Herbert Weber macht sich Sorgen. Der ehemalige Konstanzer SPD-Stadtrat und aktuelle Vorsitzende des Mieterbunds Bodensee hat deswegen an den Oberbürgermeister geschrieben. Sein Anliegen: Angesichts der ausgesprochenen Haushaltssperre habe er die Befürchtung, dass sich in Zukunft Wohnbauprojekte verzögern könnten.

Sorge wegen der Wohnungsnot

„Die Wohnungsnot in unserer Stadt ist nach wie vor sehr groß. Daher dürfen sich laufende und geplante Wohnungsbauprojekte nicht verzögern. Wie Sie wissen leiden unter dem Wohnungsmangel besonders Berufsgruppen mit mittleren oder geringeren Einkommen“, schreibt Weber.

Er verweist in dem Brief darauf, dass die Wohnungsnot oft jene Berufsgruppen treffe, die in den jetzt als systemrelevant gefeierten Berufsgruppen arbeiten: Verkäufer, Krankenschwestern, Busfahrer.

Wie steht es um die geplanten Wohnbauprojekte der Stadt Konstanz?

Die Auskunft aus dem städtischen Baudezernat ist denkbar knapp: „Das Baudezernat informiert, dass es keine Projekte gibt, die aufgrund der Pandemie nicht realisiert werden, soweit dies der Stadt bekannt ist“, schreibt der städtische Pressesprecher Walter Rügert.

Aber kann dies sein, wenn die Stadt doch eine Haushaltssperre verhängt hat und die Steuereinnahmen extrem einbrechen werden?

„Die Baufortschritte verlangsamen sich etwas.“

Auch im Gespräch mit Jens-Uwe Götsch, Chef der städtischen Wohnbaugesellschaft Wobak, ergibt sich kein anderer Eindruck: Die begonnenen Bauprojekte der Wobak „verzögern sich nicht immens“, sagt Götsch, „aber die Arbeit wird vorerst langsamer.“

Schuld daran sind die Hygienemaßnahmen, die auf Baustellen beachtet werden müssen. So könnten zum Beispiel im Innenausbau weniger Gewerke als normalerweise parallel zueinander tätig sein – sonst wären keinerlei Abstandsregeln einzuhalten. Außerdem könne es jederzeit passieren, dass eine Baufirma ausfalle, wenn Corona-Fälle beim Personal aufträten. Bisher sei dies aber nicht der Fall gewesen.

Pfeiferhölzle bleibt vermutlich im Plan

Eine Baustelle, die von dem erwähnten geringfügigen Verzug betroffen ist, ist das große Wobak-Projekt am Pfeiferhölzle. Götsch ist aber zuversichtlich, dass die Fertigstellung im Frühjahr 2021 wie geplant einzuhalten ist. „Vielleicht wird es nicht im frühen Frühjahr fertig“, schränkt er ein.

Ein anderes Projekt wird gerade begonnen: Für das Gebäude in der Wollmatinger Straße, in dem 15 Wohnungen entstehen, wurde am Mittwoch der symbolische Spatenstich vollzogen. Die Aufträge an alle Baufirmen sind vergeben, voraussichtlich bleibe das Projekt im Plan.

Spatenstich an der Wollmatinger Straße: (v.l.) Joachim Dannecker (Züblin), OB Uli Burchardt, Jens-Uwe Götsch (Wobak) und Bürgermeister ...
Spatenstich an der Wollmatinger Straße: (v.l.) Joachim Dannecker (Züblin), OB Uli Burchardt, Jens-Uwe Götsch (Wobak) und Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn, wie sie einen Bodenanker für den Berliner Verbau zur Sicherung der Baugrube setzen. | Bild: Petra Rossatti

Baukostenentwicklung noch unklar

Zur Preisentwicklung könne er noch nichts sagen, sagt Götsch. Beide Richtungen seien möglich: Die Baukosten könnten wegen einer Rezession fallen, sie könnten aber auch steigen aufgrund erhöhten Aufwands. „Ich denke aber nicht, dass es einen merklichen Aufschlag gibt.“ Finanziell agiere die Wobak unabhängig von der Stadtverwaltung, daher sei sie durch die Haushaltssperre zumindest nicht unmittelbar betroffen.

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Und wie sieht es bei zukünftigen Projekten aus? Oberbürgermeister Uli Burchardt hat auf das Schreiben des Mieterbund-Vorsitzenden Herbert Weber geantwortet. Darin versichert er, dass Projekte, die für den Standort Konstanz als unverzichtbar gelten, von der Haushaltssperre ausgenommen seien.

Mittel für Hafner-Entwicklung werden bereitgestellt

Konkret nennt Burchardt die Planungen zur Entwicklung des Stadtteils Hafner: „Die Mittel für externe Planungen und Gutachten werden hier weiter bereitgestellt.“ Wie lang die Haushaltssperre andauere, hänge ohnehin von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung ab. Der Wohnungsbau zähle aber unabhängig davon zu den grundsätzlichen Prioritäten der Stadtverwaltung und werde mit Nachdruck vorangetrieben.