Es war der außerhalb von Konstanz wohl am meisten beachtete Ratsbeschluss der Stadtgeschichte, und es war zugleich eine Ansage an den kommenden Gemeinderat: Kurz vor der Neuwahl verabschiedete das Stadtparlament im Mai 2019 noch den Klimanotstand.

Was nichts anderes heißen sollte, dass ab sofort alles, was neu beschlossen wird, dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035 dienen sollte. Und dass das, was dem nicht hilft, zurückgestellt oder gestrichen werden sollte. Dem hat sich der Gemeinderat, dessen Amtszeit jetzt endet, nur bedingt unterworfen.

Beim Klimaschutz kommt die Stadt dem selbst gesteckten Ziel nicht nur nicht näher, sondern entfernt sich von Tag zu Tag. So steht es im Klimaschutzbericht, den die Verwaltung selbst regelmäßig aktualisiert. So sinken die Emissionen des klimaschädlichen Kohlendioxids viel langsamer, als es der Absenkpfad eigentlich vorsieht.

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Auch als Hausbesitzerin ist die Stadt nicht vorbildlich: Nur einen winzigen Teil ihrer eigenen Gebäude hat sie energetisch saniert – obwohl der Gemeinderat hier durchaus Druck aufgebaut hatte, sich aber zuletzt mit der Erklärung „zu wenig Personal“ oft zufrieden gab.

Anders sieht es mit dem Beitrag vieler Bürgerinnen und Bürger zum Klimaschutz aus. Der Anteil des Radverkehrs nimmt beständig zu, und nicht zuletzt durch die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs haben viele Hausbesitzer in Photovoltaik-Anlagen investiert. Groß ist insbesondere das Interesse in den Vororten, sich an ein Nahwärmenetz mit Seewasser-Nutzung anschließen zu lassen.

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Die Vorreiterrolle übernehmen hier freilich nicht die Stadtwerke, sondern das Singener Unternehmen Solarcomplex, dessen Basis die Beteiligung von Bürgern ist. Das ist freilich erst der Beginn: Auf- und Ausbau von Strom- und Wärmenetzen inklusive Abwärme-Nutzung aus der Müllverbrennung in der Schweiz sollen in den nächsten zehn bis 20 Jahren rund 500 Millionen Euro kosten.

In den nächsten fünf Jahren dürften die Diskussionen um Klima- und Umweltschutz an Schärfe zunehmen, das lassen die Debatten im Wahlkampf erahnen. Die Generation unter 30 wird auch in der einstigen Fridays-for-Future-Hochburg Konstanz aktiver dafür eintreten, eine lebenswerte Welt übernehmen zu können.

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Und zugleich immer wieder im Zielkonflikt sein, wenn zum Beispiel der Naturschutz in Konflikt mit der technologischen Wende oder sozialen Anforderungen steht – ob beim Thema Seewasser oder dem Eidechsenschutz an einem Ort, an dem eigentlich ein klimafreundlicher Neubau mit bezahlbaren Wohnungen entstehen sollte.

Klimanotstand: So wollen sich Parteien und Gruppierungen damit umgehen

Simon Pschorr (Links Liste Konstanz) schreibt: „Die Stadtwerke müssen auf erneuerbare Energieträger setzen. Grüner Strom wird nicht mehr ...
Simon Pschorr (Links Liste Konstanz) schreibt: „Die Stadtwerke müssen auf erneuerbare Energieträger setzen. Grüner Strom wird nicht mehr nur in großen Kraftwerken gewonnen.“ | Bild: Patrick Pfeiffer/LLK
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Marc Phillip Greis (Freie Wähler Konstanz) erklärt: „Primäre Aufgabe vor Ort ist es, unsere Einwohner durch Klimaanpassungsmaßnahmen und Hitzeaktionspläne vor extremen Wettersituationen zu schützen.“ | Bild: Sybille Wiens/FWK
Niklas Becker (Freie Grüne Liste/Grüne) verkündet: „Klimaneutral bis 2035 – Dieses Versprechen hat der Gemeinderat uns jungen Menschen ...
Niklas Becker (Freie Grüne Liste/Grüne) verkündet: „Klimaneutral bis 2035 – Dieses Versprechen hat der Gemeinderat uns jungen Menschen einstimmig gegeben. Halten wir es endlich ein!“ | Bild: Inka Reiter/FGL
*Die Gruppierung KN kommt hat den Beitrag anonym eingereicht. Das Bündnis spricht sich für Projekte aus, bei denen Bürger aktiv an ...
*Die Gruppierung KN kommt hat den Beitrag anonym eingereicht. Das Bündnis spricht sich für Projekte aus, bei denen Bürger aktiv an Maßnahmen zum Umweltschutz beteiligt werden, wie Urban Gardening. | Bild: M-SUR - stock.adobe.com
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Jürgen Ruff von der Konstanzer SPD meint: „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sind jetzt schon nötig. Entsiegelung, schattenspendende Bäume und Fassadenbegrünung sind die Stichworte.“ | Bild: Fiona Mentzel/SPD
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Yannick Fiechtner vom Jungen Forum Konstanz dazu: „Die klimatischen Veränderungen machen innovative Lösungen nötig.“ Das JFK befürworte den Ausbau von Photovoltaik und die Nutzung von Seewärme. | Bild: Anna Glad/JFK
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Roger Tscheulin von der Konstanzer CDU schreibt: „Dort investieren, wo eine möglichst große CO2-Einsparung erzielt wird. Keine Symbolpolitik, die spaltet, sondern pragmatisch vorgehen.“ | Bild: Milena Schilling/CDU
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Achim Schächtle (FDP) verkündet folgende Planung: „Erst PV-Ausbau, dann Fassaden, erst Wärmepumpen, dann neue Fenster und elektrische Müllfahrzeuge erst nach Planung und Bau einer Biogasanlage.“ | Bild: Philipp Uricher/FDP
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