Der Winter könnte kalt werden – richtig kalt. Denn die Stadt Konstanz will aufgrund der unsicheren Versorgungslage Gas und Energie einsparen. Bis zu 15 Prozent soll der Energieverbrauch im Herbst und Winter sinken. Das geht aber nur, wenn an einigen Ecken und Enden der Gashahn etwas zugedreht wird. Das bedeutet: Mancherorts könnte es nicht ganz so mollig warm werden.

Wo will die Stadt einsparen?

Verzichtbar ist aus der Sicht des Gemeinderats und der Stadtverwaltung im Herbst und Winter die Therme, Sauna und einige Hallenbäder (nur das Schwaketenbad soll geöffnet bleiben). Zusätzlich sollen nun in städtischen Einrichtungen wie dem Rathaus und den Ämtern das Warmwasser abgedreht werden. Die Heizungen in allen städtischen Gebäuden, darunter auch Schulen, Kitas und Sporthallen, sollen ab Oktober auf 19 Grad reguliert werden.

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Weitere Ideen zum Energiesparen hat die Stadtverwaltung auch – nur noch keine Beschlüsse. „Weitere Überlegungen, zum Beispiel die Anleuchtung öffentlicher Gebäude, Brunnen etc. – werden noch abgestimmt“, schreibt Oliveira auf SÜDKURIER-Nachfrage. Diese würden dann abgeschaltet.

Wie viele kann mit den Maßnahmen eingespart werden?

Wie viel Energie gespart werden kann, ist unklar. „Das Einsparpotenzial dieser Maßnahme kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffert werden“, antwortet Elena Oliveira, Pressesprecherin der Stadt Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Die Therme macht laut Berechnungen der Stadtwerke Konstanz rund ein Prozent des gesamten Gasverbrauchs in der Stadt aus. Benötigt werden dort rund 6.500 Megawattstunden pro Jahr (entspricht 325 Vierpersonenhaushalten). Für das erst jüngst eröffnete Schwaketenbad wurden 2.900 Megawattstunden berechnet (145 Haushalte).

Wie reagieren Schulen auf die Sparmaßnahmen?

Sind diese Maßnahmen, die dann auch teilweise Schulen betreffen würden, ein Problem für die Einrichtungen? Patrick Hartleitner, geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Gymnasien, macht sich darüber noch keine Gedanken. „Ich gehe zunächst und grundlegend davon aus, dass seitens der Landesregierung im Falle von Einsparungsmaßnahmen auch konkrete, für die Schulen gültige Richtwerte zu etwaigen Raumtemperaturen etc. getroffen werden“, sagt er auf SÜDKURIER-Nachfrage.

„Ich gehe zunächst und grundlegend davon aus, dass seitens der Landesregierung im Falle von Einsparungsmaßnahmen auch konkrete, ...
„Ich gehe zunächst und grundlegend davon aus, dass seitens der Landesregierung im Falle von Einsparungsmaßnahmen auch konkrete, für die Schulen gültige Richtwerte zu etwaigen Raumtemperaturen etc. getroffen werden“, sagt Patrick Hartleitner, Rektor des Konstanzer Suso-Gymnasiums. | Bild: Astor, Kirsten

Auch Frank Schädler, Amtsleiter für Bildung und Sport in Konstanz, glaubt, dass es wahrscheinlich eine einheitliche Vorgabe des Kultusministeriums geben wird. Vor daher bräuchten sich die Schulen im Moment keine Gedanken über die Maßnahmen machen.

Beim Warmwasser ändert sich sowieso am Heinrich-Suso-Gymnasium, wo Hartleitner Direktor ist, nichts. „Ich kann nicht beurteilen, wie die Situation an den anderen Konstanzer Schulen ist, aber in der Mehrzahl der Klassenzimmer am Suso gibt es gar kein Wasser und wenn, dann ohnehin nur kaltes Wasser. So ist die Situation auch auf den Toiletten“, sagt er.

Dass Schüler im Herbst und Winter unterkühlt aus dem Unterricht gehen würden, diese Angst ist für Hartleitner unbegründet. „19 Grad Grundtemperatur plus eine gewisse Anzahl von Personen im Raum werden eventuell auch ausreichen“, sagt Hartleitner.

Hat das Auswirkungen auf das Risiko einer Corona-Infektion?

Der Gesundheitsexperte und Mediziner Stefan Bushuven vom Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) sieht in der Senkung der Zimmertemperatur kein Risiko. „Die Herunterregulierung der Raumtemperaturen auf 19 Grad wird auf das Coronavirus wenig Auswirkungen haben.“ Problematisch sieht er es, wenn in diesem Winter wieder mehr Menschen mehr Kontakte pflegen und das ohne Maske.

„Die Herunterregulierung der Raumtemperaturen auf 19 Grad wird auf das Coronavirus wenig Auswirkungen haben“, sagt Stefan ...
„Die Herunterregulierung der Raumtemperaturen auf 19 Grad wird auf das Coronavirus wenig Auswirkungen haben“, sagt Stefan Bushuven, Leitender Oberarzt und Krankenhaushygieniker beim Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz. | Bild: Glkn

Auch beim Händewaschen mit kalten Wasser hat er keine Bedenken. „Beim Händewaschen kommt es vor allem auf die ‚Einseifung‘ an, die dann das Abspülen von Schmutzpartikeln und Erregern ermöglicht“, sagt er.

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„Ob aber das Einseifen mit kaltem oder warmen Wasser geschieht, ist bei konsequenter Umsetzung nebensächlich“, so Bushuven. Wichtig sei, dass überhaupt Handhygiene betrieben werde – eben auch mit kalten Wasser.