Die Straße führt erkennbar mitten durch die Stadt. An dieser Stelle überqueren Fußgänger und Radfahrer die Straße. Zu beiden Seiten wohnen Menschen. All das hat einen Autofahrer offenbar trotzdem nicht davon abgehalten, mit besonderer Rücksichtslosigkeit durch die Europastraße zu rasen.

Mit Tempo 142 bretterte er über die Kreuzung an der Gartenstraße bei der Schänzlehalle – und hat jetzt ein dickes Problem. Denn der neue Blitzer-Anhänger der Stadt Konstanz hat gleich in den ersten Betriebstagen einen bemerkenswerten Tempoverstoß auf der B33 dokumentiert.

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Die Stadt Konstanz teilte dazu dem SÜDKURIER auf Anfrage mit, dass allein in den ersten Tagen an der Europastraße 115 Autofahrer mit überhöhtem Tempo erwischt wurden, wobei der Wert von 142 Kilometern pro Stunde – erlaubt ist an der Stelle lediglich Tempo 60 – ein Ausreißer nach oben war.

Tatsächlich, so die ersten Daten aus dem zuständigen Bürgeramt, waren 99,9 Prozent der Autofahrer regelkonform unterwegs. Kein Wunder, so die erste Einschätzung, stand der Blitzer doch direkt hinter der Ampel. Wer dort Rot hatte und erst wieder beschleunigen musste, konnte das Tempolimit am Blitzer-Standort kaum überschreiten.

Inzwischen steht das Gerät in Petershausen

Unterdessen zieht „Toni“, wie das Bürgeramt-Team den rund 180.000 Euro teuren Blitzer-Anhänger getauft hat, an seinen zweiten Standort im Stadtgebiet um. Als Nächstes steht er in der Wollmatinger Straße, so die Stadtverwaltung.

Dort überwacht er Tempo 50 auf einer Strecke, die ebenfalls immer wieder zum Zuschnellfahren verleitet. Der Akku, der in den Anhänger eingebaut ist, reicht für mehrere Tage, und die Kamera übermittelt die Beweisfotos und -daten direkt ans Bürgeramt.

Funktioniert: Gerald Huber (rechts) und Stefan Katterre vom Bürgeramt der Stadt Konstanz nehmen den neuen Blitzer-Anhänger in Betrieb.
Funktioniert: Gerald Huber (rechts) und Stefan Katterre vom Bürgeramt der Stadt Konstanz nehmen den neuen Blitzer-Anhänger in Betrieb. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Die bisherigen Erfahrungen mit der Anschaffung seien gut, so Elena Oliveira von der Pressestelle der Stadt Konstanz. Nach sechs Tagen Einsatz seien hierzu noch keine abschließenden Aussagen möglich, „aber es besteht ein sehr guter erster Eindruck.“

Auch die befürchteten Vandalismus-Probleme seien bisher nicht aufgetreten, wobei der Anhänger mit Scheiben aus Panzerglas, einer Löschanlage und Überwachungstechnik auch gut geschützt ist, wie Dirk Wagner von der Herstellerfirma Jenoptik bei der Vorstellung Anfang Dezember erklärte.

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Das wird richtig teuer! Raser muss büßen

Und was passiert nun mit dem Raser, der das erlaubte Tempo um mehr als 80 Kilometer pro Stunde überschritten hat? Da der Verstoß innerorts erfolgt ist, wird es für ihn besonders unangenehm. Wer mehr als 70 km/h zu schnell fährt, bekommt ein Bußgeld von 800 Euro, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot.

Bei einem solchen Raser-Delikt wird in der Regel allerdings auch noch Vorsatz angenommen, so dass die Strafe auf 1600 Euro verdoppelt werden könnte. So ist es erst im Frühjahr einem Raser ergangen, der es zudem auch noch fertigbrachte, sich innerhalb von wenigen Stunden mehrfach an der gleichen Stelle blitzen zu lassen.

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Pro Jahr will die Stadt mit ihrem neuen Blitzer-Anhänger rund 150.000 Euro zusätzlich einnehmen. Das war die Grundlage, auf der der Gemeinderat für den Kauf stimmte. Dabei baut sie ihre Überwachungstätigkeit genau genommen eigentlich gar nicht aus. Denn das Bürgeramt verfügt über genau fünf Kameras, die in die bekannten Blitzer-Säulen an acht Standorten im Stadtgebiet genauso eingebaut werden können wie in den neuen Anhänger.

Mit mehr Kameras, so die Einschätzung des Bürgeramts, würde Konstanz auch noch mehr Temposünder erwischen und könnte die Einnahmen von 1,5 Millionen Euro pro Jahr weiter erhöhen. Dies, so der zuständige Abteilungsleiter Frank Conze, sei aber gar nicht das Hauptziel. Vielmehr diene es der Abschreckung, wenn die Autofahrer eben nicht wüssten, welche Blitzer aktuell scharf geschaltet sind und welche nicht. Derzeit sind es fünf von 18: Die acht Säulen wie auch der neue Anhänger können in beide Richtungen messen.

Mit weiteren Kameras könnte die Stadt noch mehr überwachen

Der Kauf einer weiteren Kamera, teilt dazu auch die Pressestelle mit, sei trotz des Zuwachses des Überwachungs-Arsenal nicht geplant: „Hierfür müssten zunächst personelle und räumliche Ressourcen bereitgestellt werden“ – heißt: All die zusätzlichen Blitzer-Fotos müssten ja erst einmal ausgewertet und all die Bußgeldbescheide erstellt werden. Und das einem privaten Unternehmen gegen Provision zu übertragen, dagegen hat sich die Stadt aus grundsätzlichen Erwägungen entschieden.