Familie Hansen aus Allmannsdorf wollte am Samstagnachmittag das tun, was die Eltern als ihre Bürgerpflicht bezeichnen – sie wollten sich im großen Testzentrum im Bodenseezentrum auf das Coronavirus testen lassen.

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Also fuhren Gesa und Hauke Hansen mit ihren vier Kindern Luisa, Emma, Henrik und Ida sowie dem italienischen Au-Pair Stefano an den Seerhein – die älteste Tochter Nora wohnt mittlerweile in Stuttgart und war nicht dabei.

„Wir sind von sieben negativen Ergebnissen ausgegangen...“

„Das war alles richtig gut organisiert und ging schnell vonstatten“, berichtet Gesa Hansen. Alle sieben kamen zum vereinbarten Termin sofort dran. „Wir sind natürlich davon ausgegangen, dass wir sieben negative Testergebnisse erhalten würden“, so die Mutter. Der Grund für diese Annahme liegt auf der Hand: „Die Kinder haben die Schulen seit Dezember nicht mehr von innen gesehen. Unser Leben spielt sich weitgehend in den eigenen vier Wänden ab.“

Familie Hansen kurz nach dem Test vor dem Zelt am Seerhein. Wenige Augenblicke später erhalten sie die Nachricht von den zwei positiven ...
Familie Hansen kurz nach dem Test vor dem Zelt am Seerhein. Wenige Augenblicke später erhalten sie die Nachricht von den zwei positiven Tests. | Bild: Hansen

Draußen vor dem Bodenseeforum machte die Familie noch schnell ein Selfie mit dem Handy, als plötzlich ein Mitarbeiter aus dem Gebäude auf sie zurannte. „Wir erfuhren, dass entweder mein Mann oder unser Sohn positiv getestet seien“, erinnert sich Gesa Hansen. „Dabei waren die Tests erst zwei Minuten vorher durchgeführt worden. Es hieß jedoch, dass wir rund eine Viertelstunde warten müssten.“

...doch dann kam die Nachricht: Henrik und Ida sind positiv!

Kurze Zeit später erhielt sie die Nachricht auf ihr Handy: der zehnjährige Henrik und die siebenjährige Ida seien positiv. Beide wurden mit dem Backenabstrich getestet – Kindern in diesem Alter möchte man den Test mit dem Abstrich hoch oben in der Nase noch nicht antun.

Gesa und Hauke Hansen.
Gesa und Hauke Hansen. | Bild: Schuler, Andreas

Die Familie erhielt die Information, sich doch bitte ins Testzentrum am Krankenhaus zu begeben, um dort bei den beiden Kindern den zuverlässigeren PCR-Test durchführen zu lassen. „Als wir dort kurz nach 18 Uhr ankamen, hieß es nur, dass wir morgen zwischen 14 und 18 Uhr wiederkommen sollen, da der zuständige Arzt nicht mehr da sei. Die freundliche Mitarbeiterin bat uns, die 116 117 anzurufen, um dort weitere Hilfe zu erhalten.“

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Gesagt, getan. Doch auch hier erfuhr Gesa Hansen nicht viel Neues. „Uns wurde gesagt, dass wir an diesem Abend in Konstanz keinen PCR-Test mehr bekommen würden.“ Eine Aussage, die sie auch am Montag noch kaum glauben möchte. „Das ist eine organisatorische Katastrophe.“

Ein Lob für das Labor Brunner

Doch sie kam auf die Idee, auf gut Glück bei Labor Brunner vorbeizufahren. Und siehe da: Geschäftsführerin Simone Brunner und eine Kollegin wollten just in dem Moment, als Gesa Hansen mit den beiden Kindern vorfuhr, das Gebäude verlassen. „Sie haben uns sofort geholfen und die PCR-Tests durchgeführt. Toll, wie pragmatisch das dort ging. Sehr lobenswert.“

Simone Brunner.
Simone Brunner. | Bild: Scherrer, Aurelia

Mehr noch: Simone Brunner fragte Ida und Henrik, ob sie in der Stunde vor dem Test am Seerhein etwas gegessen oder getrunken hätten. „Ja, Grapefruit-Limonade“, erzählten die beiden stolz. „Da war mir klar, dass das Ergebnis höchstwahrscheinlich deswegen positiv ausfiel. Säurehaltige Getränke können Ergebnisse beeinflussen.“ Solche Getränke haben einen niedrigen pH-Wert, sie sind sauer.

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Säure könne Eiweiße auf dem Teststreifen zersetzen, an denen eigentlich die Eiweiße des Virus andocken sollen, „und schon haben wir ein falsches Ergebnis“. Corona-Schnelltests suchen nicht nach Erbmaterial des Erregers, sondern nach Eiweißen, die charakteristisch für das Virus sind.

Das abgestrichene Material wird auf den Test aufgebracht, nach 15 bis 30 Minuten steht in der Regel das Ergebnis fest. „Wir wussten nicht, dass die Kinder bei dem Backenabstrich rund eine halbe Stunde vor dem Test besser nichts mehr trinken sollten“, sagen die Hansens.

Im Garten der Hansens geht es rauf und runter: Die Familie auf dem Trampolin.
Im Garten der Hansens geht es rauf und runter: Die Familie auf dem Trampolin. | Bild: Schuler, Andreas

Das Ergebnis am Sonntag war dann tatsächlich negativ. Bis dahin jedoch erlebte die Familie eine emotionale Achterbahnfahrt, wie Gesa Hansen erzählt: „Die Teenager haben vor Sorge um die Kleinen geweint und das Gesundheitsamt hat uns in häusliche Quarantäne geschickt.“

Für Simone Brunner kommt das unschöne Erlebnis der Familie nicht überraschend. „Früher benötigte man zum testen eine Ausbildung. Heute führen Event-Agenturen und Ehrenhelfer diese Arbeit nach einer einstündigen Einführung bei den Johannitern durch. Dadurch wird das trivialisiert.“

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Marco D‘Arca leitet das Testzentrum beim Bodenseeforum. Er bestätigt den Vorfall vom Samstag – und erzählt von weiteren am Sonntag: „Da hatten wir viele positiv getestete Kinder, was wir seltsam fanden. Nach Rücksprache mit Ärzten haben wir dann Abstriche im vorderen Nasenbereich gemacht, die negativ waren.“ Er gibt zu, „dass das unglücklich gelaufen ist. Aber das mit den Auswirkungen von Säure auf die Ergebnisse war zuvor kein Thema“.