Rüdiger Singer und Joachim Krieg vom Konstanzer Sozial- und Jugendamt (SJA) haben gute und schlechte Nachrichten für Konstanzer Familien. Nicht schön: Bei der Vergabe für die Kitaplätze ab September gehen in der ersten Runde wieder über 500 Kinder leer aus. Besonders knapp sind die Plätze für unter Dreijährige.

Doch die beiden machen auch Hoffnung: „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“, sagt Joachim Krieg von der Jugendhilfeplanung im Sozial- und Jugendamt. Zum neuen Kindergartenjahr gehen nach und nach 50 neue Plätze für unter Dreijährige und 160 für über Dreijährige in Betrieb.

Dennoch bleibt der Fehlbedarf vorerst hoch. Obwohl die Stadt seit Jahren neue Betreuungsangebote schafft, sinkt die Versorgungsquote bei den Kleinsten: Zwischen 55 und 57 Prozent aller Familien mit unter dreijährigen Kindern wünschen einen Platz in Kita oder Tagespflege. Derzeit kommen aber nur 36 Prozent zum Zug. „Die Quote lag schon mal bei über 40 Prozent“, sagt Rüdiger Singer, Leiter der Jugendhilfeplanung der Stadt Konstanz.

Rüdiger Singer leitet die Jugendhilfeplanung der Stadt Konstanz.
Rüdiger Singer leitet die Jugendhilfeplanung der Stadt Konstanz. | Bild: Stadt Konstanz

Bürgermeister: „Im Saldo ist alles Mist“

Die Krux: Mit dem Angebot steigt die Nachfrage enorm. „Während wir uns bei den Kindergartenkindern langsam der Vollversorgung nähern, sind wir bei den Krippenkindern noch weit davon entfernt“, sagt Singer. Bürgermeister Andreas Osner drückt es noch drastischer aus: „Wir liegen landesweit bei der Versorgungsquote immer auf Platz 2 oder 3, aber der Bedarf ist vielleicht erst in fünf Jahren gedeckt. Im Saldo ist das alles Mist.“

Das könnte Sie auch interessieren

Bei den über Dreijährigen waren 580 Kinder für einen Platz vorgemerkt. Zunächst erhalten 358 von ihnen ein Angebot. „In dieser Altersklasse ist die schrittweise Vorverlegung des Einschulungsstichtags eine Herausforderung“, erklärt Joachim Krieg. Lag er zunächst beim 30. September, ist er dieses Jahr schon beim 31. Juli angekommen.

Das bedeutet: Kinder, die bis zu diesem Datum sechs Jahre alt werden, sind schulpflichtig. „So bleiben pro Jahrgang rund 50 Kinder ein Jahr länger in der Kita und machen keinen Platz frei“, sagt Krieg. Eine Besonderheit in diesem Jahr verursacht zusätzlich die Corona-Pandemie: Dadurch, dass viele Kinder monatelang nicht in einer Einrichtung betreut werden konnten, zweifeln einige Eltern an der Schulreife ihres Kindes.

Joachim Krieg von der Jugendhilfeplanung im Konstanzer Sozial- und Jugendamt.
Joachim Krieg von der Jugendhilfeplanung im Konstanzer Sozial- und Jugendamt. | Bild: Stadt Konstanz/Chris Danneffel

So bleiben weitere rund 50 Kinder ein zusätzliches Jahr in der Kita. „Diese 100 Kinder verursachen einen Rückstau in die unteren Altersklassen“, sagt Joachim Krieg. Dennoch kann das Sozial- und Jugendamt für das kommende Kindergartenjahr 60 Plätze für über Dreijährige mehr vergeben als in den Vorjahren. Dies liegt daran, dass der sehr geburtenstarke Jahrgang 2015 nun in die Schule wechselt.

Bei den Krippenkindern standen 573 auf der Vormerkung für Kita oder Tagespflege. 281 davon erhalten in der ersten Vergaberunde ein Angebot. Über die Hälfte geht also leer aus. „Das sind allerdings noch keine seriösen Zahlen“, betont Joachim Krieg. Denn im Lauf der kommenden Monate ergeben sich Verschiebungen. Familien sagen Plätze ab, weil sie wegziehen oder nicht in der Wunscheinrichtung unterkommen.

Das könnte Sie auch interessieren

In zwei weiteren Runden nach Pfingsten und im Herbst können Nachrücker zum Zug kommen. „Auf diese Weise werden jedes Jahr noch mal deutlich über 100 Plätze vergeben“, sagt Krieg. Ab dem heutigen Montag melden sich die Einrichtungen bei Familien, die in der ersten Runde eine Zusage erhalten. Alle anderen werden vom Sozial- und Jugendamt angeschrieben und darüber informiert, dass es zunächst nicht geklappt hat. „So hängt niemand in der Luft“, sagt Joachim Krieg.

Ein hartes Jahr unter Corona-Bedingungen

Bürgermeister Andreas Osner hat daher eine Bitte an die Familien. „Wir hätten auch gern mehr Plätze, aber es ist ungerecht, wenn die Kollegen des Sozial- und Jugendamts den geballten Frust der Eltern abbekommen. Sie tun ihr Bestes, dabei haben sie ein hartes Jahr unter Corona-Bedingungen hinter sich, mit der Organisation der Notbetreuung unter ständig wechselnden Bedingungen, mit dem neuen Thema Testung von Kitakindern und dazu noch der Platzvergabe“, sagt der Bürgermeister und bedankt sich für ihr großes Engagement.