Eisenmann tritt für die CDU an. Und zwar doppelt. Einerseits will Kultusministerin Susanne Eisenmann 2021 Ministerpräsidentin werden. Hier soll es aber um ihren Namensvetter Levin Eisenmann gehen, der nicht einmal halb so alt und weder verwandt, noch verschwägert mit der CDU-Spitzenkandidatin ist.
„Meine Generation ist nicht ausreichend vertreten“
Der 23-jährige Jura-Student aus Konstanz will nächstes Jahr dorthin, wo Susanne Eisenmann (55) bereits seit 2016 arbeitet: Der jüngere Eisenmann will den Wahlkreis Konstanz-Radolfzell nach dann zehn Jahren von den Grünen zurückgewinnen. Zuvor war Konstanz vier Jahrzehnte eine christdemokratische Hochburg. „Meine Generation ist in der Landespolitik bis heute nicht ausreichend vertreten“, sagt Eisenmann zu seinen Beweggründen.
Hemd, Sakko und Stoffhose. Böse Zungen würden behaupten: Den designierten Juristen – Hobbys laut eigener Homepage: Cello, Theater und Philharmonie – sieht man dem groß gewachsenen Mann an. Für sein Alter wirkt er etwas zu formell und steif. Umgedreht lässt sich aber auch sagen: Da tritt jemand professionell auf und weiß, wie man sich zu öffentlichen Anlässen zu präsentieren hat. Junge Wähler will Eisenmann über Facebook und Instagram ansprechen.
Kritik auch an der eigenen Partei
Drei Säulen hätten Eisenmann als 15-Jährigen zur CDU gebracht, sagt er von sich: „Christlichkeit, soziale Themen und liberale Werte.“ Mit Rückblick auf 2019 hält er nicht mit Kritik an der eigenen Partei hinter dem Berg: „Im Bund und in Europa hatten wir auf die drängenden Fragen nicht die richtigen Antworten.“ Dies betreffe insbesondere die Themen Umwelt und Klimaschutz, „obwohl diese zu den ursprünglich christdemokratischen Werten zählen“.
Bevor der 23-Jährige – zusammen mit der Radolfzellerin Karin Vögele (51) als Ersatzbewerberin – antreten kann, muss er erst einmal intern nominiert werden. Die Corona-Pandemie sorgt dafür, dass die entsprechende Veranstaltung voraussichtlich erst Anfang Juli stattfinden soll.

Heißt das Kandidaten-Rennen 2021 Erikli versus Eisenmann?
Sollte Eisenmann das interne Votum erhalten – Gegenkandidaten gibt es bislang keine –, wird es im Rennen um die meisten Erststimmen wohl auf ihn oder Nese Erikli (Grüne) hinauslaufen. Die aktuelle Landtagsabgeordnete hatte sich nach interner Kritik bei der Grünen-Nominierung Anfang März mit knapp zwei Dritteln der Stimmen gegen Noemi Mundhaas durchgesetzt.
Schlechte Chancen für die CDU-Nominierung hat Eisenmann nicht: Vorsitzender der Jungen Union im Kreis ist er bereits, dazu jeweils Stellvertreter im Stadt- und Kreisverband der CDU. Aus Kreisen der CDU hört man von breiter Unterstützung für den jungen Kandidaten. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung, in dessen Büro Eisenmann ein Praktikum absolvierte, gilt als Fürsprecher.
Vorschusslorbeeren aus Stadt- und Kreisverband der CDU
„Auch und gerade wegen dessen Alter“ ist der Konstanzer Stadtverbandsvorsitzende Fabio Crivellari froh „über Levin Eisenmanns Schritt, sich politisch noch stärker einzubringen“.
Zur Zeit seines eigenen CDU-Eintritts in den 80er-Jahren sei es „undenkbar gewesen, dass man sich Anfang 20 als Landtagskandidat bewerben will“. An politischer Erfahrung mangele es seinem jungen Parteikollegen zudem nicht.
Willi Streit, CDU-Kreisvorsitzender, sagt über Eisenmann: „Er hat trotz seiner jungen Lebensjahre ein ausgeprägtes Gespür für das politisch Machbare und versteht es nach meinem Dafürhalten ausgezeichnet, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden“.
Gemeinsam mit Ersatzbewerberin Karin Vögele traue er ihm „gute Wahlergebnisse bei der Nominierungsversammlung zu“.
2019 scheiterte Eisenmann am Einzug in den Konstanzer Gemeinderat
Einen ersten Makel auf dem Weg in politische Höhen hat der damals 22-Jährige bei der zurückliegenden Gemeinderatswahl für Konstanz erlebt: Obwohl Levin Eisenmann als Vierter auf der CDU-Liste stand und rund 8300 Stimmen erhielt, verpasste er den Einzug ins Rathaus.
„Man wächst an den Herausforderungen“, sagt der Student nur. Jetzt gleich ins höhere politische Regal zu greifen, sei seiner Meinung nach kein Fehler. „Ich habe seit Bekanntgabe meiner Pläne viel Zuspruch erhalten.“ Mutig sei der Schritt, übermütig aber nicht – so Eisenmanns Fazit.
Dazu zähle auch, dass er sein Examen „auf jeden Fall“ abschließen wolle. Langsam laufen die Vorbereitungen auf den Abschluss an, die Prüfungen fänden nach einem etwaigen Mandatsbeginn statt. Beides unter einen Hut zu bekommen sei „herausfordernd, aber machbar“.
Erste Angriffe auf den politischen Gegner
Politisch angreifen kann der 23-Jährige bereits. Denn Kritik an landespolitischen Entscheidungen äußert Eisenmann wohl nicht ganz zufällig in Richtung der von grünen Ministern besetzen Ressorts Verkehr (“Der Fokus auf die Schiene wurde vernachlässigt, der Ausbau der Gäubahn wurde lange verzöfert“) und Umwelt (“Interessen aller Beteiligten müssen vereint werden, statt sie gegeneinander auszuspielen“).
In Richtung der möglichen Kontrahentin Nese Erikli sagt Levin Eisenmann: „Ich will nicht, dass der Kreis und die Region auch weiterhin unter Wert verkauft wird.“ Bevor er den politischen Gegenspielern, vor allem aber den Wählern, den aus seiner Sicht wahren Wert unterbreiten kann, muss er aber noch die eigenen Parteifreunde überzeugen.