Das war zu befürchten: Die Sicherheitsauflagen für Veranstaltungen werden verschärft. Damit war zu rechnen, denn die sogenannte Bedrohungslage hat sich negativ verändert. Die Stadtverwaltung hat nach den Anschlägen in Magdeburg und München reagiert und an Fasnacht die Altstadt abgeriegelt, um nicht auszuschließende Amokfahrten vorsorglich zu unterbinden. Das hat eine ordentliche Stange Geld gekostet.

Dass die Maßnahmen, die an Fasnacht getroffen wurden, nur der Anfang sein und die Auflagen für weitere Veranstaltungen im Jahresverlauf verschärft werden würden, war zu erahnen. Die Gassenfreitage trifft es jetzt zuerst.

Der Vorstand des veranstaltenden Vereins Niederburg Vital hat Verständnis für die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen. Aber er weiß nicht, ob er die Zusatzkosten auf Dauer stemmen kann. Den Gassenfreitag am 2. Mai kann der Verein finanzieren – ob und wie es weitergeht, steht jedoch in den Sternen.

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Ist die Zukunft weiterer Feste in Gefahr?

Sollte der Gassenfreitag sterben, ist das nicht nur schade, sondern wegweisend für alle weiteren Veranstaltungen und Festivitäten. Auch die Organisatoren – ob beim grenzüberschreitenden Flohmarkt, Wein- und Dorffesten oder dem Weihnachtsmarkt – werden wohl neue Sicherheitskonzepte vorlegen und zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen, die den Aufwand und die Kosten in die Höhe treiben. Wird es diese Anlässe, wo viele Menschen zusammenkommen, um das Miteinander zu feiern, dann noch geben?

Das Bürgeramt der Stadt als Genehmigungsbehörde für Veranstaltungen in Konstanz hat keinen einfachen Job, denn nicht nur die Veranstalter, sondern auch sie trägt Verantwortung. Wenn ein Unglück geschieht, dann wird sofort die Frage laut: Wer ist schuld? Wer hat das zu verantworten? Warum hat man nicht entsprechende Vorkehrungen getroffen? Egal, wie die Genehmigungsbehörde vorgeht, sie wird immer in Kritik stehen. Entweder sie verordnet zu viele oder zu wenige Auflagen – so oder so ist sie der Buhmann.

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Ohne Feste verarmt eine Gesellschaft

Trotzdem sollte es ein gesundes und für Veranstalter leistbares Maß an Sicherheitsmaßnahmen geben. Es kann nicht sein, dass alle Arten von Festivitäten, die der Kitt einer Gesellschaft sind, eingestampft werden, weil die Kosten überbordend sind. Denn so würde die Stadtgesellschaft verarmen. Die Menschen würden – das hat die Pandemie eindrücklich gezeigt – vereinsamen, zwischenmenschliche Kommunikation und Teamfähigkeit verlernen und letztlich Schaden an der Seele nehmen. Damit würde das Gemeinwesen in seinen Grundfesten erschüttert. Dann hätten Attentäter ihr Ziel erreicht.

Genau das darf weder eine Stadtverwaltung noch eine Gesellschaft zulassen. Deshalb braucht es kleine und große Veranstaltungen, leistbare Auflagen und Eigenverantwortung jedes einzelnen Bürgers und das verankerte Wissen: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit und das Leben ist per se mit Risiken behaftet. Der Tenor sollte gerade in dieser Situation lauten: Wir feiern das Leben und lassen uns von niemandem einschüchtern.