Es war wohl die Gemeinderatssitzung der vergangenen fünf Jahre mit den meisten und auch mit den aufgebrachtesten Zuschauern. Im Rahmen des Einsparprogramms – das Ziel waren sechs Millionen Euro pro Jahr – sollte es Ende Oktober 2023 auch dem Theater und der Südwestdeutschen Philharmonie an den Kragen gehen.

Die Zuschüsse für Sport- und Kulturvereine, Chöre und Ensembles hatte der Rat schon zuvor empfindlich gekürzt. Nun standen auch bei den beiden Flaggschiffen des Konstanzer Kulturbetriebs Kürzungen an – bis hin zur Schließung ganzer Spielstätten wie der Spiegelhalle oder der Werkstattbühne. Und dem Orchester drohte ein Personalabbau, nach dem es viele weltbekannte Werke kaum mehr hätte spielen können.

Wenige Monate zuvor allerdings stand ein anderes Thema hoch auf der Agenda, das freilich nicht alle dem Bereich Kultur zuordnen, worin schon einiger Zündstoff liegt, der auch für den neuen Gemeinderat nicht wirklich entschärft ist: Quasi über Nacht schloss die Stadtverwaltung das Bodensee-Stadion, aus Brandschutzgründen. Das Gute-Zeit-Festival musste unter großen Mühen und hohen Kosten nach Klein Venedig umziehen. Und das Campus-Festial 2024 stand vorübergehend ganz auf der Kippe.

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Hat die Stadt nichts übrig für all das, was die Generation 16-30 als kulturelles Angebot empfindet, während Theater und Philharmonie unantastbar sind? So empfanden es viele, und der Gemeinderat löste das Dilemma, indem er Theater und Philharmonie – zusammen kosten sie, Einnahmen bereits abgezogen, die Stadt über zehn Millionen Euro im Jahr – vor den großen Einsparungen doch noch verschonte. Und zugleich ungeplante 700.000 Euro für eine Basis-Ertüchtigung des Bodensee-Stadions freigab.

Wie viel Geld Konstanz die Kultur wert ist, mit dieser Frage wird sich auch der neue Gemeinderat beschäftigen müssen. Denn anders als Kindergärten, Feuerwehr oder Straßenunterhaltung sind Investitionen in die Kultur sogenannte freiwillige Aufgaben. Hier kann Konstanz selbst entscheiden, was sich die Stadt leisten will, worauf auch Bewerberinnen und Bewerber für Führungspositionen in den städtischen Kultureinrichtungen schauen müssen, die alle in den nächsten Jahren besetzt werden müssen.

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Schon deshalb werden nicht nur Philharmonie, Theater und Museen, sondern auch andere Kulturschaffende um gute Kontakte in die Politik bemüht sein. Dennoch in Entscheidungen souverän zu bleiben, dürfte für die neu gewählten Stadträtinnen und Stadträte keine einfache Aufgabe sein.

Kultur und Kreativwirtschaft: So wollen sich Parteien und Gruppierungen dafür einsetzen

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Susanne Trunk-Dietrich von der SPD Konstanz schreibt: „Die Ertüchtigung des Bodenseestadions ist ein guter erster Schritt in die richtige Richtung. Die Jugendkultur braucht Verbündete in der Kommunalpolitik.“ | Bild: Fiona Mentzel/SPD
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Gisela Kusche (Freie Grüne Liste/Grüne) erklärt: „Es geht um Freude, Staunen, Persönlichkeitsentwicklung, aber ebenso um Grundlagen unserer Demokratie: zuhören, reflektieren, Anderes respektieren.“ | Bild: Inka Reiter/FGL
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Agnieszka Vojta (Junges Forum Konstanz) erklärt: „Unabhängig vom Alter und Geldbeutel soll jeder an kulturellen Aktivitäten teilhaben können.“ Jeder solle – einkommensunabhängig – Kultur erleben können. | Bild: Anna Glad/JFK

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* Die Gruppierung KN kommt hat den Beitrag anonym eingereicht. Das neue Bündnis wünscht sich einen Kulturfonds zur Projektfinanzierung mit transparenter Bürgerbeteiligung bei der Mittelvergabe. | Bild: M-SUR - stock.adobe.com
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Thomas Beirer von der Konstanzer FDP Konstanz antwortet dazu: „Ich kämpfe dafür, dass Konstanz die Kreativwirtschaft als relevanten Sektor anerkennt und Events wie das Campusfestival wertschätzt.“ | Bild: Philipp Uricher/FDP
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Heike Rawitzer (CDU) schreibt: „Kulturelle Bildung ist demokratische Bildung. Deshalb sind wir genauso ein verlässlicher Partner für unsere Kultureinrichtungen wie für die vielfältige freie Szene in unserer Stadt.“ | Bild: Milena Schilling/CDU
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Bernhard Hanke (Linke Liste) meint: „Wenn dem Gemeinderat nichts mehr einfällt, um Löcher in den Kassen zu stopfen, dann geraten unsere Spielhäuser und die Kulturförderung ins Fadenkreuz der Sparwut.“ | Bild: Patrick Pfeiffer/LLK
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