War‘s ein Fehler, dass sich die Mitglieder der Haushaltsstrukturkommission über Monate in nicht öffentlichen Sitzungen tagten? Jan Welsch (SPD) jedenfalls beurteilt das Vorgehen bei den Vorberatungen zur Haushaltskonsolidierung kritisch. Angesichts des Ziels von Zusatzeinnahmen von 9 Millionen Euro sowie Einsparungen von 6 Millionen Euro war es zu Irritationen in der Bevölkerung mit Demonstrationen bei Sitzungen des Gemeinderats und Befürchtungen über etwaige Einschnitte in die soziale Infrastruktur gekommen.

Oberbürgermeister Uli Burchardt allerdings rechtfertigte in der jüngsten Sitzung des zuständigen Finanzausschusses die Vorgehensweise. Beim Gemeinderat handle es sich prinzipiell um ein Organ der Stadtverwaltung und es müsse erlaubt sein, sich über einschneidende Maßnahmen in geschützter Atmosphäre unterhalten zu können.

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Reale Befürchtung oder unrealistisches Szenario?

Im Fall des Hallenbads am Seerhein erzeugte dies nach Ansicht von Jan Welsch jedoch für viel Wind um nichts. Die in Bevölkerung entstandenen Befürchtungen um eine Schließung bezeichnete er als kein realistisches Szenario.

Der SPD-Stadtrat sieht den Gemeinderat noch nicht einmal für die Beauftragung eines Prüfauftrags in der Pflicht. „Die Stadtverwaltung soll das einfach machen“, so seine Empfehlung, „und dabei reicht das Ziel einer Kostenoptimierung vollständig aus.“

Jan Welsch, SPD: „Die Stadtverwaltung braucht beim Hallenbad am Seerhein vom Gemeinderat keinen Prüfauftrag. Sie soll das einfach ...
Jan Welsch, SPD: „Die Stadtverwaltung braucht beim Hallenbad am Seerhein vom Gemeinderat keinen Prüfauftrag. Sie soll das einfach machen.“ | Bild: Patrick Pfeiffer

Prinzipiell vertreten diese Einstellung auch andere Stadträte wie beispielsweise Till Seiler von der Freien Grünen Liste (FGL). Für ihn ist das Hallenbad am Seerhein zwar ein alter Kasten, der jedoch allein wegen seiner Geschichte eine wichtige Bedeutung für die Stadt und ihre Menschen habe.

... und dann ist da noch der Denkmalschutz

Eher von einem Sturm im Wasserglas geht auch Gabriele Weiner vom Jungen Forum Konstanz (JFK) aus. Sie fühlt sich an Debatten erinnert, die bereits vor zehn Jahren geführt wurden. An die Möglichkeit einer Umnutzung des Gebäudes beispielsweise glaubt sie nicht, da sei der Denkmalschutz vor. Es sei völlig illusorisch, dass auch nur eine Säule verrückt werden dürfe.

Doch auch wenn eine Umnutzung genehmigt werden sollte, rechnet Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) mit einem Sturm der Entrüstung in der Bevölkerung – und der sei durchaus nicht unberechtigt. Zwar verfüge man in Konstanz mit dem neuen Schwaketenbad auch nach einer etwaigen Schließung des Hallenbads am Seerhein über eine Wasserfläche wie nie zuvor, doch das ändere nichts an dessen Bedarf.

Die Hin- und Rückfahrt für Schüler von der Innenstadt zum Schwaketenbad sei nicht zumutbar, außerdem verkenne man das Wachstum der Stadt. Wolfgang Müller-Fehrenbach empfahl, dass „wir da einfach über fünf Jahre hinaus denken müssen“.

Wolfgang Müller-Fehrenbach, CDU: „Die Hin- und Rückfahrt für Schüler in der Innenstadt zum Schwaketenbad ist nicht zumutbar, ...
Wolfgang Müller-Fehrenbach, CDU: „Die Hin- und Rückfahrt für Schüler in der Innenstadt zum Schwaketenbad ist nicht zumutbar, außerdem wächst die Stadt.“ | Bild: Lucht, Torsten

Oberbürgermeister Uli Burchardt hält die Debatte dennoch für erforderlich. Angesichts des Energieverbrauchs, eines jährlichen Zuschusses für die städtischen Bäder in Höhe von 6 Millionen Euro und des neuen Schwaketenbads mit einer Wasserfläche, die größer sei als die der beiden alten Bäder zusammen, müsse man über eine Neuausrichtung zumindest reden dürfen.

Umnutzung birgt Gefahr eines Millionengrabs

Der OB räumte allerdings ein, dass eine Schließung oder Umnutzung einem Bruch mit den Traditionen gleich käme und Einrichtungen wie die DLRG und anderer Vereine mit in die Überlegungen einbezogen werden müssten.

Dass die Spielräume vergleichsweise eng sind, ging ferner aus der Bemerkung von Bürgermeister Andreas Osner hervor. Seines Wissens haben sich vergleichbare Umnutzungen in anderen Kommunen zu Millionengräbern entwickelt.

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