An vielen Orten in der Konzilstadt entsteht neuer Wohnraum durch die Nachverdichtung bereits bestehender Wohngebiete. Oft führt das zu Unmut bei den Anwohnern, die es in Konstanz zunehmend als zu eng empfinden.
Und auch der Städtebau-Experte Leonhard Schenk erklärte im SÜDKURIER, dass die Innenentwicklung von Konstanz mit dem Bedarf nicht schritthalten kann. Aber wie sehen das die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat? Die Antworten zeigen schnell: Hier gibt es grundverschiedene Ansichten.
Ist die Nachverdichtung bereits an ihre Grenzen gestoßen?
- CDU – Roger Tscheulin antwortet: „Nachverdichtung wird es auch in Zukunft geben, sie ist aber nicht die Lösung für die Wohnraumknappheit.“
- SPD – Jürgen Ruff schreibt dem SÜDKURIER: „Zum einen kann Nachverdichtung allein den Bedarf an Wohnraum bei weitem nicht decken. Zum anderen wurde dabei im Paradies und anderen Stadtteilen – gerade von privaten Bauträgern – bei so manchen Bauvorhaben versäumt, ein attraktives Wohnumfeld zu schaffen.“ Der SPD-Mann sieht darin eine „gefährliche Entwicklung, weil sie die Lebensqualität verschlechtert und den historischen Charakter von Quartieren negativ verändert.“
- Freie Grüne Liste – Giesela Kusche und Peter Müller-Neff: „In manchen Stadtteilen schon, zum Beispiel im Paradies. Aber es gibt noch Potenzial durch Anbauten, Aufstockungen und die Öffnung der Gewerbegebiete für Wohnungsbau (Urbanes Wohnen).“ Außerdem schreiben die Vorsitzenden: „Die Nachverdichtung durch Abbruch guter Bausubstanz muss hinterfragt werden.“
- Freie Wähler – Jürgen Faden antwortet auf die Frage, ob die Nachverdichtung in Konstanz an ihre Grenzen gestoßen ist, mit einem klaren „Nein“.
- Junges Forum Konstanz – Auch Matthias Schäfer verneint und erklärt: „Geeignete Flächen werden zwar weniger, aber wenn man genau hinschaut, gibt es noch Bereiche, wo das möglich ist. Wichtig ist, dass man mit einem vernünftigen Maß und städtebaulichem Feingefühl nachverdichtet, ohne dass bereits bestehende Wohngebäude zu sehr beeinträchtigt werden. Auch die Grünflächen sind dabei stehts zu beachten. Wohnraumgewinnung durch Aufstockung ist ein sehr gutes Mittel und könnte noch mehr forciert werden.“
- Linke Liste Konstanz – Anke Schwede, Simon Pschorr und Holger Reile schreiben: „Dies ist immer mehr zu befürchten. Angesichts des steigenden Siedlungsdrucks gerät die Infrastruktur an ihre Grenzen, so beispielsweise in der Kinderbetreuung, im Senior:innenwohnen und in der Pflege. Deshalb sind integrierte Quartiere mit Quartierszentren so wichtig.“
- FDP – Heinrich Everke antwortet dem SÜDKURIER: „Größtenteils, ja! Wir sollten nicht noch mehr Freiflächen in Innenraum zubauen. Wir könnten aber sicher noch höher bauen. Jedes Stockwerk zusätzlich bringt mehr Wohnraum. Und wir könnten mehr Wohnraum in den Gewerbegebieten schaffen. Stichwort Urbane Gebiete oder unten arbeiten, oben wohnen.“