denkmalschutz noch kaum Erfahrungswerte. Mit einer Ausnahme: In einem Denkmal in der Konradigasse wurde eine schon vor rund zehn Jahren verwirklicht.