Michael Breuninger ist am Telefon gut gelaunt. „Endlich geht was voran beim Thema Balkonkraftwerk“, sagt der Mann, der seit drei Jahren um seine Photovoltaik-Anlage am Balkon kämpft. Einige Miteigentümer seines Hauses finden das kleine Kraftwerk optisch nicht schön – und stimmten mehrheitlich dagegen.

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Vor dem Konstanzer Amtsgericht kassierte Michael Breuninger ebenfalls eine Niederlage, denn das Gesetz ist derzeit eindeutig: Kein Balkonkraftwerk ohne die Zustimmung der Mehrheit der Miteigentümer. Doch seitdem der 62-Jährige ankündigte, das Konstanzer Urteil vor dem Landgericht Karlsruhe anzufechten, steht sein Telefon nicht mehr still.

Mit diesen beiden Modulen an seinem Balkon in der Benedikt-Bauer-Straße erzeugt Michael Breuninger eigenen Strom. Er kämpft dafür, dass ...
Mit diesen beiden Modulen an seinem Balkon in der Benedikt-Bauer-Straße erzeugt Michael Breuninger eigenen Strom. Er kämpft dafür, dass diese kleinen Kraftwerke auch ohne die Zustimmung der Hausgemeinschaft installiert werden dürfen. | Bild: Hanser, Oliver

Michael Breuninger war inzwischen bundesweit in verschiedenen Medien vertreten, auch andere Eigentümer aus ganz Deutschland wandten sich dankbar an ihn. „Ich freue mich über diese wahnsinnige Rückendeckung“, sagt er.

Nun kommt tatsächlich Bewegung in die Sache. Grund dafür ist eine bundesweite Petition, die das Installieren von Balkonsolaranlagen für möglichst viele Personen erleichtern soll. Unter anderem wird gefordert, das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) und das Mietrecht zu ändern, damit Mieter und Eigentümer es leichter haben, ein Balkonkraftwerk aufzuhängen.

Über 100.000 Bürger wollen eine Gesetzesänderung

Die Initiatoren der Petition sind der YouTuber und Wissenschaftler Andreas Schmitz sowie Christian Ofenheusle, Unternehmer und Mitarbeiter im Normungsgremium des VDE (Verband der Elektrotechnik – Elektronik – Informationstechnik) für Steckersolargeräte. Aufgesetzt wurde die Petition Mitte Februar 2023. Nun, wenige Wochen später, hat sie bereits über 101.000 Unterzeichner.

Einer davon ist Michael Breuninger. „Die Petition ist ein riesiger Schritt nach vorn, denn die Regierung muss endlich aufwachen!“, findet der 62-Jährige. Sein Balkonkraftwerk ist weiterhin in Betrieb, weil der Beschluss der Eigentümergemeinschaft, dass er die Anlage abbauen muss und rechtlich belangt wird, falls er es nicht tut, wegen formaler Fehler vom Amtsgericht Konstanz nicht anerkannt wurde.

„Es geht um richtig viel Energie!“

„Der liebe Gott schenkt mir Licht und Sonne, das muss ich doch nutzen“, meint Breuninger und ergänzt: „Es gibt zwar auch Menschen, die finden, dass ich wegen ein paar weniger Kilowattstunden einen zu großen Aufriss mache. Aber wir sind inzwischen so viele, dass es um richtig viel Energie geht.“

Wie viel Strom seine Photovoltaikanlage derzeit und insgesamt produziert, kann Michael Breuninger auf diesem Gerät ablesen.
Wie viel Strom seine Photovoltaikanlage derzeit und insgesamt produziert, kann Michael Breuninger auf diesem Gerät ablesen. | Bild: Hanser, Oliver

Das findet auch Marco Rinderspacher. Der 39-jährige Konstanzer musste sein Balkonkraftwerk in der Sonnenbühlstraße wieder abhängen, weil er an seiner Hausverwaltung scheiterte. „Wir haben eine Energiekrise und der Klimaschutz geht uns alle an“, sagt Rinderspacher dem SÜDKURIER. Er möchte seinen kleinen Beitrag leisten und damit Umwelt und Geldbeutel schonen.

Marco Rinderspacher musste seine Balkon-PV-Anlage an der Sonnenbühlstraße wieder abbauen, aber er gibt nicht auf.
Marco Rinderspacher musste seine Balkon-PV-Anlage an der Sonnenbühlstraße wieder abbauen, aber er gibt nicht auf. | Bild: Marco Rinderspacher

„Die Optik von Balkonkraftwerken sollte dabei nicht im Weg stehen“, findet er und unterzeichnete die Petition ebenfalls. Sie wird am Montag, 8. Mai, beim Petitionsausschuss des deutschen Bundestages eingereicht. Das ist auch für den Petenten Christian Ofenheusle ein wichtiger Tag.

20 Millionen Haushalte für die Energiewende

„Es geht darum, dass 20 Millionen Haushalte zusätzlich an der Energiewende teilhaben können. Wir kämpfen dafür, dass sich die Revolution des WEG-Rechts von unten vollziehen kann und gute Ideen nicht zerstückelt oder verwässert werden.“ Dann fügt er hinzu: „Es geht aber nicht darum, dass jeder an seinen Balkon bauen kann, was er will.“

„Es geht darum, dass 20 Millionen Haushalte zusätzlich an der Energiewende teilhaben können“, sagt Christian Ofenheusle, ...
„Es geht darum, dass 20 Millionen Haushalte zusätzlich an der Energiewende teilhaben können“, sagt Christian Ofenheusle, einer der Initiatoren der Petition. | Bild: Empower Source UG

Ofenheusle ist schon seit Monaten im Gespräch mit Verbänden und Politikern und freut sich, dass einige Forderungen der Petition bereits in der Photovoltaikstrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz enthalten sind. „Bisher ist trotz politischer Zusagen aber noch nichts davon in ein Gesetz eingeflossen“, bedauert Ofenheusle. Dennoch könne es sein, dass demnächst ein Vorschlag zur Gesetzesänderung eingereicht werde.

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Auch Michael Breuninger spürt, dass sich die Stimmung ändert – in Deutschland und in seiner Nachbarschaft. „Hierzulande ist einfach alles so träge, aber immer mehr Menschen wollen mit einem Balkonkraftwerk für die Umwelt in Vorleistung gehen“, sagt er. Auch Marco Rinderspacher wagt einen neuen Anlauf. Er wird sein Balkonkraftwerk erneut auf die Tagesordnung der nächsten Eigentümerversammlung Mitte Mai setzen.