Wenn eine Schule eine geplante Erhöhung des Budgets nicht oder nicht vollständig bekommt, ist das dann eine Kürzung? Für viele Konstanzer Schülern und Eltern, für engagierte Lehrer und Bildungspolitiker lautet die Antwort: Ja.

Für die Stadtverwaltung macht es aber einen großen Unterschied, ob jemand etwas nicht bekommt, oder ob es weggenommen wird. So jedenfalls sagt es Kulturbürgermeister Andreas Osner, der erst mal eine missverständliche Formulierung aus der Welt schaffen will, die sein Amt in die Welt gesetzt hat.

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Recht haben alle – Lehrer-Vertreterin Andrea Herschbach, die eindringlich mahnt, nicht ausgerechnet an den Schulen zu sparen; Elternvertreterin Johanna Vogt, die für die Ausstattung der Schulen kämpft; aber auch Stadtkämmerer Ulrich Schwarz, der darauf verweist, dass die Konstanzer Schulen trotz allem gut finanziert seien.

Tatsächlich ist es so, dass das für 2023 eigentlich geplante Schul-Budget um zehn Prozent gekürzt werden soll. Es liegt aber auch danach noch 200.000 Euro über der Summe, die 2022 zur Verfügung stand; und das bei sinkender Schülerzahl.

Eine Lehrerin mahnt: Jeder Cent wird gebraucht

Paradox? Nicht unbedingt. Die Stadt Konstanz erhöht die Schulbudgets seit langer Zeit in dem Maß, in dem auch das Land mehr Geld gibt. Nun aber sollen statt 2,9 nur 2,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Das Budget ist dabei für kleinere Anschaffungen gedacht.

An- und Umbauten, Sanierung und Heizung, Haustechnik und dergleichen müssen die Schulen damit nicht bestreiten. Dennoch werde jeder Cent gebraucht, sagt Lehrerin Herschbach in der Sitzung des Bildungsausschusses, der über die von der Verwaltung vorgeschlagenen Kürzungen zu befinden hat.

Die Bildungspolitiker hören aber auch Frank Raddatz und Patrick Hartleitner, die als Schulleiter ebenfalls um jeden Cent Unterstützung kämpfen. Sie sagen: An den großen Schulen ist ein geringerer Anstieg des Budgets schon mal vertretbar, an den kleineren ist es dagegen hart.

Aufhorchen lässt Hartleitner die Politiker aber auch, als er sich für ein Projekt verwendet, das er wichtig findet – obwohl seine Schule, das Suso, und die von ihm vertretenen anderen Gymnasien nichts davon haben. Die Hilfe zur Eingliederung von förderbedürftigen Schulabsolventen in den Arbeitsmarkt solle doch bitte nicht dem Rotstift zum Opfer fallen.

Er würde vorübergehende Kürzungen im Schul-Budget zähneknirschend hinnehmen, aber für die Förderung des Berufseinstiges von ...
Er würde vorübergehende Kürzungen im Schul-Budget zähneknirschend hinnehmen, aber für die Förderung des Berufseinstiges von benachteiligten Schülern kämpft er: Patrick Hartleitner, Rektor des Konstanzer Suso-Gymnasiums, denkt weit über seine Schule hinaus. | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

„Wenn Schüler uns verloren gehen, haben wir ganz andere Probleme“

Wenn die Stadt sich diese 40.000 Euro spare, mit denen Abgänger der Buchenberg-, Berchen-, Gemeinschafts- und Geschwister-Scholl-Schule bei Bewerbung und Berufseinstieg durch Beratung und Begleitung unterstützt werden, sei am falschen Ende gespart, sagt Charlotte Dreßen, die Leiterin der Gemeinschaftsschule Gebhard. Da gebe es „ein hohes Risiko, dass sie uns verloren gehen, dann haben wir ganz andere Probleme“. Das überzeugt die Mitglieder im Bildungsausschuss dann auch.

Eine Entscheidung haben sie zum Auftakt eines beispiellosen politischen Sparwinters in Konstanz nicht wirklich zu treffen. Doch für die Berufsanfangsbegleitung wollen die Politiker kämpfen, das wird in der Sitzung deutlich. Bei den Schulbudgets wollen sie vor allem die kleinen Schulen nicht ganz so hart mit Sparvorgaben überziehen wie die Verwaltung zuerst vorgeschlagen hatte.

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Ein paar Bildungs-Projekte werden wohl eingestellt

Sparwille herrscht dagegen beim wissenschaftlichen Förderpreis der Stadt Konstanz, bei dem sich die Preisträger in den letzten Jahren laut Bürgermeister Andreas Osner oft nicht einmal die Mühe machten, ihn persönlich entgegenzunehmen.

Auch aus der langen Nacht der Wissenschaft (Stadt-Anteil: 15.000 Euro) scheint ein Ausstieg der Stadt wahrscheinlich. Und ein seit Jahren immer wieder verlängerter Zuschuss an die Universität für die Anmietung der Bischofsvilla am Seerhein – hier ist ein Exzellenz-Cluster untergebracht – steht auf wackeligen Füßen.

Hier in der Bischofsvilla am Seerhein ist das Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Identität“ zuhause. Künftig muss ...
Hier in der Bischofsvilla am Seerhein ist das Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Identität“ zuhause. Künftig muss die Universität Konstanz die Miete wohl ohne Unterstützung der Stadt Konstanz aufbringen. Die 11.000 Euro jährlich fallen den Sparzwängen zum Opfer. | Bild: Katrin Binner

Bürgerliche mahnen: So klappt‘s nie mit dem Sparen

Während Susanne Heiß von den Freien Wählern und Armin Schächtle von der FDP finden, dass es mit dem Sparen nie klappen wird, wenn nicht auch die Schulen einbezogen werden, ist das für Matthias Schäfer (Junges Forum), Zahide Sarikas (SPD) und Till Seiler (Freie Grüne Liste) schwer vorstellbar; Wolfgang Müller-Fehrenbach (CDU) positioniert sich irgendwo in der Mitte.

Unklar ist freilich, ob es bei einer einmaligen, auf zwei Jahre angelegten Spar-Runde bleibt oder ob es am Ende zu dauerhaften Einschnitten bei den Schulen kommt. Suso-Schulleiter Patrick Hartleitner kann vor einem solchen Schritt nur warnen. Auch bei Druckkosten, Materialien und anderen Anschaffungen explodierten derzeit die Preise sagt er. Und ergänzt einen Satz mit politischer Sprengkraft: „Die Lernmittelfreiheit gerät ins Wanken“ – was heißt: Kinder aus ärmeren Familien könnten bald noch weniger Chancen haben.

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